Mein perfekter Tag

Von meinem 'nicht'-perfekten Tag

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Bekanntlich gibt es „solche“ und „solche“ Menschen. Ich gestehe: Ichbin ein „solcher“, nämlich ein Morgenmuffel in seiner extremsten Form.

Von einem perfekten Tag kann keine Rede mehr sein, wenn die ersten zweiStunden im Chaos versinken. Normalerweise stehe ich früh genug auf, umbeim Zusammentreffen mit meinen Lieben in einem erträglichen Zustand zusein. Um zu verstehen, wie mein perfekter Tag aussieht, muss ich euchvorher erzählen, wie er auf keinen Fall aussieht:

Mein streunender Kater verwechselt Sommer- und Winterzeit und reißt mich eine volle Stunde vor dem Wecker (04.30 h!!) mit herzerweichendem Hungerklagen aus dem Bett. Nachdem ich sein königliches Schälchen gefüllt habe, schlüpfe ich wieder in die Kissen.

Um 05.30 h klingelt der Wecker. Ich befinde mich zu diesem Zeitpunkt gerade in einer Tiefschlafphase und räume in einem Anfall geistiger Umnachtung den gesamten Bestand meines Nachtkästchens (Wecker, Handy, Handcreme, Buch) unter mein Kopfkissen, um dann kurze Zeit später von meinem Reserve-Wecker mit dröhnender (slawischer?) Volksmusik (beim Putzen Sender irrtümlich verstellt!) und einem steifen Nacken geweckt zu werden.

Mit halbgeschlossenen Augen schleppe ich mich ins Bad und finde auf dem Toilettendeckel eine Nachricht meines Sohnes. „Bitte nicht spülen! Verstopft!“ (Um seinem jungen Teenagergesicht – er ist 12 – einen etwas verruchten Anstrich zu geben, verlegt er seine großen Geschäfte gerne in die Nachtstunden. Außerdem hat er scheinbar zur höchstzulässigen Klopapiermenge ein gestörtes Verhältnis)

Wenn ich nach Erledigung des Badmalheurs die Kaffeemaschine einschalte (hochmodern – man gönnt sich ja sonst nichts!), blinken mich zwei alarmrote Lichter an. Mein heißgeliebter Ehemann hat abends nach seinem Espresso wahrscheinlich zu zärtlich an mich gedacht, in seinen Gedanken war für Wasser und Kaffeebohnen deshalb kein Platz mehr.
Während die Milch im Mikro überkocht, begebe ich mich auf die Suche nach der Tageszeitung. Aber wie es aussieht, hat der Zusteller wieder mal eine Autopanne.

Die Morgenmuffel-Aufwärmphase ist beinahe vorüber und ich schaffe es gerade noch, eine halbe Tasse Kaffee hinunterzustürzen, bevor ich meinen Sohn zärtlich wecke. Leider habe ich seine Katze übersehen, die es sich auf seinem Rücken bequem gemacht hat und dieses eifersüchtige Biest schlägt mir ihre Raubtierzähne in meinen Handballen.

Dies Alles hat gerade mal 45 Minuten gedauert, die restliche Zeit der „Chaostheorie“ möchte ich euch jetzt nicht mehr zumuten.

Ich bin sicher, ihr könnt‘ jetzt verstehen, wenn ich sage: Ich brauche für meinen perfekten Tag gerade mal 45 Minuten Ruhe, 2 Tassen Kaffee und die Tageszeitung. Es ist doch herrlich, wie genügsam man werden kann!
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