Corona-Song

Nina Proll regt (sich) auf

Teilen

Mit ihrem Song „I zag di au“ nimmt sie Österreich in Coronazeiten auf die Schippe. Im YouTube-Talk spricht Schauspielerin Nina Proll offen über Angst und Ärger in der Krise.

Ich schau auf dich, du schaust auf mich – und die Regierung schaut auf sich. I hab die Vermutung, die halten uns für bled. Seit wann herrscht im Kleinwalsertal die Herdenimmunität?!“, singt sie im mit Bier und Zigarette in der Hand und einer geblümten Kleiderschürze am Leib. Das sonst so attraktive „Vorstadtweib“ zeigt sich nach vielwöchiger Corona-Isolation in Tirol und künstlerischer Zwangspause von ihrer „bösen“ Seite. Mit einem scharfzüngigen, sarkastischen Song samt illustrem Video meldet sich Nina Proll (46) zurück und nimmt unter dem Titel „I zag di au“ ganz Österreich samt Regierung auf die Schippe. Mit Erfolg: Kurz nach der Veröffentlichung auf ihrem Instagram-Account verbuchte das von Christian Frank produzierte, schon jetzt kultige Video bereits über 100.000 Aufrufe. Proll legte nach – und schrieb dazu: „Mit wem muss man eigentlich schlafen, um in österreichischen Radios gespielt zu werden?“

Grantig wurde die beliebte Schauspielerin und Sängerin in den letzten Wochen wie so viele KünstlerInnen aufgrund von Auftrittsverboten, Verdienstentgang und der Einschränkungen der persönlichen Freiheit, wie sie jetzt im YouTube-Talk „Auf dem roten Stuhl“ mit Musiker Bernhard Egger verriet. „Ich habe im Moment keine Konzerte oder Veranstaltungen, da meine alle in den Herbst verschoben wurden. Welche Maßnahmen dann gelten werden, weiß ich natürlich nicht“, so Proll. „Ob sich die Leute dann ins Theater trauen oder wollen, weiß ich natürlich nicht – aber mir ist das lieber, als es wird mir von oben verordnet: es gibt gar keine Veranstaltung oder ich darf nicht auftreten.“ Das sei der größte Schock für sie gewesen. Vor allem aber „mangelnde Transparenz“ im Umgang mit der Pandemie wirft Nina Proll der Regierung vor. „Warum für welche Meinungen entschieden wurde, wurde nicht gesagt“, so die Ehefrau von Schauspieler Gregor Bloéb im Talk mit Moderator Egger. „Es hieß nur: So mach ma’s – aber man hat nie gewusst, warum.“ Am meisten hadere sie „mit der Angst, die den Leuten gemacht wurde – ob zu Recht oder zu Unrecht können ja nicht einmal Virologen genau sagen“.

In einer Gesellschaft voller Angst wolle sie jedenfalls nicht leben. „Das macht mir Angst“, stellt Proll fest. Und die Künstlerin sorgt einmal mehr damit für Aufsehen, mit ihrer Meinung nicht hinterm Berg zu halten. „Ich bin ein totaler Verfechter der Eigenverantwortung“, gilt für sie heute mehr denn je. „Bei der Wahl sind die BürgerInnen ja auch mündig.“ Auch gegen das Kultusstaatssekretariat teilt Proll gehörig aus: „Da hatte man das Gefühl, da ist niemand, der kompetent ist, niemand der sich auskennt, und niemand, der weiß, wofür er kämpfen soll. Dann werde ich auch grantig! Ich habe nichts gegen eine weibliche Staatssekretärin im Kultur-Sekretariat, aber nur Frau zu sein und lesbischer Orientierung zu sein, ist nicht genug für so ein Amt. Da braucht es mehr Kompetenz und Wissen, auf was kommt es in den Jobs an.“

Persönlich leide Proll „am meisten unter dieser sozialen Distanz. Das belastet mich viel mehr als die Angst vor einem Virus, das ich, hätte ich den Fernseher nie aufgedreht, nie bemerkt hätte.“ Wie viele Menschen hat sich Proll in wochenlanger Quarantäne Gedanken über die Maßnahmen und ihre Notwendigkeit gemacht. Prolls Mantra sei letztlich das Zitat von Robert Pfaller: „Die schlechte Nachricht ist, wir werden alle mit Sicherheit alle irgendwann sterben, wir sollten aber sichergehen, dass davor so etwas wie Leben stattgefunden hat.“ Ob die Mimin denn gar keine Angst vor einer Coronaerkrankung hat? „Ich fürchte mich schon vor dem Tod wie jeder andere auch, aber ich fürchte mich noch mehr, dass ich nichts erlebe.“

Fehler im Artikel gefunden? Jetzt melden.