Weihnachtsdekor wird minimalistisch

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Was lieben Sie: Kitschig oder einfach dekoriert?

Weiße Flocken, glitzernde Eiskristalle - und ein tanzender Draht-Schneemann im Fenster: Wer in der Vorweihnachtszeit in die Fenster blickt, bekommt oft die schrillste Dekoration geboten. Aber auch die schnörkellose Lichterkette findet jedes Jahr ihre Liebhaber. Und doch unterliegt auch der Weihnachtsschmuck Trends - der Schwibbogen und die klassische Weihnachtspyramide bekommen Konkurrenz.

Traditionelle Deko wird immer öfter in stark vereinfachter Form wieder aufgelegt, erläutert Wohnungsexpertin Sabine Koppe. Ein Beispiel ist eine moderne Krippe, die kaum als solche zu erkennen ist: Sie besteht ausschließlich aus weißen Quadern. Auch beim Baumschmuck wird es minimalistischer. Kiloweise Lametta und glitzernde Kugeln sind out. Besonders angesagt seien dagegen schlichte Papierfiguren zum Ausschneiden und 3D-Motive aus Papier.

Ein weiterer Trend ist die Rückkehr zum Altbewährten. Klassische Handwerkskunst wie Weihnachtspyramiden oder filigran gesägte, hölzerne Schwibbögen gewinnen wieder an Wert. Sie sollten aber als Highlight in einer schlichten Umgebung dekoriert werden, rät Koppe. Auch die urgemütliche Feuerstelle wünschen sich viele Menschen in der Vorweihnachtszeit in ihr Zuhause. Eine zunehmend beliebte Alternative zur offenen Feuerstelle sind Elektrokamine. Ein Grund für die guten Verkaufszahlen der Deko-Heizer mit Feuer-Imitat ist für Koppe die Wirtschaftskrise. Eine neue Lust auf wohlige Gefühle, Wärme und Gemeinschaft treibe die Menschen zu Weihnachten zusammen. "Man schart sich wieder um das soziale Feuer."

Vier weitere Trendströmungen hat die Messe "Christmasworld" ausgemacht: So spricht der Trend mit Namen "Airy" Hobby-Dekorateure ab 25 Jahren an: Leicht, luftig, skandinavisch und sinnlich präsentiert sich dieser Stil, erläutert Expertin Jutta Baumann. Der Festschmuck ist aus hellem Holz, Chiffon, Perlmutt oder Seide. "Sweet" dagegen zielt ganz auf die ersten Deko-Erfahrungen des jungen Teenie-Publikums. Für diese Zielgruppe halten die Designer Kitsch und Märchenhaftes als Deko bereit. Dazu gehören Elfen, Trolle oder Zuckerstangen in knalligen Farben aus Lack, Gummi, Plastik, Acryl oder Papier.

An die moderne Businessfrau richtet sich das Thema "Comfort". Wer im reduzierten Bauhaus-Stil wohnt, dekoriert im Advent kontrastreich. Moderne verschmilzt dabei mit traditionellen Elementen: Naturstein, metallische Oberflächen, Karos, Glas, Wildleder, Flanell und grober Feinstrick sind in dieser Weihnachtsdekoration gefragt, sagt Baumann. Der Trend "Obsession" dagegen steht für Kristall, Gold und Ornamente.

Weihnachtsschmuck lebt von der Tradition, sagt Dieter Uhlmann vom Verband Erzgebirgischer Kunsthandwerker und Spielzeughersteller im sächsischen Olbernhau. Nach wie vor verkaufe sich Traditionelles besser als Modernes. "Kein Handwerk darf sich aber Neuem verwehren", fügt er hinzu. Dabei hat die elektrische Pyramide allerdings nicht gut abgeschnitten. Inzwischen finden sich nur noch wenige Modelle auf der Fensterbank.

Eine neue Version des erzgebirgischen Weihnachtsklassikers hat dagegen vor kurzem einen Designpreis gewonnen. "Black Delta" heißt der Sieger und ist einstöckig, schnörkellos und pechschwarz. Schneeweiß stechen die rundlichen Figuren dieses Modells hervor, die fast jede menschliche Form eingebüßt haben. Statt der üblichen schmalen Kerzen treiben jetzt Teelichte das Flügelrad an. Der klassischen hölzernen Pyramide mit filigranen, bunten Figuren - die sich auf mehreren Etagen dank Kerzenwärme drehen - ist damit der Sprung in die Moderne gelungen.

Farblich hält sich die moderne erzgebirgische Weihnachtsdekoration - ganz im Stil von "Black Delta" - eher zurück. Zwei bis drei Farben reichen aus, vieles ist sogar nur einfarbig oder lasiert, sagt Uhlmann. So wie die musizierende Weihnachtsmann-Kombo: Die hölzernen Figuren sind eher rundlich und kontrastarm. Weihnachtliche Accessoires haben sich die Designer gespart. Stattdessen trägt jedes Männchen in den blassen Kugelhänden ein Instrument.

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