Fit trotz Kälte

Stärken Sie das Immunsytem Ihres Kindes

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Schon wieder verschnupft? Von richtiger Ernährung bis zum Kneippen: Ärzte verraten, wie Sie die Abwehrkräfte Ihrer Kinder mobilisieren können.

(c) sxcDer Winter bringt viele Eltern zur Verzweiflung: Anstatt dass die Kinder quietschvergnügt im Schnee herumtollen, müssen sie zu Hause mit warmem Kräutertee und Vorlesen bei Laune gehalten werden. Sie haben wieder einmal eine Erkältung erwischt.

Zu oft krank?
Und so manche besorgte Eltern fragen sich: Ist das noch normal, wie oft mein Kind krank ist? Doch der Wiener Kinderarzt Peter Voitl gibt Entwarnung: „Kinder sind gegen eine Vielzahl von Viren noch nicht immun und deshalb besonders anfällig für Erkältungen. Bis zum sechsten Lebensjahr muss man mit sechs bis acht Viruserkrankungen pro Jahr rechnen, später mit drei bis vier“, so der Mediziner. Das Gute daran: Bei jeder Infektion erwirbt das Kind eine Immunität gegen das entsprechende Virus. Kinderarzt Peter Voitl: „Und damit sinkt das Risiko für weitere Infektionen.“

Gesund-Guide ’09
Sie können aber auch selbst einiges dazu beitragen, um das Immunsystem Ihrer Kinder zu wappnen. „Dazu gehören in erster Linie natürlich eine ausgewogene Ernährung, ausreichend Bewegung an der frischen Luft sowie das rechte Maß von Anregung und Entspannung“, meint der Kinderarzt. Worauf Sie konkret achten sollten, verrät der folgende Gesund-Guide für Kids.

1. Ernährung
Mehr noch als bei Erwachsenen spielt die Ernährung bei Kindern eine entscheidende Rolle. Denn durch falsche Ernährungsgewohnheiten im Klein- oder Schulkindalter können die Weichen für spätere Erkrankungen gestellt werden. Das Problem: Die meisten Kinder lieben Süßes und stehen gesunder Vollwertkost (wie ungeschälter Reis mit Gemüse, Vollkornnudeln mit Tomaten) eher skeptisch gegenüber.

Die deutsche Kinderärztin und Autorin Ursula Keicher, selbst zweifache Mutter, meint: „Das elterliche Vorbild ist hier von entscheidender Bedeutung. Wenn wir ständig zwischendurch Gummibärchen naschen, brauchen wir uns nicht wundern, wenn unsere Kinder das Gleiche tun.“ Sie empfiehlt zu jeder Mahlzeit frisches Gemüse, zweimal in der Woche Fisch, ein- bis zweimal wöchentlich Fleisch und dazu Reis, Kartoffeln oder Nudeln. Zum Dessert gibt es Obst: „Auch wenn die Kinder anfangs nur wenig essen, werden sie sich allmählich daran gewöhnen“, ist die Ärztin überzeugt.

Süßes gänzlich zu verbieten mache wenig Sinn – aber es sollte die Ausnahme bleiben. Umso wichtiger ist ein Frühstück ohne Zeitdruck: „Lieber früher aufstehen und eine gemütliche Atmosphäre schaffen“, rät Keicher. Abwechslung fördert den Appetit: Geben Sie den Kindern einmal Semmeln mit Honig, dann wieder Vollkornbrot und ab und zu Müsli mit Joghurt. Wenn Kinder partout nicht frühstücken wollen, sollten Sie zumindest etwas trinken (Tee, Fruchtsaft, Kakao). Und man sollte dann darauf achten, ihnen ein gehaltvolles Jausenbrot einzupacken.

Super-Snacks
Auch die Jause für den Kindergarten oder die Schule sollte nie langweilig sein: Wenn das Kind zum Weckerl einen Apfel und ein Joghurt isst, ist auch gegen einen kleinen Schokoriegel nichts einzuwenden. Expertin Keicher: „Da Kinder einen wesentlich schnelleren Stoffwechsel als wir Erwachsene haben, sind kleine Zwischenmahlzeiten für sie so wichtig. Gewöhnen Sie ihr Kind auch bei diesen Snacks an Obst, Nüsse oder Trockenfrüchte und geben Sie ihm nur zusätzlich etwas Süßes – aber eben nicht anstelle der gesunden Imbisse.“

Trinkfit
Auch von gezuckerten Getränken sollten Sie eher Abstand halten (schon alleine auf Grund der Karies-Gefahr!): Mit Wasser verdünnte Fruchtsäfte schmecken ebenfalls süß und sind wesentlich gesünder als Limonaden.

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2. Bewegung
Erst drücken Kinder stundenlang die Schulbank, dann sitzen sie vor ihren Hausaufgaben und später vor dem Fernseher: Für Bewegung bleibt oft wenig Raum. Dabei brauchen Kinder um ein Vielfaches mehr an körperlicher Aktivität als Erwachsene.

Übertriebener Ehrgeiz ist jedoch fehl am Platz: „Sie müssen Ihr Kind nicht von frühester Kindheit an in den Sportverein schicken. Es genügt, es nachmittags im Garten oder im Park herumtollen zu lassen. Auf Ideen, was man alles mit Bewegung anstellen kann, kommen gesunde Kinder ganz von alleine“, meint Kinderärztin Ursula Keicher.

Wetterfest
Auch Regenwetter sollte kein Hinderungsgrund sein: Mit wetterfester Kleidung macht den Kindern das Herumtollen dennoch Spaß. Expertin Keicher: „Wir Erwachsenen sind es, die die Schlechtwettermuffligkeit auf unsere Kinder übertragen.“

Im Winter scheuen Eltern auch oft vor der Kälte zurück: Sie haben Angst, das Kind könnte sich bei niedrigen Außentemperaturen leicht erkälten. Solange Kinder jedoch in Bewegung bleiben, ist diese Sorge meist unbegründet. Bei sehr kleinen Kindern, die noch nicht sagen können, ob ihnen kalt ist, gibt es einen einfachen Trick: „Greifen Sie Ihrem Kind auf die Stirn. Dort – und nicht etwa im Nacken, wo Kinder fast immer warm sind – spüren Sie am besten die Temperatur des Kindes“, informiert Mediziner Peter Voitl.

Entspannung
Musikunterricht, Ballett, Theater: Je älter Kinder werden, desto mehr stehen sie unter Strom. Deshalb ist es so wichtig, dass sie sich zwischendurch immer wieder entspannen. Mit Yoga können Kinder beides – sich entspannen und sich bewegen. Das Asia-Workout (Übungen siehe Seite 63) hilft auch, neue Energie zu tanken, wenn die Kraftreserven erschöpft sind.

3. Natur-Tipps
Geringe Reize sind für einen gesunden Organismus wichtig: Der Wechsel zwischen warm und kalt härtet den Körper ab. Mit ein Grund, weshalb die meisten Mediziner darauf plädieren, schon mit Säuglingen täglich an die frische Luft zu gehen.

Kneipp für die Kleinen
Ab dem Kleinkindalter kann man auch schon mit Kneipp’schen Anwendungen beginnen. Das Unterarmbad etwa fördert die Durchblutung und kurbelt so die Immunabwehr an – der Körper ist weniger anfällig für Erkältungskrankheiten. Und so geht’s: Beide Arme bis zur Mitte des Oberarmes in ein Waschbecken mit möglichst kaltem Wasser eintauchen. Die Arme darin 30 Sekunden lang kreisen. Danach nicht abtrocknen, sondern kräftig ausschütteln, sodass die Arme wieder warm werden. Macht geistig und körperlich sofort frisch! Wichtig: Nur bei gesunden Kindern und warmen Händen anwenden!

Für die Psyche
Wichtig für eine intakte Immunabwehr ist freilich auch eine gesunde Kinderseele. Gerät diese ins Wanken, können die vom englischen Arzt Dr. Edward Bach (1886–1936) entwickelten Blütenessenzen (siehe Kasten rechts) helfen, die Psyche wieder ins Lot zu bringen.

Die besten Gesundheitsbücher für Kinder
Zum Weiterlesen. Der Wiener Kinderarzt Peter Voitl (www.kinderarzt.at) beschreibt in seinem Nachschlagewerk Was fehlt meinem Kind? (Verlagshaus der Ärzte, 24,90 Euro) alle wichtigen Kinderkrankheiten und gibt Erziehungstipps. Ebenfalls empfehlenswert: Sanfte Naturheilkunde für mein Kind von Dr. Ursula Keicher (Knaur, 15,40 Euro) sowie das umfassende Werk Gesundheit für Kinder (Kösel, 29,95 Euro).

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