Traumjob Schuhdesignerin

Alessandra Lanvin: 'Schuhe sind kleine Kunstwerke!'

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Alessandra Lanvin, einst Headhunterin, hat sich in der Karenz ihren größten Berufswunsch erfüllt. Der Talk über Schuhe, Kind & Kunst.

Mit dem großen Modeunternehmen verbindet Alessandra Lanvin (32) nur noch ihr angeheirateter Nachname und die Familiengeschichte. Seit 2001 ist Lanvin (das älteste existierende französische Modehaus) in taiwanesischer Hand. Also hat die studierte Kunsthistorikerin, die 2008 Hubert Lanvin – Nachfahre der Modeschöpferin Jeanne Lanvin – heiratete,  ihr berufliches Glück einfach selbst in die Hand genommen.       

Karriere in der Karenz
Während ihrer Schwangerschaft, 2009, gründete sie das Schuhlabel Aperlai und gehört seit einiger Zeit zu den Designlieblingen der schicken Pariserinnen. Ihre meist hochhackigen Kreationen gibt es seit letzter Woche nun auch in Wien (s. rechts). MADONNA traf Lanvin zum Karriere-Talk.

Wann und warum kamen Sie auf die Idee, Ihr eigenes Schuhlabel zu gründen?
Alessandra Lanvin:
Das war während meines Mutterschutzes. Zuvor war ich Headhunter in der Industrie, spezialisiert auf Fashion und Luxusgüter. Durch meine Arbeit habe ich viele Handwerker und Hersteller der Schuhindustrie in Italien kennengelernt. In den ersten Monaten meiner Schwangerschaft war mir schlecht und dann war ich einfach voller Energie und Tatendrang. Das müssen die Hormone gewesen sein (lacht). Schuhe waren immer schon meine Leidenschaft und ich dachte: Ich habe drei Monate bis zur nächsten Fashion Week. Jetzt oder nie! Also habe ich in kurzer Zeit eine kleine Linie herausgebracht, um zu sehen, ob es gut ankommt...

Wie kamen Sie auf den Namen Aperlai?
Lanvin:
Ich bin halb Türkin, halb Italienerin. Auf Aperlai (Anm.: eine türkische Küstenstadt) haben wir unser Familienferienhaus. Ich fahre dort immer wieder hin, seit ich klein bin. Es ist ein magischer Ort.

Wie sind Sie in Paris gelandet?
Lanvin:
Meine Großmutter hat in Paris gelebt. Als sie krank wurde, habe ich beschlossen, in Paris zu studieren, um bei ihr sein zu können. Da habe ich meinen Mann kennengelernt und bin geblieben.  

Hubert Lanvin ist ein Erbe der großen Jeanne Lanvin. Ist er auch im Modebusiness?
Lanvin:
Er ist im Immobilienbereich und im Industrial Design tätig. Er weiß also ganz genau, wie man eine Firma führt , und steht mir immer mit Rat und Tat zur Seite. Er unterstützt mich sehr bei meiner Arbeit und ich habe großes Glück, ihn zu haben.

Ihr Sohn ist drei Jahre. Wie verbinden Sie Kind und Karriere?
Lanvin:
Das Problem ist, es gibt dann immer eine Sache, die man nicht ganz so gut macht. Egal, wie sehr man sich bemüht, irgendetwas kommt immer zu kurz. Gutes Zeitmanagement ist alles! Ich bemühe mich auf jeden Fall (lacht).

Sie sind selbstständig, haben Sie ein Homeoffice?
Lanvin:
Ja, allerdings nur, weil meine Fenster in meiner Wohnung größer sind als in dem Büro und das Tageslicht bei der Auswahl der Farben und Materialien viel vorteilhafter ist. Mein Sohn besucht den Kindergarten.  

Designen Sie alle Schuhe selbst?
Lanvin:
Ja, ich lasse mich gerne von Ausstellungen und Künstlern inspirieren – aber auch von meiner Mutter. Daraufhin mache ich erste Zeichnungen und es wird vom Modellisten ein erster Prototyp angefertigt. Der Techniker beginnt dann, an dem Absatz zu arbeiten. Das kann oft recht kompliziert sein. Der Schuh ist das technischste und am schwierigsten herzustellende Produkt der gesamten Industrie. Es ist viel diffiziler als etwa eine Handtasche oder ein Kleid, denn ein einzelner Hersteller kann nicht den ganzen Schuh herstellen. Es braucht viele verschiedene Zulieferer und Produzenten. Es gehört viel Organisation dazu.

Tragen Sie eigentlich oft High Heels?
Lanvin:
Oft, aber ich liebe es, tagsüber flache Schuhe anzuhaben. Ich habe mein Büro in Saint Germain in Paris und dort sind alle Gebäude wirklich alt, die Stiegen schmal und Aufzüge gibt es keine. Deshalb trage ich zur Arbeit immer Mokassins oder Sandalen. Das ist viel praktischer, schließlich schleppe ich viele Kisten mit Schuhen durch die Gegend.

Gibt es für Sie ein absolutes No-Go bei Schuhen?
Lanvin:
Ja. Weiße, flache, geschlossene Schuhe. Das macht die Füße einfach riesig!

Wie viele Schuhe besitzen Sie?
Lanvin:
(Lacht.) Einmal habe ich versucht, sie zu zählen, bin aber gescheitert. Rechnen wir nach: Wenn ich 30 Schuhe pro Kollektion bestelle und wir sechs Kollektionen haben, macht das schon einmal 180 Paare. Dazu kommen noch die, die ich vor meiner Designerkarriere gekauft habe – und das waren viele. Also komme ich etwa auf 300, 400 Paar Schuhe. Auf jeden Fall habe ich einen eigenen Raum dafür. 

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