Hausmänner-Stress

Wenn Papa Mama spielt

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... dann ist Muttertag. In vielen Familien wird Mama nur einmal im Jahr verwöhnt. Das soll sich ändern. Vier Haushaltsmuffel waren eine Woche alleine zu Hause und haben dazugelernt. Der MADONNA-Report.

(c) csiWenigstens einmal im Jahr darf Mama ausschlafen, bekommt Frühstück ans Bett serviert, kriegt Blümchen in die Hand gedrückt, ein rührendes Gedicht aufgesagt – und mittags wird die gute Mutter auch noch zum Essen ausgeführt. Am Abend fallen dann Männer und Kinder erschöpft ins Bett und erholen sich ein Jahr lang von den Strapazen des MUTTERTAGES. Kennen Sie das auch? Oder ist Ihr Mann einer der wenigen, der täglich und selbstverständlich seinen Beitrag zur unbezahlten Familienarbeit leistet?

Theorie und Praxis

Dann gehört er, laut der aktuellen Männerstudie des Zukunfts­instituts, zu den knapp 30 Prozent der egalitären Väter. So werden jene Väter bezeichnet, die eine „positive Einstellung zur Gleichheit haben und sich in der Rolle des aktiv Erziehenden wohlfühlen“. Für sie ist das Kind ein Projekt, das gemeinsam und in Abstimmung mit der Partnerin in Angriff genommen wird. Auch wenn die fünf anderen in der Studie beschriebenen Vatertypen sich in minimalen Bereichen unterscheiden, eine Gemeinsamkeit haben sie doch: Sie sind zwar theoretisch mehr oder weniger überzeugt von der modernen Vaterschaft, fallen in der Praxis aber in traditionelle Rollenbilder zurück.

Jeder fünfte befragte Vater ist ein traditioneller, distanzierter Vater. „Er sieht seinen Anteil an einem gelingenden Familienleben durch seine Erwerbsarbeit erfüllt. Gerade Aufgaben der Erziehung und Kinderbetreuung überlässt er der Partnerin. Diese Väter bauen nur in geringem Maße emotionale Nähe zu den Kindern auf und beschränken ihr Engagement auf Unternehmungen.“

Experiment mit Folgen

MADONNA besuchte vier dieser Exemplare – bekannt aus der ATV-Serie Männer allein zu Hause (Promi-Special am Mi., 14. 5., 20.15 Uhr) – die eindeutig der schlimmsten Macho-Gruppe zuzuordnen sind: Wolfgang Moschner und Thomas Weissensteiner aus St. Gallen in der Steiermark, sowie Christian Frauscher und Helmut Moosbrugger aus Kirchdorf am Inn in Oberösterreich.

Das Quartett hatte eine Woche lang Haushalt und Kinder alleine zu bewältigen, während ihre Frauen in den Urlaub nach Ägypten geschickt wurden. Vor dem Experiment hatten die Männer mit Haushalt und Kindern nicht viel bis gar nichts am Hut. Mittlerweile sind sie mehr oder weniger geläutert. Können kochen, putzen, bügeln und verbringen eindeutig mehr Zeit mit ihren Kindern. Und das nicht nur am Muttertag.

Mehr Zeit mit den Kindern

„Die Hausarbeit ist nicht so anstrengend und braucht auch weniger Zeit, als meine Frau immer behauptet“, so das Resümee von Wolfgang Moschner (32). „Aber mir ist dennoch“, so der Magazineur weiter, „bewusst geworden, dass ich viel zu wenig Zeit mit den Kindern verbringe.“ Söhnchen Jonas (4) darf jetzt, sooft er Lust hat, mit dem Papa in der Werkstatt „arbeiten“ und Stieftochter Elisa (12) kann „wann immer sie möchte, mit mir über alles, was sie beschäftigt, reden“.

Ehefrau Sonja (37), sie arbeitet halbtags im Büro, hat sich vorgenommen „Wolfgang in Zukunft mehr zuzutrauen und nicht immer davon auszugehen, dass er sowieso zu faul ist, sich einzubringen“. Nicht selten sind es nämlich die Frauen, die ihre Männer erst gar nicht ranlassen. „Wenn ich es selber mache, dann geht es einfach schneller“, so Sonja. Aber damit soll Schluss sein: „Ich werde mich zurücknehmen“, hat sie sich vorgenommen.

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Der verwöhnte Bub
Mit ähnlichen Problemen hat Bianca Matousch (26) zu kämpfen. Die Masseurin, derzeit in Karenz, rennt von morgens bis abends hinter ihrem Partner Thomas (25) her und klaubt auf, was er fallen lässt. Das Zusammenspiel funktioniert wortlos: Sie bedient ihn und er lässt sich bedienen. „Ich
musste daheim bei meiner Mama nichts tun und ich kann auch nichts“, so Thomas mit einem treuherzigen Augenaufschlag.

In St. Gallen in der Steiermark fühlt man sich an den Beginn des letzten Jahrhunderts zurückversetzt, denn Partnerin Bianca findet daran nichts sonderbar. „Solange ich in Karenz bin, ist es für mich klar, dass ich für Hausarbeit und Kinder zuständig bin.“ Immerhin, Thomas hat dazu gelernt: „Ich laufe nicht mehr mit dreckigen Schuhen durch das Haus.“

Emely (2) und Hanna (5 Monate) genießen die Aufmerksamkeit, die ihnen der Papa neuerdings entgegenbringt. Thomas: „Es ist schön, wenn die Mädchen zu mir kommen und nicht nur zu Bianca.“

Väterliches Engagement
Mehr Wert als auf die Mithilfe im Haushalt legt auch Silvia Mossbrugger (30) aus Kirchdorf am Inn darauf, dass ihr Mann Helmut (33) sich um Sohn Felix (1) kümmert. „Mein Mann arbeitet Vollzeit in der Bank“, so Silvia, die geringfügig als Floristin beschäftigt ist. Auch wenn bei den Mossbruggers nach dem Experiment die traditionelle Arbeitsteilung gleich geblieben ist, so hat sich für die beiden dennoch etwas verändert.

„Seit ich weiß, wie viel Mühe es kostet Kind und Haushalt zu vereinbaren, lästere ich nicht mehr“, so Helmut stolz. „Ein Haushalt und Kinder, das bedeutet echte Arbeit.“ Und Silvia? „Ich überlasse Felix jetzt öfter meinem Mann.“

Beidseitige Anerkennung

Julian (7) und Felix (3) sind zwei Rabauken, die ihre Eltern Susanne (28) und Christian (28) Frauscher rund um die Uhr auf Trab halten. „Burschen sind halt so“, sagt Zimmerer Christian schulterzuckend. „Solange man ihnen Bewegungsfreiheit lässt, sind sie zu bändigen.“ Und der Haushalt? „Kein Problem, einmal am Tag aufräumen genügt vollauf.“ Dazu Susanne, die geringfügig im Gastgewerbe beschäftigt ist: „Da hat er recht. Ich räume den ganzen Tag auf. Das versuche ich mir gerade abzugewöhnen.“

So gesehen haben alle etwas dazugelernt: Bei den Müttern geht es darum loszulassen, bei den Vätern darum anzupacken. Am Muttertag jedenfalls werden die Mamas auch heuer wieder so richtig verwöhnt. „Mütter leisten wirklich enorm viel“, sagt Christian und fügt leise hinzu: „Ein Tag im Jahr ist eigentlich zu wenig, um Danke zu sagen.“

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