Cécile Nordegg

So cool ist "Mama Putz"

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Viele kennen Cécile Nordegg aus der „XXXLutz“-Werbung, doch hauptberuflich ist „Mama Putz“ eine erfolgreiche Jazzsängerin, die das Krisenjahr für ein ganz besonderes Projekt nutzt. 

Seit über 20 Jahren ist sie täglich mehrmals in unseren Wohnzimmern zu Gast. Doch auch abseits ihrer Rolle als „Mama Putz“ in der XXXLutz-Werbung sorgt Cécile Nordegg – in einer ganz anderen Welt – für Begeisterung. Die aus einer Künstlerfamilie stammende zweifache Mutter ist international als angesehen Jazzsängerin unterwegs. Als solche arbeitet sie jetzt auch im Lockdown. Das Interview. 
 
Als Künstlerin trifft das Krisenjahr auch Sie besonders hart. Sie haben sich aber offenbar in die Arbeit gestürzt …
Cécile Nordegg: (lacht) Ja, das kann man so sagen. Weil wir ja Zeit haben, produzieren wir seit März ein Triple-Release. Diese umzeichnet alles, was ich will und was ich mache: zum einen einen Live-Mitschnitt aus einem Auftritt mit unserer „Jazz Proclamation“ im angesagtesten Jazzclub Los Angeles’, dem „The Baked Potato“. Zum Zweiten gibt es eine „Jazz Proclamation 3“ mit 15 neuen von meiner Band und mir geschriebenen Titeln. Und zum Dritten kommt eine „Dance Proclamation“ mit Remixes unserer Musik von Profis aus New York, Deutschland, aber auch Österreich, die unsere Musik auf eine DJ-Ebene bringen. Diesen Wahnsinn produzieren wir also derzeit – und schlagen uns mit dieser Arbeit viele Nächte um die Ohren. 

Was macht Ihre Musik besonders? 
Nordegg: Meine Musik ist genreübergreifend und soll Menschen unterschiedlicher Länder und vor allem Kulturen, aber auch Generationen zusammenbringen. Wenn ich mit meiner Band in der Welt unterwegs bin – oder momentan muss man sagen: war –, kommen zu uns sechs oder sieben Leuten immer noch jeweils am Auftrittsort ansässige Künstler dazu. Das verleiht dem Ganzen einen ganz speziellen Spirit. 
 
Sprich, Sie sind weltweit topvernetzt?
Nordegg: Klar, das kommt aus unseren vielen Touren in den letzten zwei Jahren, wo wir vom Senegal bis Nicaragua, von Los Angeles bis Virgin Island eigentlich fast überall waren. Da lernt man so viele tolle Menschen kennen – und das können wir jetzt dank der technischen Möglichkeiten auch nutzen und aus der Ferne mit vielen Leuten in ganz anderen Erdteilen zusammenarbeiten. Das ist auch eine großartige Erfahrung. 
 
Sie haben sich mit der Musik einen Traum erfüllt – und haben von der Schauspielerei zum Singen gewechselt …
Nordegg: Es war immer beides mein Traum. Vor sieben, acht Jahren habe ich als Schauspielerin in Paris eine Produktion gespielt, in der sich eine Frau durch die Musik wiederfindet. Das hat so begeistert, dass es hieß: Mach’ doch eine Platte daraus. Und so ging alles los. 
 
Ihr Mann ist Maler, Ihre Tochter ebenfalls Schauspielerin. Wie hart trifft Sie die Krise als gesamte Familie? 
Nordegg: Es trifft uns alle hart. Die Pizzeria im Haus ebenso wie uns Künstler, genauso wie euch in der Redaktion. Man kann sich zurückziehen und weinen, aber das bringt überhaupt nichts. Unser Vorteil in der Familie ist: Wir arbeiten als Triplett, haben ein Atelier und können vieles selbst machen und müssen es nicht outsourcen. Jeder arbeitet für jeden – und was reinkommt oder auch nicht reinkommt, wird geteilt. So haben wir alle ein regelmäßiges oder nicht regelmäßiges Einkommen – und keinem wird langweilig. Auch das ist in dieser Zeit sehr wichtig. 
 
Aber der Lockdown ist wohl gerade für Sie als Vielreisende eine Herausforderung?
Nordegg: Nicht reisen zu können, ist für uns das Schwerste. Andererseits ist es auch schön, einmal viel zu Hause und in Wien zu sein. Ich glaube, ich war noch nie am Stück so lange hier (lacht). 

Einer breiten Öffentlichkeit sind Sie als Mama Putz bekannt. Das ist ja das absolute Gegenteil von dem, was Sie sonst machen.
Nordegg: Ja, in Österreich kennen mich wirklich viele als Mama Putz. Harald Sicheritz hat mich vor über 20 Jahren gefragt, ob ich drei Spots für XXXLutz drehe. So hat das angefangen. Stimmt, es ist etwas völlig anderes, aber ich habe unheimlich viel gelernt. Das ist ein Top-Team, das zwei Mal drei Tage im Jahr eng zusammenarbeitet – und das macht unglaublich viel Spaß. Wir arbeiten fantastisch zusammen, weil wir uns nach den vielen Jahren auch so gut kennen und es immer ein Fest ist, wenn wir zusammenkommen. Sonst bräuchten wir ja auch das Zehnfache an Zeit für die Dreharbeiten. 
 
Nervt es Sie, wenn Sie mehr auf diese Rolle als auf Ihre Arbeit als Jazzsängerin angesprochen werden?
Nordegg: Am Anfang war das manchmal so. Inzwischen gar nicht mehr. Ich bin so viel unterwegs und meine Arbeit ist ja nicht auf Österreich allein beschränkt. Abgesehen davon ist es auch schön, wenn die Leute sich über Mama Putz freuen – genau deshalb machen wir das ja auch. 

Und ein finanzielles Fixum ist es auch …
Nordegg: Ja, aber, was viele vergessen: Wir sind zwar täglich im Fernsehen, aber es sind sechs Tage im Jahr, an denen wir dafür arbeiten. Viele glauben, wir verdienen Unmengen damit (lacht). Dem ist nicht so. Aber: Es ist eine schöne Sache und es macht Spaß!

Stichwort Spaß: Was machen Sie als ­Erstes, wenn die Krise vorbei ist?
Nordegg: Reisen! Und … (denkt nach) reisen! Die Welt sehen und Menschen treffen. Ich bin keine Sammlerin, aber ich sammle schöne Momente. 
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