Interview

Trotz Schicksalsschlägen verlor Susi Safer nie die Lust auf Leben

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Susi Safer hat vieles er- und überlebt. Doch ihre Hoffnung verlor die 45-Jährige nie. Und wurde dafür mit einem Happy End belohnt. Wir sprachen mit der Autorin über Schicksalsschläge und Lebensmut. 

Wenn dir das Leben Zitronen gibt, mach Limonade draus“ – das mag vielleicht wie ein banaler Kalenderspruch klingen, tut seinem Wahrheitsgehalt jedoch keinesfalls einen Abbruch. Für Susi Safer jedenfalls wurde er zum Leitmotiv. Denn der heute 45-Jährigen wurden in ihrem Leben schon viele Zitronen ausgehändigt – zum Beispiel und u.a. in Form eines Schädelbruchs, eines abgerissenen Fingers, eines ruchlosen Ex-Freundes, eines zertrümmerten Knöchels oder der Diagnose Brustkrebs. Jedoch Achtung, Spoiler: Susi bekommt ihr Happy End, sogar mehrere davon. 

Schicksalsträchtige Jahre. Trotz der langen Liste an Schicksalsschlägen ließ sich die Werberin niemals unterkriegen, mehr noch – wie sie in ihrem aktuell erschienen Buch beschreibt –, sie hörte nie auf, in all diesen Tragödien nach etwas Positivem zu suchen. So berichtet sie in „Wenn dir das Leben Zitronen gibt …“ nicht nur von Tragödien und persönlichen Tiefpunkten, sondern vor allem davon, wie sie diese überwinden konnte. Ihre Krebsdiagnose zum Beispiel verarbeitete sie in der Gruppe „Susi hat Krebs“ über Facebook und scheute nicht davor zurück, auch die ­traurigeren Momente zu teilen. Für ihren offenen und trotz allem lebensfrohen Umgang mit der Krankheit wurde sie 2013 sogar mit einem Leading Ladies Award in der Kategorie „Woman of the Year“ ausgezeichnet. Heute ist sie geheilt, der Freund, der sie während der Krankheit einfach verließ, ist längst vergessen. Safer traf den Mann, der sie für das schätzte, wer sie war, und für den sie sogar ihr Verständnis von Ehe (spießig!) überdachte. Begleitet von serbischen Pauken und Trompeten heirateten die beiden 2017 in Belgrad unter Anwesenheit all ihrer Freunde. 
 
Interview. Ihre Beziehung wurde gekrönt durch die Geburt von Töchterchen Karla – für Safer fast schon ein Wunder, denn nach ihrer Brustkrebsdiagnose hieß es seitens der Ärzte, dass ihre Chancen auf eigene Kinder unwahrscheinlich seien. Die Moral von Susis Geschichte lautet frei interpretiert: Auch wenn man manchmal nicht mehr weitersieht – das Leben geht weiter. Und wer lernt, mit den Tiefen klarzukommen, wird irgendwann wieder fliegen. Wir baten Susi Safer zum Talk und fragten nach, wie sie es geschafft hat, niemals aufzugeben, und was sie sich für ihre Tochter wünscht. 

Unglaubliche Geschichten und Erlebnisse, von denen Sie da berichten. Wie war es, Ihr bisheriges und höchst ereignisreiches ­Leben gesammelt auf Papier zu sehen? 
Susi Safer: Ganz, ganz arg. Ich hab meine Geschichte – in Stückerl geteilt – immer schon erzählt, aber es dann als Zusammenfassung in Händen zu halten, ist schon sehr überwältigend. Noch dazu ist es ein großer Moment, wenn dein Leben plötzlich nicht mehr zu verleugnen ist, weil’s ja schwarz auf weiß gedruckt wurde.

Ihr Erzählstil ist bemerkenswert mitreißend und trotz der manchmal recht traurigen Pointen stets erbauend. Was denken Sie, hat Ihnen geholfen, nie die Hoffnung zu verlieren? 
Safer: Das ist ganz einfach zu beantworten: die Liebe zum Leben. Ich finde die Welt und ihre Bewohner und ihre Natur so wunderschön, dass ich sie niemals verlassen will. Mein Mann erzählt immer, dass der Tausendjährige schon geboren wurde. Im besten Fall bin ich das (schmunzelt). 
 
Inwiefern haben die Schicksalsschläge Ihr Leben verändert? 
Safer: Ich bin – glaub ich – ein netter Mensch geworden. Ich kann natürlich nicht sagen, wie ich ohne diese Schicksalsschläge geworden wäre. Und ich habe die großartigsten Freunde der Welt gesammelt.
 
Welche Lebens- oder vielleicht auch Überlebensinstinkte haben Sie in den besonders schweren Momenten aktiviert? 
Safer: Den Blick auf das Schöne zu richten. In jeder Situation steckt noch immer irgendwo was Gutes. Das ist dann der Moment, um auch Kleinigkeiten toll zu finden. Eine simple Plattitüde: Wenn dir die Haare während der Chemo ausgehen, musst du sie an ungewünschten Stellen nicht mehr wegmachen (lachend). Oder wenn du auf der Intensivstation liegst, muss du dich nicht selbst waschen. Zweiteres klingt schon ein bisserl ärger und schwieriger, um es toll zu finden. Ich weiß.
 
Was möchten Sie Menschen mitgeben, die Ihr Buch lesen?
Safer: Puh, kein Ahnung. Viel Spaß beim Lesen, und wenn das Buch es in gewissen Moment im Leben ein bisserl leichter macht, ist es toll. 
 
Sie haben als Werberin gearbeitet – inwiefern, verändert sich vielleicht auch der Blick auf den eigenen Job oder überhaupt die Branche, wenn man mit so vielen persönlichen Problemen konfrontiert ist?
Safer: Ja, klar, ich bin noch immer in der Werbung. Ich finde Werbung super-spannend. Dieser Beruf wird nie fad, da du immer mit anderen Produkten oder Serviceleistungen in Kontakt kommst. Ich nenne mich immer „allwissende Müllhalde“, weil man nach 20 Jahren Werbung ja doch schon einiges gesehen hat (lacht). 
 
Haben sich durch Ihre Erfahrungen und Erlebnisse Ihre weiteren Träume und Visionen verändert? 
Safer: Nein, gar nicht, ich wollte immer schon die Welt bereisen und immer schon glücklich sein. Ich habe mich auch schon vor dem ersten großen Einschnitt, meinem Schädel-Hirn-Trauma, vom Leben überraschen lassen. Man kann doch eh nichts planen.
 
Welche Reaktionen kamen aus Ihrem beruflichen und privaten Umfeld auf die veränderten Situationen, in denen Sie sich befunden haben? 
Safer: Liebe, Liebe, Liebe und viel Unterstützung. Währendes des 3-monatigen Spitalaufenthalts wegen meines Schädel-Hirn-Traumas waren meine Freunde jeden Tag zum Abendessen im Spital, und während des Kampfes gegen den Krebs habe ich aus Kundenmeetings Fotos geschickt bekommen und Blumen ins Spital. Und wie schon gesagt: viel Liebe meiner Freunde. Auch finanzielle Unterstützung!

Abschließend: Was wünschen Sie sich für Ihre Tochter? 
Safer: Um das Wort jetzt noch mal so richtig zu strapazieren: Liebe, Liebe, Liebe. Ich wünsche mir, dass sie glücklich wird und geliebt. Dann kommt sie locker über alle Stolpersteine, die das Leben sicher auch für sie bereithält.

„Wenn dir das Leben Zitronen gibt…“ ist erschienen bei edition a, erhältlich um 20 Euro. 
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