Anya Tylor-Joy

Sie ist die Newcomerin des Jahres

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Die Award-Season kann für die 24-Jährige kommen – Anya Taylor-Joy gilt spätestens seit ihrer Rolle als Schach-Genie Beth Harmon als neuer Stern am Schauspiel-Himmel. Ein Porträt. 

Der Boom ist gigantisch – und wäre da nicht Corona, könnten sich Schachklubs und Cafés, in denen immer noch dem Brettklassiker gefrönt wird, vor Neuzugängen wohl kaum retten. Seit wenigen Wochen spielt man wieder Schach – das königliche Spiel erlebt nicht durch Zufall ein Revival der Sonderklasse: Innerhalb von nur vier Wochen schnellte „Das Damengambit“ in 63 (!) Ländern auf Platz eins der meistgesehenen Netflix-Serien. Sogar der Streaming-Hit „The Crown“ musste sich da hintanstellen. Und das, obwohl die Story völlig simple ist – und die Hauptdarstellerin im Vergleich zu anderen Serien-Stars ein No-Name war. Die Betonung liegt auf war, denn wenige Wochen nach Start des siebenteiligen Historienfilms ist Anya Taylor-Joy eine der beliebtesten Darstellerinnen unserer Zeit. Ihr Look, ihre Aura und zweifelsohne auch ihr Können bescheren der 24-Jährigen einen Hype, der seinesgleichen sucht. Ein Erfolg, den Taylor-Joy selbst kaum fassen kann, wie sie kürzlich verriet. 
 
Als eines von sechs Kindern wuchs die 1996 in Miami geborene Tochter einer spanisch-britischen Mutter und eines schottisch-argentinischen Vaters zwischen Argentinien und England auf. Ihre Kindheitserinnerungen klingen heute nicht prickelnd, beschreibt sich Anya doch aus heutiger Sicht als „einsames, total isoliertes und sehr ängstliches Kind“. Mit Schaudern erinnert sich Taylor-Joy daran, als sie mit acht Jahren mit ihrer Familie von Argentinien nach England zog. „Ich wurde gemobbt, weil ich kein Wort Englisch sprach“, erzählt sie in einem berührenden Interview in der britischen „Sun“. 

Anya Taylor-Joy 
Taylor-Joy
© Getty Images

 

Shooting-Star

 
Förmlich ihre Rettung sei es gewesen, als sie mit 16 Jahren in den Straßen Londons entdeckt wurde. Nicht etwa als Schauspielerin, sondern vielmehr als Model. Dabei konnte es Anya kaum glauben, dass man sie für schön befand. „Ich sehe zu merkwürdig und nicht schön genug aus, um ein Star zu sein“, meinte sie über sich selbst. Vielleicht arbeitete sie auch gerade deshalb hart an ihrem beruflichen Werdegang als Schauspielerin. Selbstzweifel als Motivation. Schließlich behauptet die Beauty, dass sie sich ihre Filme selbst niemals ansehe. Dabei gäbe es da schon eine ganze Menge zu bewundern – wie ihren Auftritt als Thomasin im Horror-Movie „The Witch“, der Anya Taylor-Joy 2015 zum internationalen Durchbruch verhalf. Oder ihre Hauptrolle in „Das Morgan Projekt“ im Jahr 2016. 
 
2020 kann Anya Taylor-Joy allerdings trotz Coronakrise als ihr persönlich erfolgreichstes Jahr verbuchen. In gleich vier Top-Produktionen war die 24-Jährige zu sehen. Neben „Here Are The Young Men“ und „The New Mutants“ stach sie vor allem in der Jane-Austen-Adaption „Emma“ als Titelheldin hervor. Was der Schönheit mit vielen Wurzeln jedoch wahrlich breite Aufmerksamkeit bescherte, ist ihre grandiose Verkörperung der Beth Harmon in „Das Damengambit“. Ein Erfolg, mit dem sie – ganz ihrer selbstkritischen Ader zufolge – keineswegs gerechnet hatte. Zumal Anya Taylor-Joy vor ihrer Besetzung keinen blassen Schimmer vom Schachspiel hatte. „Ich wusste noch nicht einmal genau, welche Figuren aufs Brett müssen“, verriet sie im Interview mit „Blick“. „Inzwischen beherrsche ich das Spiel aber ganz gut und werde ständig besser.“ Dennoch habe sie eine ganze Menge mit Beth Harmon gemeinsam: „Weil ich als Kind ziemlich einsam war, hatte ich viel Fantasie und darum eine ganze Reihe imaginärer Spielgenossinnen.“ Und: „Ich fühlte mich schon immer eher zu älteren Leuten hingezogen.“ In Sachen Liebe gilt das jedoch keineswegs – da setzt der Shootingstar auf den gleichaltrigen Fotografen Ben Seed, der sie schon gewarnt habe, dass man sie wegen ihrer Selbstkritik für eine Tiefstaplerin „oder ein Arschloch“, wie Anya erzählt, halten könnte. Bis dato kann man das getrost dementieren. Ihr Karriere-Gambit könnte perfekter nicht sein. 
 

Zur Person

Am 16. April 1996 in Miami als eines von sechs Kindern geboren, wuchs Anya Taylor-Joy größtenteils in Großbritannien auf. Mit 16 wurde sie als Model entdeckt – bevor sie 2014 ihre Schauspielkarriere in „Der junge Inspektor Morse“ und „The Viking“ startete. 
 
Auszeichnungen: Nach ihrem Durchbruch 2015 mit „The Witch“ wurde Taylor-Joy 2016 als beste Nachwuchsdarstellerin mit dem British Academy Film Award, ihrer ersten Ehrung, ausgezeichnet.
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