Sexpertin Paula Lambert im Talk

Mehr Höhepunkte, bitte!

24.03.2017

Was tun, wenn weibliche Höhepunkte im Bett ausbleiben? Sexpertin Paula Lambert kennt die Ursachen und Lösungen. 

Zur Vollversion des Artikels
© Durex
Zur Vollversion des Artikels
Die deutsche Sexpertin Paula Lambert (42) hat sich in ihrer neuen Funktion als Markenbotschafterin von Durex eines zum Ziel gesetzt: Mehr Frauen zu besserem Sex zu verhelfen. Es gibt viel zu tun, denn die weibliche Höhepunkt-Quote ist ausbaufähig. Wir haben bei der Moderatorin ("Paula kommt!" auf Sixx) nachgefragt, wie im Schlafzimmer Lust aus Frust wird. Der Talk. 

2 von 3 Frauen kommen nicht regelmäßig zum Orgasmus beim Sex. Woran liegt das?
Paula Lambert: Das hat ganz viele Gründe. Erstens wurde die weibliche Sexualität jahrhundertelang unterdrückt, zweitens haben wir immer noch nicht gelernt, vernünftig darüber zu kommunizieren. Die Leute fragen eher jemand Fremden um Hilfe, als innerhalb der Partnerschaft mit dem betroffenen Teilnehmer darüber zu sprechen. Ich glaube auch, dass wir in einer Zeit leben, in der wir alle überfordert sind mit den Ansprüchen, die der Alltag an uns stellt. Wenn ich um 6 Uhr aufstehe, Frühstück für alle mache, die Kinder in die Schule bringe, zur Arbeit fahre, einkaufen gehe und vielleicht auch noch putze, dann hab ich abends keinen Bock mehr, durch die Betten zu turnen. Das ist völlig logisch! Jemand, der so lebt, kann nicht dreimal am Tag Sex haben, und das ist okay! Studien sagen ja auch, dass das persönliche Glücksempfinden nicht deutlich steigt, wenn man mehr als einmal die Woche Sex hat. Was aber sein muss, ist, dass dieser Sex, den man hat, unbedingt befriedigend abläuft, und zwar für beide gleichermaßen! Darauf zu achten und die eigene Sexualität ernst zu nehmen und als gleichberechtigt anzusehen, haben viele Frauen einfach noch nicht geschafft. 
 
Was raten Sie Frauen, die in ihrer Beziehung unbefriedigenden Sex haben?
Lambert: Das Erste, was ich frage, ist: „Sprichst du mit deinem Partner darüber?“ Die beiden Antwortmöglichkeiten sind dann „Ja, wir reden oft darüber“ oder „Nein, nie.“ In beiden Fällen hakt es total an der Kommunikationsform. Selbst diejenigen, die darüber sprechen, tun das mit Vorwürfen oder finden nicht die Sprache, die beim anderen auch ankommt. Was normalerweise bei Paarproblemen im sexuellen Bereich immer hilft, ist, eine vernünftige Kommunikation aufzubauen, den Körper des anderen kennenzulernen und die Bedürfnisse zu formulieren. Sich gegenseitig so wahr und ernst zu nehmen, wie es der andere eben braucht – und das ist bei jedem völlig unterschiedlich. Deswegen ist es wichtig, über den Sex immer im Gespräch zu bleiben, selbst wenn man seit 20 Jahren zusammen ist.  
 
Mangelt es auch an der Auseinandersetzung mit dem eigenen Körper?
Lambert: Die Basis einer guten, gesunden Sexualität ist ein bestmögliches Verhältnis zu sich selber. Das heißt, die eigenen Bedürfnisse zu kennen, ernst zu nehmen und gegenüber anderen zu verteidigen. Ich glaube, wenn man den Zustand der Selbsterkenntnis erreicht hat, auch wenn es einem noch an Selbstliebe mangelt und man nicht am Ende des Weges ist, hat man an diesem Punkt die Chance, an seiner Sexualität zu arbeiten. Nicht Sex als Bedürfnisbefriedigung, sondern Sex als intimes Erleben, und das ist es, was Sex gut macht. Vögeln kann jeder, aber richtig Sex haben, das ist die Kunst!

Selbstbewusstsein zu lernen klingt nach langjähriger Arbeit. Gibt es vielleicht einen Geheimtrick für Anfänger, der Appetit auf mehr Selbstliebe macht?
Lambert: Den ganz großen Berg zu überwinden, dauert in der Tat eine Weile. Aber es gibt natürlich auch kleine Häppchen auf dem Weg. Zum Beispiel ist es Quatsch, sich ständig mit Topmodels zu vergleichen, die den ganzen Tag hart arbeiten, um genau so auszusehen. Wenn man in der Umkleide steht und über sich flucht, sollte man nicht auf die scheinbaren Fehler schauen, sondern auf das, was schön und einzigartig ist. Im Makel liegt nämlich eine fröhliche Schönheit, die es zu präsentieren gilt!
 
Das erste Mal mit der neuen Liebe im Bett. Was, wenn ich selbst noch nicht vollkommen vernarrt bin in meinen Körper? Die Selbstsichere spielen?
Lambert: Auf keinen Fall so tun als ob! Dann lieber eine einigermaßen sichere Umgebung herstellen, also eine, in der man sich wohlfühlt. Keine taghelle Beleuchtung zum Beispiel. Aber es hilft nichts – entweder er mag sie, wie sie ist, oder er soll sich eine andere suchen. Schauspielerei in der Liebe hat noch keinen weitergebracht. Die Chance, dass er sie mag, ist ja recht groß, darum wird er alles mit dem Blick der Liebe betrachten. Jemand der aufrichtig vernarrt ist, lässt sich nicht von Pölsterchen oder knotigen Knien abschrecken.
 
Frauen hemmt mangelndes Selbstbewusstsein in Bezug auf die eigene Attraktivität im Bett, Männer Leistungsdruck. Ausgleichende Gerechtigkeit?
Lambert: Beides ist blöd. Am besten wäre, wir würden uns dahingehend entwickeln, den Menschen so zu akzeptieren, wie er nun mal ist. Und Leistungsdruck ist eine grässliche Sache, egal ob in Bezug auf Aussehen oder Potenz. Einen Mann, der mal keinen hochkriegt, sollte man mit Liebe überschütten, ebenso eine Frau, die sich selbst nicht mag. Wie Küken, die lässt man doch auch nicht im Regen stehen.
 
Durex-Studie
2 von 3 Frauen kommen beim Sex nicht regelmäßig zum Höhepunkt – das hat Durex im Zuge einer neuen Studie herausgefunden.  Aber auch der Lustfaktor lässt zu wünschen übrig: Nur jede dritte Frau ist mit der Anzahl und Qualität ihrer Orgasmen zufrieden.
 
Nur jede fünfte Frau kommt am besten beim Geschlechtsverkehr zum Orgasmus. Nachgeholfen mit Sextoys und Lustbringern wird nur bei 37 % aller Paare. Schade eigentlich, denn das Experimentieren mit Hilfsmitteln regt die sexuelle Gesprächskultur an. 
 
Nur 15 % der Frauen erleben immer einen Orgasmus beim Sex . Dafür hat die Hälfte schon mal einen Höhepunkt vorgetäuscht. Besonders schockierend: 32 % der Paare sprechen erst gar nicht über das Thema Orgasmus. Es herrscht also dringender Nachholbedarf in den Schlafzimmern …
 
Buchtipp. Paula Lamberts Selbstliebe-Ratgeber „Finde dich gut, sonst findet dich keiner“. Heyne, 9,30 Euro.
© Heyne
Zur Vollversion des Artikels