"Ex-Faktor"

Umfrage: So sehr beeinflussen uns Ex-Beziehungen

23.11.2023

Die Dating-App Parship befragte Singles auf Partnersuche, wie sich Ex-Partnerschaften auf ihr aktuelles Dating-Leben auswirken. Die Expert:innen Stella Schultner und Eric Hegmann teilen im Doppelinterview Informationen zum "Ex-Faktor".

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Gefühle kann man nicht einfach wie einen Lichtschalter ausschalten. Das gilt laut aktueller Parship-Umfrage auch für gescheiterte Beziehungen. Denn, viele Menschen sind in Sachen Liebe echte Gewohnheitstiere: Für drei Viertel (76 Prozent) der befragten Singles ist klar, welcher Typ ihr Herz höherschlagen lässt. Mit zunehmendem Alter wächst dieses Bewusstsein sogar noch mehr: bei den 18- bis 29-Jährigen sind es 60 Prozent, bei den 60- bis 69-Jährigen bereits 80 Prozent.

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Vor allem Frauen suchen bewusst Abwechslung zum Ex

Allerdings lohnt es sich manchmal, neue Wege zu gehen: Fast 40 Prozent der Frauen und jeder dritte Mann (33 Prozent) wählen nach einer enttäuschenden Beziehung bewusst einen anderen Charakter als den oder die Ex. Besonders bei den 40- bis 49-jährigen Singles (44 Prozent) steht Abwechslung bei neuen Dates hoch im Kurs. Möglicherweise lässt sich so die Vergangenheit besser abschließen, denn mehr als jede:r Vierte (28 Prozent) fühlt sich beim Flirt durch Gestik oder Mimik des Gegenübers an den oder die Ex erinnert. So geht es vor allem den 50- bis 59-Jährigen (32 Prozent). Bei einem Viertel (25 Prozent) aller befragten Männer und Frauen tauchen sogar bereits beim Betrachten von Dating-Profilen Erinnerungen an vergangene Lieben auf.

Ex-Beziehungen sind oft Tabu-Thema bei Dates

Über ehemalige Partner:innen beim Date sprechen? Für die meisten (57 Prozent) ein absolutes No-Go. Besonders die jüngere Generation zwischen 18 und 29 Jahren (66 Prozent) und die ältere zwischen 60 und 69 Jahren (64 Prozent) finden das abtörnend. Knapp die Hälfte aller befragten Singles (45 Prozent) verliert sogar sofort das Interesse, wenn beim Date Ex-Beziehungen zum Gespräch werden. Aber auch die Neugier spielt mit: Jede dritte Frau (33 Prozent) zeigt sich interessiert an den Ex-Lieben ihres Date-Gegenübers – bei den Männern sind es nur 29 Prozent.

Besser aufgehoben sind Informationen über den oder die Ex im Freundeskreis: Fast die Hälfte der Frauen (44 Prozent) plaudert hier über vergangene Beziehungen, aber nur ein Drittel der Männer (34 Prozent) tut es ihnen gleich. Die Gen Z scheint mit 29 Prozent den geringsten Redebedarf zu haben, während die 50- bis 59-Jährigen am meisten „Ex-Talk“ teilen (45 Prozent).

Nachgefragt im Doppelinterview: Typische Muster in der Liebe

Stella Schultner (Love-Coach und Mitglied im Parship Expertenteam) und Eric Hegmann (Parship Studienbegleiter, Paartherapeut & Single-Coach) geben Antworten.

Gibt es einen optimalen Zeitpunkt, ab dem man sich nach einer Trennung wieder ins Dating stürzen sollte?
Eric Hegmann:
Schutzmechanismen nach einer Trennung können emotionale Verbindungen verhindern. Wer wieder daten möchte, sollte sich überlegen, ob er oder sie wirklich Lust hat, neue Menschen kennenzulernen. Bei Zweifeln ist es hilfreich, zu warten und die Zeit für persönliche Glücksmomente zu nutzen. Wenn der Funke bei neuen Dates so gar nicht überspringen will, ist man vielleicht zu früh dran.

Warum fühlen wir uns von bestimmten Persönlichkeitstypen angezogen, die Ähnlichkeiten mit dem oder der Ex aufweisen?
Stella Schultner:
Ein Muster bei der Partnerwahl kann bereits früh entstehen. Oft finden wir Menschen attraktiv, die Familienmitgliedern ähnlichsehen oder vergleichbare Persönlichkeitsmerkmale aufweisen. Aber auch Ex-Beziehungen können diesen Einfluss auf uns haben.
Eric Hegmann: Die Anziehung zu anderen wird von verschiedenen Faktoren beeinflusst, darunter Prägungen aus der Kindheit, Beziehungserfahrungen, kulturelle Einflüsse und Medien. Viele Menschen haben ein Beuteschema, das sich auf Äußerlichkeiten und Verhaltensweisen erstreckt, weil wir lernen, mit verschiedenen Aspekten umzugehen.

Ist das ein Problem beim Dating?
Stella Schultner:
Ein Problem ist es nur dann, wenn wir uns immer wieder zu Menschen hingezogen fühlen, die uns nicht guttun. Nicht selten liegt dies daran, dass wir ein ungesundes Umfeld gewohnt sind und unbewusst akzeptieren.
Eric Hegmann: Vor allem unsere Konfliktbewältigung und Kommunikationsstile aus vergangenen Erfahrungen beeinflussen die Wahl von Partner:innen, mit denen wir alte Muster wiederholen, sodass alte Fehler erneut auftreten können.

Woran erkennt man, ob man sein Muster überdenken sollte? 
Eric Hegmann:
In meiner Arbeit beobachte ich, dass Zurückweisungen und schlechte Dating-Erfahrungen zu erhöhter Vorsicht und Misstrauen führen können. Es lohnt sich, die Muster der Partnersuche zu reflektieren, da Schutzstrategien aufgrund vergangener Erfahrungen eigene Weiterentwicklung und persönliches Wachstum oft behindern.
Stella Schultner: Manchmal wird uns das leider erst durch schmerzhafte Erfahrungen bewusst.

Ist es ratsam, mit einem neuen Match über Ex-Beziehungen zu sprechen?
Stella Schultner:
Ich rate eher davon ab. Eine neue Verbindung sollte die Chance haben, neu und unbeschwert zu starten. Wenn wir das Bedürfnis verspüren, mit Dates viel über den oder die Ex zu sprechen, kann das ein Hinweis auf unzureichend verarbeitete Dinge sein. Das kann dazu führen, dass wir die neue Person vergleichen und uns nicht richtig auf sie einlassen können. In diesem Fall macht es Sinn, Vergangenes aufzuarbeiten. 
Eric Hegmann: Eine ambivalente Situation. Einerseits möchte man nicht über frühere Verletzungen sprechen, andererseits erfahren durch Erzählungen aus der Beziehungsbiografie viel über die andere Person. Die Gefahr des Vergleichens und einer möglichen Abwertung des Gegenübers durch den eigenen verletzten Selbstwert sind aber hoch. Wichtig ist, wie sich beide dabei fühlen. 

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