Affären

Leben als Geliebte

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Eine Wiener Autorin schrieb sich in einem Buch ihr Geliebten-Trauma von der Seele. Bei anderen „funktioniert“ die Dreiecksbeziehung offenbar gut – zumindest behaupten die Männer das. Der Report.

(c) sxcSie kuscheln in der Hängematte, wälzen sich eng umschlungen am Sandstrand und können einfach nicht die Finger voneinander lassen. Sienna Miller (26), britische Schauspielerin, und Millionenerbe Balthazar Getty (33) haben in den letzten Wochen der ganzen Welt gezeigt, wie verliebt sie ineinander sind. Dennoch hinterließ das Betrachten der nicht ganz jugendfreien Bilder ein ungutes Gefühl. Man mochte sich einfach nicht so richtig über das junge Glück freuen. Denn etliche tausend Kilometer vom Turtel-Tatort Italien entfernt, saß Balthazars Ehefrau Rosetta und versuchte ihre vier Kinder vor den Beweisfotos von Papas Affäre zu schützen. Etwas, woran das Paar im Liebesrausch nicht dachte.

Das Los der Geliebten
Jetzt scheint sich zumindest Balthazar Getty seiner Familie erinnert zu haben und versucht seine Frau zurückzugewinnen. Fassungslos und ratlos sieht man nun Sienna Miller ganz alleine auf Fotos. Dabei müsste gerade sie sich gut in die Situation von Gettys Ehefrau einfühlen können. War sie doch die Betrogene, als sie noch Jude Law liebte und der mit dem Kindermädchen fremdging. Damals drohte Sienna übrigens der Nebenbuhlerin: „Sie sollte in Angst leben. Ich hoffe nur, dass diese Frau mir nicht eines Tages in einer dunklen Gasse begegnet.“

Worte, die zeigen, dass die Rolle einer Geliebten alles andere, als nur spannend und prickelnd ist. Sicher, sie ist die, nach der der Mann sich verzehrt (zumindest anfangs) und die, die für ihr Stillhalten belohnt wird (im Bestfall). Aber sie ist auch die, die sich nach dem Terminkalender des Mannes richten muss, ihn nicht sehen und nicht anrufen kann, wann sie will. Und die wartet. Auf ein Treffen und oft auch auf eine Entscheidung.

Erschienen im Novum-Verlag (15,90 €)Die „andere“ Frau.
Da stellt sich die Frage, wie viel eine verliebte Frau aushalten muss. Genau das hat sich auch Autorin Andrea Hilber in ihrem Buch Eine Robbe im Kaffeehaus gefragt. Darin beschreibt die 26-jährige Wienerin ein Stück Beziehungsgeschichte, das sie selbst erlebt hat. Und in dem sie die „andere Frau“ war. Allerdings lange Zeit, ohne es überhaupt zu wissen.

„Ich war Studentin und Anfang zwanzig, als ich ihn kennenlernte. Reiseleiter, viele Jahre älter, schon richtig im Leben stehend. Ich war beeindruckt“, erinnert sich Hilber. Und so glaubte sie ihm auch, dass er den Ehering nur trug, „damit ihm die mitreisenden Damen nicht nachrennen“ und dass die hübsche junge Frau, die ihn vom Bahnhof abholte „nur seine Cousine sei“. Warum er sie niemandem vorstellte und sich ihr in der Öffentlichkeit gegenüber distanziert verhielt, erklärte er ihr mit so vagen Aussagen wie: „Ich hatte eine schwere Zeit und habe lange nur schwarz getragen“. „Dadurch heizte er meine Fantasie an und veranlasste mich zu Spekulationen“, sagt Hilber. „Ich erklärte mir das so, dass seine Frau gestorben und es jetzt noch zu früh war, um mit einer Neuen daherzukommen“.

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Handy durchsucht
Erst als sich ihr Freund immer öfter in Lügen verstrickt, wird sie misstrauisch. „Einmal war die Cousine ein junges Mädchen und dann plötzlich Mutter von zwei Kindern“, so Hilber. Dann wieder erklärte er ihr, dass er in Thailand arbeiten sei, obwohl sich ein so schnelles Ankommen am Reiseziel nicht einmal mit einem Flug mit der „Concorde“ hätte vereinbaren lassen. Die Autorin: „Auf den Anruf drei Tage später – er befand sich mittlerweile in einem buddhistischen Kloster – will ich gar nicht mehr näher eingehen. Die Wahrscheinlichkeit, dass er sich gerade auf einem Rundgang durch das Stift Melk befand, war größer!“ Um endlich die Wahrheit herauszufinden, durchstöbert Andrea Hilber sein Handy und wird in Anruflisten und SMS-Speicher fündig. Es gab eine andere. Und so zieht sie den Schlussstrich. Das Buch war für sie die Gelegenheit „noch einmal darüber nachzudenken, wie naiv ich doch war“.

Als nahezu naiv kann man auch jene Frauen bezeichnen, die darauf hoffen, dass ihr Geliebter seine Ehefrau verlässt. Laut Studien bleiben etwa 90 Prozent der Männer bei ihren Frauen. Schließlich trennt man sich nicht so leicht. Wegen der Kinder, des Geldes, der Verbundenheit, und weil man mehr als eine lieben kann.

Dreiecksbeziehung

Zumindest zwei Frauen liebt der deutsche Erfolgsregisseur Dieter Wedel. Der 65-Jährige lebt eine offene Dreiecksbeziehung mit seiner langjährigen Lebensgefährtin Uschi Wolters (56), die seine Hamburger Filmfirma leitet, und der 29 Jahre jüngeren Tänzerin Dominique Voland, mit der er einen Sohn hat. Wedel: „Beide Frauen kommen wunderbar miteinander aus. Sie sind tolerant und warmherzig.“ Eine Aussage, die beide bestätigen. Dieter habe „sicher den besten Part“ in der Beziehung, meint Langzeit-Gefährtin Uschi Wolters entwaffnend offen. Aber sie leide nicht und sie verstünden sich alle „wirklich glänzend“. Und Freundin Dominique Voland erklärt: „Zwischen Uschi und mir gibt es überhaupt keine Probleme“.

Selbstbewusst wie sie sind immer häufiger Geliebte. „Es gibt heute viele Frauen, die gar keine ganz feste Beziehung und die dazugehörige Verantwortung übernehmen wollen“, weiß Paartherapeut Wolfgang Schmidbauer, der das Buch Die heimliche Liebe geschrieben hat. „Für die ist so ein Modell dann genau das Richtige.“ Allerdings halten solche Beziehungen nicht mehr so lange wie früher. Autor Hans Jellouschek schreibt in Die Rolle der Geliebten in der Dreiecksbeziehung: „Solange sich die Geliebte Nutzen aus der Beziehung verspricht, bleibt sie, wenn sie aber leidet, beendet sie das Verhältnis schneller als in der Vergangenheit.“ Die Geliebte, die ihr halbes Leben lang auf den Mann wartet, scheint also ein Auslaufmodell zu sein.

Ewig untreu
Die Ehefrau, die ihr Leben lang ihrem Mann alles verzeiht, scheint es dafür noch zu geben. Zum Beispiel in der Person von Mireille Blanco, Ehefrau von Schlagersänger Roberto Blanco (71), der seit Jahrzehnten mit wechselnden Geliebten „Spaß hat“. Zurzeit ist die Kubanerin Luzandra Strassburg (32) an der Seite des Barden, der seinen Hit (Ein bisschen Spaß muss sein) zum Lebensmotto erkoren hat. So war Blanco, als er Luzandra kennenlernte, nicht nur verheiratet, sondern hatte auch eine Freundin, mit der er auch ein Kind hat. Trotzdem kein Grund zur Sorge für seine neue Freundin. „Ich habe nicht vor, sie mit anderen Frauen zu betrügen. Männer gehen nur fremd, wenn sie etwas suchen, was sie nicht bekommen. Ich habe alles“, so Blanco zufrieden grinsend. Selbst schuld, wer ihm das glaubt.

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