Gay Cops

Homosexuelle in Uniform

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Homosexuelle Polizisten sind nach wie vor eine Seltenheit. Zumindest offiziell. 50 von ihnen haben sich in einer Initiative zusammengeschlossen. Und zwei reden im MADONNA-Interview.

(c) FallyIst ein Friseur, ein Schauspieler oder Künstler homosexuell, wird darüber nicht einmal mehr diskutiert. Steht aber ein ­Polizist zu seinem Schwulsein, bricht für viele gleich ein Weltbild zusammen. Repräsentiert doch gerade diese Berufsgruppe pure Männlichkeit – zumindest sehen das viele der Proponenten gerne selber so.

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Geoutete Polizisten

Und so müssen Schwule und Lesben innerhalb der Exekutive immer noch mit Diskriminierung rechnen. Wie viele der 27.000 Polizisten und Polizistinnen in Österreichs Wachstuben schwul oder lesbisch sind, ist nicht bekannt. 50 von ihnen stehen aber mittlerweile offen dazu und sind Mitglied der ­Initiative GayCopsAustria (www.gaycopsaustria.at ), die Ewald Widi gegründet hat.

Im Interview mit MADONNA sprechen Widi und seine lesbische Kollegin Kathrin Mair über die Probleme als Homosexuelle innerhalb der Polizei und die Ziele der Plattform.

Herr Widi, Sie haben die Plattform GayCopsAustria ins Leben gerufen. Wie ist die Idee dazu entstanden?
Ewald Widi:
Ich war vor fünf Jahren auf einem Seminar in Deutschland, veranstaltet von einem polizeinahen Verein, der International Police Association, wo ich deutsche Kollegen des „Verein lesbischer und schwuler Polizisten Deutschlands e.V.“ kennenlernte. Damals habe ich gesehen, dass es mehr gibt als nur mich. Und wie gut das tut, sich auszutauschen. So ist die Idee entstanden, etwas Ähnliches auch bei uns zu machen.

Wie war die Situation für ­Homosexuelle innerhalb der Polizei vor der Gründung der Plattform?
Widi:
Das ist tot geschwiegen worden. Auch ich habe lange versucht, mein Schwulsein auszuklammern, um Problemen aus dem Weg zu gehen. Bei der Polizei wird schwul doch immer mit weiblich, tuntig und alles andere als männlich gleichgesetzt.

Wie war dann das Feedback auf die Gründung der Homepage?
Widi:
Extrem positiv vonseiten der Betroffenen, auch außerhalb der Polizei.

Und wie reagierte man in den Reihen der Exekutive?
Widi:
Im Ministerium hat man die Initiative begrüßt, weil denen ja auch klar war, dass das ein Tabuthema ist. Bei den Beamten ist der Umgang mit dem Thema besser, je höher der Rang ist.

Frau Mair, wie hoch ist der ­Anteil an lesbischen Frauen bei den GayCopsAustria?
Kathrin Mair:
Etwa ein Viertel. Das ist sehr viel, nimmt man den prozentuellen Anteil von Frauen in der Polizei als Maßstab.

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Sie sind auch Mitglied bei GayCops und geoutet. War das ein schwieriger Schritt für Sie?
Mair:
Überhaupt nicht. Ich bin von einer Kollegin, unfreiwillig, schon während der Ausbildung auf der Polizeischule geoutet worden. Ein paar Mitschüler haben mich dann darauf angesprochen und das war es. Als ich auf die Dienststelle gekommen bin, hat es schon jeder gewusst.

Sie arbeiten ja in Tirol, einem Bundesland, das doch recht konservativ ist – und trotzdem hatten Sie nie Probleme?
Mair:
Es gab schon hin und wieder Bemerkungen, wie ‚Du hast wohl noch nie einen richtigen Mann gehabt’, aber über das hinaus nicht. Ich glaube auch, dass es lesbische Polizistinnen viel leichter haben als schwule Polizisten. Das macht den Kollegen nicht so viel „Angst“. Sex zwischen Männern, die Vorstellung, dass auch Beziehungen zwischen Männern längerfristig angelegt sind, ist vielen Kollegen einfach fremd. Sex zwischen zwei Frauen können sich die meisten vorstellen oder sie haben es schon mal im Porno gesehen.

Abgesehen von der Angst vor dem Unbekannten, warum gibt es Probleme?
Widi:
Da ist einmal das Image vom männlichen Polizisten und der Druck, dem entsprechen zu sollen. Und dann die Tatsache, dass wir für die Kollegen zu einer Minderheit in der Polizei gehören, und der Umgang für die Kollegenschaft damit, mangels Gelegenheit, ungewohnt ist.

Werden diese Konflikte von den Kollegen auch konkret angesprochen?
Widi:
Nein, einer offenen Konfrontation stellt sich beinahe niemand. Hinter dem Rücken wird darüber heftig diskutiert und manchmal entstehen gerade dadurch Missverständnisse.

Was ist das Hauptanliegen ­Ihrer Initiative „GayCops“?
Widi:
Die Information. Uns ist wichtig, dass die Kollegen lernen, dass Schwule nicht perverse Kinderschänder sind beziehungsweise versuchen, Jugendliche zu verführen. Aber auch das Vorurteil, dass sie ihren Kollegen gegenüber keine Distanz wahren und versuchen, diese anzumachen, wollen wir ausräumen. Und natürlich geben wir Betroffenen Hilfestellungen im beruflichen Alltag. Denn sie haben es oft wirklich nicht leicht.

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