Betrogen!

Wenn er fremdgeht …

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Wenn er fremdgeht … Ist das ein Schock für jede Frau. Aber: Laut neuer Studie auch eine Chance. Experten klären auf. Plus: Ist Treue denn überhaupt möglich? 

Langfristig gesehen geht es Frauen, die betrogen wurden, besser. Das besagt eine aktuelle Studie über Beziehungsauflösungen der Binghamton University und des University College London. Wir wollten wissen, warum eine betrogene Frau vom Betrug profitieren kann und haben bei der klinischen Psychologin Mag. Sabine Standenat nachgefragt. Ein Seitensprung ist laut der Expertin eines der schmerzhaftesten Erlebnisse.  Denn betrogen werden signalisiert Frauen: Ich bin es nicht wert. „Wenn ich gut genug gewesen wäre, dünner oder attraktiver, dann hätte er das nicht gemacht. Das Betrogenwerden kratzt an der Urwunde jedes Menschen, dass wir es nicht wert sind. Aus Erfahrung kann ich sagen, dass 98 Prozent der Menschen dieses Minderwertigkeitsgefühl in sich tragen.“ Aber die meisten lernen über Schmerzen. „Nach dem Betrug wird die Frau näher in sich hineinhören und sich aufgrund des Schmerzes auf den Weg machen, sich besser kennenzulernen. Aber: Auch wenn es viele gibt, die aus diesem Schmerz die rich­tigen Schlüsse ziehen, ist es nicht die Regel. Nach dem ­ersten Mal ist es selten, dass Menschen sofort etwas dazulernen.“ Betrogenen Frauen empfiehlt sie: Alles hinterfragen und in sich hineinhören! Was will ich wirklich? Ist Treue für mich ein Faktor? Und: „Die Gefühle zulassen! Von absoluter Ohnmacht,  Hilflosigkeit, Verzweiflung bis hin zur Wut.“
 
Seitensprung als neue Chance
Die aktuelle Studie „Intrasexual Mate Competition and Breakups: Who Really Wins?“ kommt zu dem Schluss, dass Betrug positive Auswirkungen auf die betroffenen Frauen hat. So ist es für die Betro­gene zwar ein tiefer Schock, sie lernt aber ihre Partner in der Zukunft besser auszuwählen – „schlechte“ Partner werden schneller ausselektiert. Die Studie basiert auf einer anonymen Online-Umfrage, an der mehr als 5.000 Menschen aus 96 Ländern teilgenommen haben. 
 
Untreue verzeihen können
Ein Seitensprung stört den wichtigsten Dreiklang in der Liebe: Respekt, Vertrauen und Achtung. Hat eine Liebe nach einem Ausrutscher eine realistische Chance? „Es macht einen Unterschied, ob es sich um eine Affäre oder eine einmalige Sache handelt. Laut Sabine Standenat hat eine Beziehung nur eine Chance, wenn der „Betrüger“ sich bemüht. Der Fremdgeher muss sich mit positiven Gesten quasi „überschlagen“. Wenn er das nicht macht, gibt es keine Hoffnung. „Vertrauen nach Betrug wieder aufzubauen ist das Schwerste.“ Doch warum gehen wir überhaupt fremd? „Für Untreue gibt es zwei Motive. Einerseits Unzufriedenheit in der Beziehung, wenn bestimmte Wünsche nicht erfüllt werden. Oder aber man sucht einfach nach Bestätigung.“ 

Monogamie – eine Lüge?
Entspricht es unserer wahren Natur, nur mit einem Partner zusammen und intim zu sein? „Auf einer tiefen Ebene glaube ich das nicht. Fakt ist: Es gibt eine Sexualität ohne Liebe. Männer geben so etwas leichter zu als Frauen. Ob Monogamie eine Lüge ist? Hart formuliert würde ich ja sagen.“ 
 
Experten-Rat
Was aber tun, wenn man als Ehefrau vom ­Betrug des Mannes erfährt? Anwältin Kristina Venturini-Köck (Interview siehe unten) rät: „Wenn man den Mann noch liebt, sollte man ihn auffordern, eine Paartherapie zu machen.“
 
Scheidungsanwältin Dr. Kristina Venturini-Köck im Interview
Wie sollte eine Ehefrau reagieren, wenn sie erfährt, dass sie betrogen wurde?
Kristina Venturini-Köck:  Wichtig ist, einen kühlen Kopf zu bewahren und die Beweise zu sichern. Entweder beauftragt man einen Detektiv oder die Beweise wurden bereits vorgefunden. Die weitere Reaktion hängt davon ab, ob die Frau ihren Mann noch liebt. Ist dies der Fall, dann ist der Mann aufzufordern, in eine Paartherapie zu gehen. Das schlechte Gewissen der Männer lässt von Tag zu Tag nach, weshalb eine rasche finanzielle Lösung angestrebt werden muss. Ein Beratungsgespräch beim Scheidungsspezialisten ist unumgänglich. Dann folgt das Gespräch mit dem Partner. 
 
Was verändert „Betrug“ im Fall einer Scheidung?
Venturini-Köck: Sollte die Ehe nicht bereits zerrüttet sein, dann spielt der Betrug für die Klärung der Verschuldensfrage eine große Rolle, da das Verschulden für den nachehelichen Ehegattenunterhalt eine Voraussetzung ist. Der Betrug ändert nichts an der Aufteilung des ehelichen Vermögens. Bereits zerrüttete Ehen können nicht mehr zerstört werden, sodass in diesem Fall die Untreue rechtlich nicht mehr relevant ist. Der Beweis für die Zerrüttung der Ehe vor der Untreue ist zu erbringen.

Wie oft ist Untreue der Grund für eine Scheidung?
Venturini-Köck: In den meisten Fällen – bei jeder zweiten Scheidung – ist es der Auslöser für die Trennung, wobei auch respektloses Verhalten, ein „sich gehen lassen“ Gründe für eine  Scheidung sind. 
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