Mitten ins Herz. Glattauer verzaubert die Frauen. Der Womanizer der etwas
anderen Art im Interview.
Wie macht das der Mann bloß? Warum versteht er die Frauen und ihre manchmal
hoch komplizierten Gefühlsstrukturen so gut? Mit seinen Bestsellern „Gut
gegen Nordwind“ und „Alle sieben Wellen“ hat sich der Ex-Journalist Daniel
Glattauer (feiert am 19. Mai seinen 50. Geburtstag) in die Herzen des
Publikums geschrieben.
Seine Helden sind die Romanfiguren 'Emmi' und 'Leo', die durch Zufall in
E-Mail-Kontakt geraten und sich schließlich ineinander verlieben – ohne
einander zu kennen. Glattauer beschreibt mit sensibler Empathie und feinem
Humor den Soundtrack unseres Liebeslebens, das – wenn auch nur in Gedanken –
dem Alltagstrott entfliehen möchte. Und sehnsüchtig von der großen
Leidenschaft träumt.
Alltagstrott
Erfolgreich dramatisiert wurde bereits „Gut gegen
Nordwind“ mit den beiden Bühnenstars Ruth Brauer und Alexander Pschill in
den Wiener Kammerspielen (30 Produktionen europaweit sind in Arbeit!). Ab
15. Mai spielen die beiden ebendort die Bühnenfassung von „Alle sieben
Wellen“. Im Interview mit MADONNA spricht Glattauer – mit seiner Frau und
ihrem erwachsenen Sohn lebt er in Wien und Niederösterreich – über den
täglichen Trott, seinen ungeahnten Erfolg und die plötzliche Prominenz.
Sie erreichen ein großes weibliches Publikum. Frauen fühlen sich
von Ihnen verstanden. Wie gelingt Ihnen das? Daniel Glattauer: Ich
nehme das nicht so persönlich. Nicht ich erreiche das (weibliche)
Publikum, sondern meine E-Mail-Liebesgeschichte und meine Figuren Emmi
und Leo. Ich habe mich in diese beiden Figuren hineinzufühlen
versucht. Das dürfte mir gelungen sein, deshalb gelingt es
wahrscheinlich auch so vielen Leserinnen und Lesern. Das freut mich
natürlich ungemein.
Tschechow sagt: „Eine Krise kann jeder Idiot haben. Was uns zu
schaffen macht, ist der Alltag.“ In Ihren Bestsellern spielt der
Alltag eine große Rolle, aus dem es zu flüchten gilt. Ist das
Schreiben Ihre Exit-Strategie aus der Gleichförmigkeit? Glattauer:
Dem Alltag kann man nicht entkommen. Kaum glaubt man, ihn hinter
sich gelassen zu haben, baut er sich vor einem wieder auf. Auch mit
Schreiben kommt man nicht weg davon. Ich finde, man sollte sich ihn
zum Freund machen. Gleichförmiges hat auch seine schönen Seiten. Ich
zum Beispiel möchte nicht immer alles umschmeißen und von Neuem
beginnen müssen.
Ihre Bestseller haben Sie zur Person des öffentlichen Interesses
gemacht. Wie gefallen Sie sich als Prominenter im Licht der
Öffentlichkeit? Glattauer: Genau so gut oder schlecht (je
nach Tagesverfassung) wie vorher. „Öffentlichkeit“ ist ein
interessantes Phänomen mit eigenen Mechanismen. Ich habe jetzt
ausreichend Gelegenheit, sie zu studieren. Ich selbst fühle mich immer
als der Gleiche, öffentlich und unöffentlich. Ich will niemandem
etwas vorspielen – und ich will auch nichts vorgespielt bekommen.
Und wenn das Licht der Öffentlichkeit mich wieder ausblendet, möchte
ich ihm nicht peinlich hinterherjagen, sondern meinen Weg
weitergehen, mit sehr viel Alltag rundherum.
Wie hat der Erfolg Ihr privates Leben beeinflusst, verändert? Glattauer:
Meine Tagesabläufe haben sich geändert, seit ich nicht mehr in
einem Büro arbeite. Meine Kollegen vom Standard vermisse ich manchmal
sehr. In meinen Entscheidungen und Abläufen bin ich richtig frei
geworden, daran muss man sich erst einmal gewöhnen. Sonst ist alles
beim Alten geblieben, weil ich nämlich der Gleiche bin wie immer. Nur
jedes Jahr ein Jahr älter.
Wie viele Aufführungen von „Gut gegen Nordwind“ haben Sie gesehen? Glattauer:
Vier bisher. Es sind aber 30 verschiedene in Arbeit, viele in
Deutschland und der Schweiz. Auch in Italien wird es den „Nordwind“
auf der Bühne geben. Frankreich und England kündigen sich an.
Kommt eine Verfilmung? Glattauer: Jetzt noch nicht,
irgendwann sicher. Wir sind sehr vorsichtig. Es gab einige
interessante Anfragen, hauptsächlich aus Deutschland. Wir sind
stundenlang zusammengesessen – waren schon knapp daran, die Filmrechte
zu vergeben. Aber letztlich waren uns die Konzepte zu wenig konkret,
die Ideen zu unausgereift. Vielleicht wird es ja eine französische
oder britische Produktion.
|
'Gut gegen Nordwind' und 'Alle sieben Wellen' von Daniel Glattauer.
© Deuticke Roman
MADONNA Buch-Tipp'Gut gegen Nordwind' und 'Alle sieben
Wellen' von Daniel Glattauer. HIER können Sie '
Gut
gegen Nordwind ' und HIER '
Alle
sieben Wellen' bestellen!
Brauer und Pschill spielen ab 15. Mai 'Alle sieben Wellen' (Wr. Kammerspiele).
© Moritz Schell/Josefstadt
Bild: (c) Moritz Schell/JosefstadtBrauer und Pschill
spielen ab 15. Mai 'Emmi' und 'Leo' in 'Alle sieben Wellen' (Wr.
Kammerspiele).
Brauer und Pschill
© Kernmayer
Bild: (c) Kernmayer