Familie

Wie gut geht es Österreichs Müttern?

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Es wird viel für Kinder getan, finden acht – darunter auch zugereiste – engagierte Mütter. In MADONNA sagen sie, was sie hierzulande gut und was verbesserungswürdig finden.

Das Kindergeld neu war eine schwere und langwierige Geburt. Nach Monaten zäher Verhandlungen präsentierten Familienministerin Andrea Kdolsky und Frauenministerin Doris Bures zwar freudestrahlend die Neuregelung, aber trotz der langen Vorbereitung scheint nicht alles rund gelaufen zu sein. Tatsache ist: Viele Eltern sind verunsichert und kennen sich bei den drei Wahlmöglichkeiten und den daraus erfolgenden Konsequenzen nicht aus. Bleibt die Frage: Wie kinderfreundlich ist Österreich wirklich? Und wie schneiden wir im Vergleich zu anderen Nationen ab?

In MADONNA plaudern Mütter verschiedenster Herkunft, warum sie sich für ein bestimmtes Modell entschieden haben. Und darüber, was sie generell in Sachen Kinderfreundlichkeit verbessern würden. Der Beruf besagter Mütter ist dabei durchwegs „kinderfeindlich“: Sie sind allesamt Schauspielerinnen und Entertainerinnen, stehen abends auf der Bühne.

Geregelte Arbeitszeiten? Kennen diese Mütter nicht. Und auch ein geregeltes Einkommen ist bei den meisten nicht drinnen. Was sie zudem eint: der Wille, die eigenen Vorstellungen von einem erfüllten (und berufstätigen) Leben auch in die Praxis umzusetzen. Und die Erkenntnis, dass ein Betätigungsfeld außerhalb von „Kindern und Küche“ die nötige Ener­gie gibt, um eine bessere Mutter zu sein.

Die Vereinbarkeit
Musical-Sängerin Kathleen Bauer (33) etwa beschäftigt zwei Babysitter, die sich, wenn Mama und Papa Abend für Abend auf der Bühne stehen, die Betreuung von Max (6) teilen. „Tagsüber war es bisher kein Problem, weil wir nie zur gleichen Zeit Probe hatten“, sagt die gebürtige Berlinerin, die vor allem bevor Max eine Ganztagesschule besuchte sehr viel Zeit mit dem Buben verbrachte.

„Ich bin froh, dass ich mein Engagement jetzt hier in Österreich habe, da ich finde, dass Eltern hier besser, länger und konsequenter unterstützt werden als bei uns in Deutschland.“ Einziger Minuspunkt: „Die Kinderbetreuung ist extrem teuer, da das österreichische Steuersystem keinen Spielraum lässt. Gute Kinderbetreuung muss man sich hier erst einmal leisten können...“ Zwar genießt Kathleen, dass Max schon groß und selbstständig ist, aber „ich hätte dennoch sehr gerne noch ein Kind. Und bin davon überzeugt, dass sich das für mich beruflich auch vereinbaren lässt.“ Notfalls muss eben ein dritter Babysitter angeheuert (und bezahlt) werden.

Nicht ganz so begeistert von den Familienleistungen des Staates ist Schauspielerin Eva Maria Scholz (23), deren Tochter Laura im Februar drei Jahre alt wird und die neben der Arbeit auch noch studiert. „Gerade für Studierende gehört noch mehr gemacht“, so Eva Maria, die derzeit einen Kindergartenplatz sucht und an den starren Öffnungszeiten verzweifelt.

„Mein Freund und ich teilen uns die Betreuung von Laura auf, sie ist zusätzlich bei einer Tagesmutter. Und am Wochenende helfen uns die Eltern aus.“ Überdies findet die junge Mutter „das System in Österreich komisch. Es wird so getan, als hätte man ein Kind nur bis zum Alter von drei Jahren. Wie sich Eltern danach organisieren ist kein Thema. So etwa gibt es definitiv zu wenige Ganztagesschulen.“

Problem Kindergarten
Auch Entertainerin Petra Kreuzer (37), alleinerziehende Mutter von Valentin (2,5), hat noch keinen Platz für ihren Sohn in einem öffentlichen Kindergarten gefunden. „Ich wurde, obwohl ich alleinerziehend bin, schon zweimal aufgrund von Platzmangel abgelehnt.“ Bis zu seinem zweiten Geburtstag wurde Valentin ausschließlich von seiner Mutter, seinem Vater und der Oma betreut. Seit einem halben Jahr besucht er eine Kindergruppe und Petra ist „sehr zufrieden mit der Gesamtsituation. Ich finde es generell angenehm, wie mit Kindern in Österreich umgegangen wird, und auch mein soziales Umfeld hat Verständnis für die Bedürfnisse und auch Einschränkungen, die man als Mutter so hat.“

Begeistert von den Familienleistungen in Österreich ist Susan ten Harmsen-Frank (31). Die gebürtige Holländerin ist mit einem Österreicher verheiratet, zweifache Mutter und derzeit in Karenz. Sohn Benjamin ist fast drei und Töchterchen Zoe neun Monate alt. „In Holland können Mütter bezahlterweise nur acht Wochen vor und acht Wochen nach der Geburt daheimbleiben.

So etwas wie das Kinderbetreuungsgeld gibt es bei uns nicht und“, so der Musicalstar weiter, „da muss man schon sagen, dass dieser finanzielle Aspekt sehr toll ist.“ Auch bei der medizinischen Versorgung stellt Österreich Holland in den Schatten. „Bei uns bekommt man nicht automatisch einen Ultraschall. Mütter, die einen wollen, müssen dafür auch extra bezahlen. Und die Betreuung sowohl während der Schwangerschaft als auch bei der Geburt und danach ist hier hervorragend.“ Susan wird vor­aussichtlich in der alten Kindergeldregelung, dem „30 + 6 Modell“ bleiben. „Man darf dazuverdienen und mit zwei so kleinen Kindern ist es sowieso schwer möglich, große Produktionen zu machen.“ Sollte sich allerdings bis zum 30. Juni (das ist der Stichtag bis zu dem man noch wechseln kann) ein fixes Engagement ergeben, dann wird Susan sich für das „20 + 4 Modell“ entscheiden.

Gute Familienleistungen
Auch die gebürtige Amerikanerin Suzanne Carey (35), ebenfalls mit einem Österreicher verheiratet, ist mit der Familienpolitik hierzulande zufrieden. „In den USA gibt es für Mütter sechs Wochen bezahlte Babypause und dann müssen sie wieder in den Job zurück. Und von acht Uhr morgens bis 18 Uhr abends arbeiten. Ich bin sehr froh, dass ich in Österreich leben darf und hier mein Kind bekommen habe.“ Die Betreuung von Julian (3,5) klappt hervorragend.

„Ich habe zudem das Glück, dass mein Mann Lehrer ist und auch viel Zeit mit unserem Sohn verbringen kann.“
„Ich sehe, welche Vorteile Österreichs Mütter im Vergleich zu anderen Nationen hier haben“, sagt Musicalstar Stella Fürst (40), die nach Sohn Phileas (3,5) ihr zweites Kind erwartet und die derzeit keine Engagements im Ausland annimmt. „Ich möchte die Zeit mit den Kindern genießen und finde es gut, dass ich auch arbeiten kann“, so Stella, die sich für die kurze Variante des Betreuungsgeldes entscheiden wird.
Die Deutsche Ann Mandrella (36), die nach einem zweijährigen Engagement am New Yorker Broadway mit ihren Zwillingen Amelie und Noah (3,5) kürzlich nach Wien zurückgekommen ist, sieht Österreich gar als „äußerst kinderfreundlich“. Sie pendelt derzeit mit den Kindern zwischen Wien und London, wo ihr Mann als Schauspieler engagiert ist: „ Mag sein, dass nicht alles optimal läuft. Aber wer über die Grenzen schaut, wird schnell demütig ...“
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