Experten-Tipps

Langeweile im Bett? Super-Sex ist lernbar!

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Mit Kommunikation, Inspiration und der Bereitschaft, neue Wege zu gehen, kann man laut Sexualberaterin Gianna Bacio ein entspannteres Liebes­leben kreieren. In ihrem neuen Buch verrät sie, wie man damit zudem seine Beziehung weiterentwickelt. 

Sie sei nicht statisch, sondern im Wandel – wie alles andere im Leben, so Sexualpädagogin und -beraterin Gianna Bacio in Love your sex. Doch obwohl lebenslanges Lernen zu einem Leitsatz unserer modernen Gesellschaft geworden sei, werde die Sexualität davon ausgenommen. Die vielen Klischees, Ideale oder Moralvorstellungen und das Aufklärungsdefizit zeichnen dafür verantwortlich. Die Aufklärerin, die auch auf TikTok Tipps gibt, plädiert daher dafür, die Verantwortung sowie das Steuerrad für unsere Sexualität selbst in die Hand zu nehmen. Denn guter Sex sei aus ihrer Sicht erlernbar.

Selbstcheck – der erste Schritt 

Liebe, Zärtlichkeit sowie Sexualität sind aus psychologischer Sicht Grundbedürfnisse des Menschen. Und wie in zahlreichen Studien oftmals belegt worden ist, macht ein erfülltes Sexleben glücklich, steigert die Lebensqualität und fördert die Beziehung sowie auch die Gesundheit im Allgemeinen. „Viele verlieren dennoch die Lust an Sex“, wie Bacio berichtet, „bekommen sexuelle Funktionsstörungen oder haken das Thema generell ab.“ Dieses Sujet sei emotional aufgeladen, denn jeder Mensch habe seine eigene sexuelle Biografie, die ihn zu dem sexuellen Wesen mache, das er heute sei. Befrage man fünf Personen zu ihrem Verständnis von Sex, bekomme man sicherlich fünf verschiedene Antworten – von Nähe, Verbindung, Zweisamkeit, bis hin zu Ekstase, Wildheit oder Orgasmen. Doch auch der Grund, weshalb man Sex habe, könne sich von Situation zu Situation ändern. Sexualität sei eben eine Momentaufnahme sowie ein Lernprozess – dieser Gedanke entspanne und schenke Hoffnung, so die Autorin. Mit ihrem Buch bekomme man ein Konzept, das Sex als lebenslangen Lernprozess beschreibe – durch ein Umdenken. Im ersten Schritt empfiehlt die Sexualpädagogin, „Sollen durch Können“, „Vorlieben durch Möglichkeiten“ und „Probleme durch Herausforderungen“ zu ersetzen. Demnach können auch schlechte sowie traumatische Erfahrungen überwunden werden. Sie betont aber, dass ihre Monografie weder den Arztbesuch noch ­eine Therapie ersetzen könne, sie solle als Inspiration für ein leichteres, bunteres Liebesleben dienen.

Körperliche Einschränkungen

Guter Sex sei also laut der Aufklärerin keine Frage des Zufalls, sondern der ­inneren Einstellung, der Bereitschaft, ­etwas dafür zu tun und möglicherweise einen neuen Weg zu gehen. Die Beurteilung der körperlichen Verfassung sei anfangs wichtig, da eventuelle Einschränkungen Aufschluss über eventuelle Nervenbahnschädigungen oder Dysbalancen im Hormonhaushalt geben. Ein klärendes Gespräch mit dem Arzt oder der Ärztin des Vertrauens könne Lösungsansätze bieten. Außerdem könne Stress die Erregungs- und Lustkurve beeinflussen. Bei Stress werde der Sympathikus (Anm.: Teil des vegetativen Nervensystems, der für die Leistungssteigerung verantwortlich ist) aktiviert, was den Blutdruck, die Herz- und Atemfrequenz steigen lasse. Es komme zu einer Anspannung des Körpers, und die Blutzufuhr in den Genitalbereich werde beeinträchtigt. Dagegen helfen aber Entspannungsmethoden wie Meditation, Atemübungen oder progressive Muskelentspannung, wie Bacio verrät.

Beziehungsregeln festlegen

Viele Paare denken, dass eine rege ­Sexualität der ultimative Anzeiger für Liebe sei, so die Sexualberaterin. Ihrer Ansicht nach sei das aber ein Trugschluss. Nur weil Paare zeitweise oder gar keinen Sex haben, sei die Beziehung nicht zum Scheitern verurteilt. Beim Sex gehe es nicht darum, eine gute Performance abzuleisten, sondern darum, eine intime Zeit zu verbringen (Anm.: dieser Aspekt ist insbesondere im fortgeschrittenen Alter wichtig, siehe dazu auch Seite 34 „Was noch kommt“). Ist eine Person unzufrieden mit der Ist-Situation, können allerdings Spannungen entstehen. Bacio empfiehlt, grundsätzlich in Zwiegesprächen hin und wieder zu checken, ob man zufrieden ist, und die Beziehung zu reflektieren. „Paare, die gut miteinander reden können, sind die glücklicheren“, laute das Ergebnis vieler Studien, wie die Sexualpädagogin ausführt. Durch Kommunikation könne man die Beziehung stets weiterentwickeln. Denn es sei ein Irrglaube zu denken, eine Beziehung könne einfach so funktionieren. Sie müsse auch gepflegt werden. Im Gespräch mit dem Partner oder der Partnerin solle man konkret werden, indem man seine Innenwelt nach außen projiziert, dranbleiben, selbst wenn die ersten Versuche nicht gleich gelingen sollten und das Gespräch weder kommentieren noch analysieren. Um die Kommunikation reibungslos zu gestalten, sei es darüber hinaus wichtig, liebevoll und wertschätzend zu bleiben. Auch das richtige Timing spiele eine bedeutende Rolle. Ein weiterer hilfreicher Faktor in diesem Zusammenhang seien auch Inspiration und Abwechslung. Bacio empfiehlt daher, immer wieder gemeinsam Neues auszuprobieren, wie zum Beispiel einen Tanzkurs. Auch ein Urlaub – exklusive Zeit zu zweit – könne die Beziehung beflügeln und Raum für Intimität schaffen. 

Glücklich & gesund mit Sex  

Immunsystem
Gesunder Sex verbessert laut Studien das Immunsystem und stärkt die
Abwehrkräfte.

Wohlbefinden
Ein erfülltes Liebesleben setzt Glückshormone frei, sorgt für gute Laune und erhöht die Lebensqualität.

Schmerzstillend
Studien zufolge kann Sex Schmerzen ­reduzieren. Die Sexualhormone sind für die schmerzlindernde Wirkung
verantwortlich.

Herz-Kreislauf-Gesundheit
Sex hat einen blutdrucksenkenden Effekt und kann zur Herz-Kreislauf-­Gesundheit beitragen.  

Ratgeber
Sexualpädagogin und -beraterin Gian­na Bacio zeigt im neuen Buch „Love your Sex“, wie ein leichtes und unbeschwertes Liebesleben gelingen kann. Rowohlt Verlag, 14,95Euro. 

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© rororo
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