Beziehungstief

New Yorks Girls in der Krise

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„DABA-Girls“. Der Börsen-Crash zerstörte die Glamour-Welt der New Yorker Banker-Frauen. Wie Megan Petrus & Laney Crowell nun die Krise nutzen.

(c) CROC MEDIA

Ein Traum schien für die beiden Frauen in Erfüllung gegangen zu sein. Attraktiv und 27 Jahre jung lebten sie nach dem Aufwachsen in Pittsburg und Kalifornien jetzt in der Traumstadt New York. Zum aufregenden Leben in der pulsierenden Metropole gesellten sich rasch tolle Jobs in der Fashion-Industrie. Und vor allem: Die Freundinnen Megan Petrus und Laney Crowell angelten sich betuchte Banker, die an der Wall Street Geld scheffelten. „Zuerst war ja alles wie in einem Märchen“, erzählt Petrus. Am Abend ging es zu tollen Partys, logiert wurde im Luxusapartment mit Blick über die Manhattaner Skyline. Und am Wochenende im Sommer unternahm man Trips zur Strandenklave der Betuchten, den Hamptons. „Big Catch“, hießen solche Jungs im Jargon der New Yorker Dating-Szene.

Nichts ist wie vorher
Doch das Inferno des Börsenkollapses transformierte die Traummänner rasch in nervende Wracks: „Er arbeitete nur mehr“, erzählt Megan jetzt, „klebte an seinem BlackBerry, hatte keine Zeit mehr für mich.“ Den ganzen Tag im Büro, am Abend Treffen mit Klienten, nur vier Stunden Schlaf! Sogar als ihr Vater eine Herzattacke erlitt, habe sich ihr Liebster lieber um einen deprimierten Arbeitskollegen gekümmert! Die Beziehung zerbrach. Wie auch die von Laney: Ihr Freund, ein Immobilien-Investor, hätte sich plötzlich „komplett daneben benommen“, berichtet sie über die Beben an der Privatfront des großen Börsendramas: „Er konnte nicht mehr schlafen, über nichts anderes mehr reden als sein Job-Dilemma.“

„Anonyme Pleite-Opfer“
Die Frauen schritten zur Selbsthilfe, starteten einen Internetblog www.dabagirls.com mit dem humorigen Titel „Dating A Banker Anonymous“, einer Art Hilfsgruppe nach dem Vorbild der Anonymen Alkoholiker. Megan: „Uns war klar geworden, dass nicht wir schuld am Scheitern der Beziehungen sind – sondern die Wirtschaft.“ Bald verfolgten sie selbst intensiv die Börsenkurse, um über die miese Stimmung ihrer Boyfriends zumindest vorgewarnt zu sein. Auf der Website wurden je nach Kursentwicklung sogar Warnstufen eingeführt. An einem Tag, als der Dow Jones 300 Punkte nach unten kippte, stand zu lesen: „Vergesst das Dinner! Guter Abend mit Freundinnen, Wäsche zu waschen “ Dass Megan und Laney mit ihren Sorgen nicht alleine sind, merkten sie schnell auf ihrer Homepage: Unzählige ähnliche Storys betroffener Frauen trudelten ein. „Wir haben hier wohl in ein Wespennest gestoßen“, freuen sie sich. Da erzählte etwa Christine, wie ihr Boyfriend nur mehr besoffen solo durch Lokale zog. Dawn wiederum berichtete, wie ihr Freund nur mehr panisch darüber sprach, dass er mit 35 Jahren „an einem Herzinfarkt sterben wird“.

Drama als Sprungbrett
Das Konzept ging auf und sorgt inzwischen für Schlagzeilen weltweit. Prompt luden die gefallenen Banker-Bräute, besser bekannt als „DABA Girls“, zu wöchentlichen Treffen, wo sie bei ein paar Drinks ihre Herzen ausschütteten. Das Beziehungsdrama wurde für Megan und Laney schließlich zum Sprungbrett. Nach einem Feature in der New York Times sind sie nationale Berühmtheiten. Sogar über einen Filmdeal soll verhandelt werden, heißt es. Die Idee: „Sex and the City“, bloß im Bankermilieu. Ihre Website erhält pro Monat inzwischen eine Million Besucher! „Wir sind jetzt Anlaufstelle für Tausende Frauen rund um die Welt mit ähnlichen Problemen“, sagt Megan. „In gewissen Kreisen war es der Himmel auf Erden, sich einen reichen Wall-Street-Typen zu angeln, der dich mit einer fetten Kreditkarte in Ruhe lässt – während er seine Millionen-Deals an Land zieht“, schrieb die New York Times sarkastisch. Doch damit sei jetzt Schluss: Die bezahlten Stunden der Nannys für die Kinder sind reduziert, die Reservierungen im Speisetempel Masa spärlich. Und die Kreditkarte? Storniert!

Das Problem für die ehemaligen Wall-Street-Machos ist jedoch nicht nur das fehlende Bare: Die in der Times zitierte Psychologin Harriet Pappenheim attestiert auch einen schweren Schlag gegen das einst unbändige Ego der Wall-Street-„Wunderkinder“, den sie dann „vermehrt an ihren Partnerinnen und Kindern auslassen“. Und der Sex? Aus den meisten Zuschriften geht hervor, berichtet die brünette Megan, dass die Rezession auch das Sexleben der Finanzmetropole brutal zerrüttet hat: „Das ist meist das Letzte, an das die geschlauchten Boys denken“, lacht sie. „Und wenn, ist er nicht so gut wie früher!“
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