Traumjob per Telefon

Wenn der HeadHunter klingelt

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Was Tun, wenn der HeadHunter klingelt? Top-Personalberater Dieter Bodenstein im KARRIERE-Gespräch.

(c) KernmayerErfolgreiche Zeitgenossen kennen jene sagenumwobene Bürosituation: Das Telefon läutet und ein Personalberater, im Volksmund auch ein wenig martialisch „Headhunter“ genannt, versucht dem Angerufenen einen Jobwechsel schmackhaft zumachen. Doch wie reagieren? Was tun? Und vor allem: Welche Fehler sollte man unbedingt vermeiden? Antworten auf diese Fragen hat Dieter Bodenstein, Österreich-Boss des führenden Schweizer Personalberaters oprandi & partners.

Karriere: Der Job des Personalberaters umweht eine Aura des Geheimnisvollen. Wie definieren Sie Ihre Arbeit.
Dieter Bodenstein:
Wir werden von Unternehmen beauftragt, geeignete Kandidaten für anspruchsvolle und schwierig zu besetzende Positionen zu finden, und benutzen hierzu unser europaweites Netzwerk und unser Know-how. Wir verstehen uns aber auch als Partner unserer Kandidaten und beraten diese auch. Wir vergessen aber nicht, wer uns bezahlt.

Karriere: Headhunter nehmen meist telefonisch Kontakt mit Kandidaten auf. Sozusagen das berüchtigte Erstgespräch. Wie soll man sich als Angesprochener verhalten?
Bodenstein:
Der Erstkontakt findet häufig zur Bürozeit statt. Wer hier nicht sprechen kann, sollte dies einfach klar sagen und einen Abendtermin für ein zweites Telefonat ausmachen.

Karriere: Wie reagieren die Leute beim Erstgespräch.
Bodenstein:
Die meisten Menschen sind überrascht, viele auch ein wenig nervös. Ich ­sage immer: Zuhören kostet nichts. Es ist ja ein sehr positives Zeichen, wenn man von einem Personalberater kontaktiert wird, denn meistens geht es um sehr ansprechende Positionen, die Entwicklungspotenzial bieten.

ÖSTERREICH: Worauf müssen Kandidaten achten?
Bodenstein:
Es gibt auch in unserer Branche schwarze Schafe, die mit unseriösen Mitteln arbeiten. Eine kurze Internet-Recherche und ein Blick auf die Referenzen bringt meist Klarheit.

Karriere: Was ist der häufig­ste Fehler von Bewerbern?
Bodenstein:
Ich denke, der Lebenslauf. Er ist in vielen Fällen einfach zu unübersichtlich und zu technisch. Selbst viele Führungskräfte messen dem CV nicht die notwendige Bedeutung bei. Im Extremfall bekommen wir entweder eine Seite oder 25. Idealerweise sollten die wichtigsten Infos auf 3 bis 5 Seiten lesefreundlich präsentiert werden.

Karriere: Wie kann man seinen Lebenslauf optimieren?
Bodenstein:
Es macht Sinn, im Anschreiben und im CV auf die Position einzugehen. Seien Sie sachlich und korrekt, aber geben Sie ruhig auch einige private Details von sich Preis. Firmen und Berater wollen immer auch die Persönlichkeit erkennen können. Entscheidungen rund um einen Job sind immer auch Bauchentscheidungen, auf beiden Seiten.

Karriere: Woran scheitern die meisten Bewerber?
Bodenstein:
Es liegt in den seltensten Fällen an mangelnden Qualifikationen. Die meisten Bewerber scheitern daran, ein gutes Gesprächsklima zu schaffen und für sich zu nutzen. Bewerben heißt auch verkaufen und überzeugen.

Karriere: In welchen Bereichen besteht eigentlich der größte Mangel an qualifizierten Top-Jobs?
Bodenstein:
Controller und Finanzbuchhalter sind sehr gefragt. Dann IT-Fachkräfte, wie SAP-Experten. Einen großen Mangel gibt es auch in den verschiedensten Ingenieur-Berufen, aber auch Finanzdienstleister suchen in Österreich trotz Finanzkrise hoch qualifizierte Leute.

Karriere: Worauf sollten die Firmen achten, damit sie die Top-Leute bekommen?
Bodenstein:
Aus meiner Praxis weiß ich: Es ist nicht immer nur eine Frage des Geldes. Viele Top-Performer legen großen Wert drauf, dass die Work-Life-Balance stimmt. Nach dem Motto: Was habe ich noch von meinem Leben, wenn ich täglich von acht bis 23 Uhr arbeite?
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