Kirchentalk

Sex ist etwas "Gott-Gewolltes"

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Laut Kardinal Christoph Schönborn hat die Kirche kein Problem mit der Sexualität - Das sagte er in einer Debatte mit "Sexpertin" Gerti Senger.

 

TZ ÖSTERREICH/APATäuschen, Lügen,Flunkern: "Nirgends wird so viel gelogen wie über die Sexualität",heißt es. Ob etwas Wahres an dieser Aussage dran ist, darüber habenMittwochabend in Wien unter anderem "Sexpertin" Gerti Senger,Erzbischof Kardinal Christoph Schönborn und Musiker Johnny Palmer diskutiert.Schönborn meinte im "Nacht-Talk", zu dem die "Akademie fürEvangelisation" geladen hatte, dass für die Kirche Sexualität kein heißesEisen ist und stellte klar: "Es ist ein massives Vorurteil, dass dieKirche ein Problem damit hat."

 

'Sex ohne Lügen gibt es nicht'
Egal ob ein vorgetäuschter Orgasmus oderfalsche Antworten bei eine Umfrage - Sex ohne Lügen, das gibt es laut GertiSenger nicht. Sogar Studien seien mit Vorsicht zu genießen, denn: Wenn dasErgebnis lautet, es werde fünfmal pro Woche Sex gemacht, dann sei das gelogen,so die Therapeutin. "Wer hat schon so oft Zeit?", fragte sie sich.Neben den ganzen Schwindeleien werde die Sexualität zudem medial idealisiert -die private Wirklichkeit schaue ganz anders aus, bestätigte Senger.

Kein Sexvor der Ehe
Der Musikerund Starmania-Teilnehmer Johnny Palmer steht zu seiner Einstellung: Kein Sexvor der Ehe. "Ich glaube, dass Gott es so will", erklärte derFreikirchler.

'Sexualität ist etwasGott-Gewolltes'
Kirche und Sexualität ist ein vieldiskutiertes Thema. Dem Vorurteil, dass die Kirche darüber negativ spreche,entgegnete Kardinal Schönborn mit einer "biblischen" Begründung:"Auf der ersten Seite der Heiligen Schrift steht: 'Und Gott schuf sie alsMann und Frau'." Das heiße, dass Sexualität etwas Gutes sei, etwasGott-Gewolltes.

Verbotenen Frucht
Der "Bruch" käme auf Seite drei: Die Geschichte vomSündenfall, wo Eva Adam dazu verführte von der verbotenen Frucht zu essen."Da ist etwas passiert. Die beiden haben gemerkt, dass sie nackt sind.Vorher haben sie sich nicht geschämt, jetzt schon", führte Schönborn aus.An diesem Punkt beginne das "Problem" mit der Sexualität.

'Hilfe für realistischen Umgang mit der Sex'

Die Rolle der Kirche ist für den Kardinalklar: Sie soll Orientierung bieten und auf Gefahren hinweisen. "Die Kirchehilft bei einem realistischen Umgang mit der Sexualität. Sie macht sie nicht zueiner isolierten Supersache. Entscheidend in Partnerschaften ist die Qualitätder ganzen Beziehung." Und dazu gehören auch Freundschaft und Humor. Dasind sich Schönborn und Senger einig: Wo Freundschaft da ist, werde Rücksichtaufeinander genommen und Paare würden besser über Defizite in der Sexualitäthinweg kommen. Obwohl - ohne gehe es halt auch nicht, weiß die Therapeutin ausErfahrung: "Liebe allein reicht nicht aus. Ich betreue Paare, die sichzutiefst lieben, aber sexuell passt es halt nicht."

Liebe soll wie Gänseblümchen gegossen werden

Entscheidend für eine Partnerschaft ist lautSenger das Arbeiten daran: "Die Liebe muss gleich wie ein Gänseblümchen'gegossen' werden, sonst vertrocknet sie." Egal ob Scheitern oder Gelingeneiner Beziehung, es gibt etwas, dass laut Schönborn viel schlimmer sei als das:die Hartherzigkeit des Menschen. "Es kann manches Scheitern passieren,doch das darf nicht passieren", plädierte er. Eine Mitteilung an deneigenen Kreis hatte der Kardinal auch: Er würde sich wünschen, dass weniger die"Unverheirateten" über Themenreden, die "unter der Gürtellinie liegen", sondern vielmehr dieLaien, also die Verheirateten.

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