Singer-Songwriterin

Zoë Straub: "Der ESC-Stempel ist nicht immer ein Vorteil"

13.05.2024

Die österreichische Singer-Songwriterin Zoë Straub feiert ihr Comeback – mit neuen Hits und einem selbst komponierten Musical, das starke Frauen zum Thema hat.

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© Peter Müller
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Schöne Erinnerungen wurden an dem Eurovision Song Contest-Wochenende wach. Vor acht Jahren sang sich Zoë Straub mit französischen Klängen in die Herzen des Publikums. Inzwischen ist nicht nur beruflich viel passiert im Leben der Tochter von Papermoon-Gründer Christof Straub: 2020 brachte sie Söhnchen Viktor zur Welt. 2022 heiratete sie Langzeitliebe Kaspar Leuhusen. Nach Ausflügen ins Schauspiel widmet sich Zoë Straub nun wieder der Musik – über ihr großes Comeback mit neuem Album und einem Musical erzählt sie in MADONNA.

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Vergangenes Wochenende fand das Finale des ESC statt, Sie sind 2016 für Österreich angetreten. Inwiefern hat der Song Contest Ihr Leben verändert?
Zoë Straub:
Der Song Contest ist für mich eine wahnsinnig schöne Erinnerung. Viele Künstler haben ihn als stressig empfunden – ich habe jedoch eine absolute Leichtigkeit verspürt und konnte das Spektakel wirklich genießen. Für mich war das ein großes Abenteuer, das ich bis heute mittrage. Mit dem ESC hat ja auch quasi meine Karriere begonnen, obwohl ich schon lange Musik gemacht habe. Dieser Push war schon ein großes Glück. Danach war es anders, aber das war auch kein Drama, schließlich arbeiten viele Künstler viele Jahre ohne die Chance, einen solchen Push je zu bekommen. Man muss aber sowieso in diesem Beruf sehr ehrgeizig sein, hart arbeiten und gute Sachen machen, um gehört zu werden.

Gerade Österreich ist kein einfaches Pflaster für Künstler. Wie schwer war oder ist es für Sie?
Straub:
Ich habe es nie als schwer, sondern als eine Herausforderung empfunden. Wie gesagt, hatte ich durch den Song Contest einen recht einfachen Start, umgekehrt aber ist der ESC-Stempel, den man einfach hat, auch nicht immer ein Vorteil. Natürlich ist der Song Contest ein Teil von mir, aber er ist nicht mein ganzes Ich. Das macht es aber auch spannend: darum zu kämpfen, dass die Leute die vielen anderen Facetten meiner Musik hören und mögen.

Dazu haben die Leute auch bald wieder Gelegenheit – Sie feiern Ihr Comeback, nachdem Sie vor vier Jahren Mama geworden sind...
Straub:
Ja, zuerst bin ich Mama geworden, dann kam die Pandemie... Ich habe es zwar genossen, mich in dieser Zeit auf das Schauspiel zu konzentrieren und das mag ich auch nach wie vor, aber der Schritt, neue Musik zu schreiben, wieder zurück zum Französischen zu gehen und mein erstes ganz allein geschriebenes Album fertigzustellen, macht mir unheimlich viel Freude. Jetzt habe ich auch das nötige Selbstbewusstsein dafür – vielleicht ein bisschen durch das Muttersein und die Jahre. Ich stehe zu meinen Ideen und ich freue mich, sie mit der Welt zu teilen.

Hat Sie das Muttersein auch in Ihrer künstlerischen Arbeit verändert? Schreiben, hören oder singen Sie jetzt vielleicht anders?
Straub:
Das kann ich nicht sagen, aber ich glaube, ich habe wieder ein neues Verständnis für Liebe bekommen und eine neue Version der Liebe kennenlernen dürfen. Das beeinflusst bestimmt auch die Musik, aber es handelt nicht jeder Song auf dem neuen Album von meinem Kind. Nur einer ist dezidiert von ihm inspiriert.

Im Juni kommt die erste Single heraus. Was können Sie schon darüber verraten?
Straub:
Die erste Single heißt wie das Album „La vie en rosé“ – eine Hommage an Edith Piafs „La vie en rose“, wobei es bei mir nicht darum geht, dass man alles durch die rosarote Brille, sondern mit einem Glas Rosé in der Hand doch viel klarer sieht. Die rosarote Brille wird also abgelegt, man stößt auf die Nüchternheit an, mit der man die Liebe, die man idealisiert hat, betrachtet.

Sie singen wieder auf Französisch, die Bilder zum Album sind in Paris entstanden – warum legen Sie Ihren starken Bezug zu Frankreich nicht ab, obwohl Sie in Österreich leben und arbeiten?
Straub:
Ich habe Ausflüge in die englische Sprache gewagt und ich schreibe auch auf Deutsch. Es ist immer interessant zu sehen, was die Sprache mit der Musik macht. Ich schreibe auf Deutsch oder Englisch anders als auf Französisch. Das Lebensgefühl, das die französische Sprache transportiert, passt einfach zu mir. Ich glaube aber, dass in der Musik das Gefühl, das man damit transportiert, viel wichtiger ist, als die Sprache. Ich hoffe, das gelingt mir und dass die Leute immer noch ein bisschen Lust auf französische Musik haben. Und wer Lust hat, in die französische Welt und in mein neues Album einzutauchen, kann das am 4. Juni im Theater am Spittelberg, wo ich die neue Single mit meiner Band präsentiere.

Neben Ihrer Arbeit an dem Album schreiben Sie auch an einem Musical. Wie kam es dazu?
Straub:
Ich stehe dazu, dass ich immer schon ein großer Musical-Fan war. Eigentlich wollte ich auch Musical-Darstellerin werden, aber leider halten sich meine Tanzkünste sehr in Grenzen. Letztes Jahr war ich dann jedoch zufälligerweise in einer Musical-Audition und hätte beinahe eine große Rolle bekommen. Dadurch habe ich mich mit dem Genre wieder intensiv auseinandergesetzt und bin draufgekommen, dass es kaum Frauen gibt, die Musicals schreiben. Und weil ich so Lust habe, eine Geschichte musikalisch zu erzählen, habe ich beschlossen, selbst ein Musical zu schreiben. Aus dieser Idee ist „Epos“, mein erstes selbst komponiertes Musical, entstanden.

Worum geht es darin?
Straub:
Es basiert auf dem ältesten Heldenepos, dem Nibelungenlied, das ich schon in der Schule spannend fand. Wahrscheinlich auch, weil Brünhild und Kriemhild alles andere als zwei Burgfräulein, sondern zwei Wahnsinns-Frauen sind. Das hat mich dazu inspiriert, ihre Geschichte anstatt der Heldensage von Siegfried zu erzählen. Derzeit befinden wir uns in der Entwicklungsphase – so ein Muscial ist ein riesen Projekt, das mich aber sehr beflügelt.

All das ist viel Arbeit und ein kreativer Prozess, für den man Ruhe, Zeit und Raum braucht. Wie schafft man das als Mutter eines vierjährigen Sohnes?
Straub:
Ruhe, Raum und Zeit – was ist das? (lacht) Ich habe schon auch Ruhe, etwa, wenn mein Sohn im Kindergarten ist. Aber Kreativität kann man nicht einfach anknipsen. Was mich ganz oft inspiriert ist, wenn ich mit ihm im Regen spazieren gehe – da fallen mir oft Melodien ein, die ich dann in mein Handy summe. Am Abend, wenn mein Sohn dann schläft, setze ich mich ans Klavier und ordne die Akkorde zu. Ich finde also gar nicht, dass die Ruhe so notwendig ist, der Trubel inspiriert oft wesentlich mehr. Die Ruhe braucht man nur, um die Ideen zu ordnen.

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