Mein perfekter Tag

Heute genießen wir den Tag!

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Der Wecker meldet sich lautstark – noch ein mal kurz im warmen, gemütlichen Bett 'einmurmeln'.

Sich strecken und mit Vorfreude aus den Federn hüpfen, das Fensteröffnen, und die frische, angenehme Luft und das tolle Wetter genießen.Die Sonne scheint – so soll es heute auch sein!

Tief durchatmen und mit 'neuer' Energie ins Bad.
Zähneputzen, und die täglichen Rituale mit einem Lächeln im Gesicht und Musik durchführen.
Schnell in die Küche. Die Kaffeemaschine starten, die Terrassentür öffnen, die tollen Fortschritte unseres grünen und bunten Paradieses mitten in der Kleinstadt bewundern, die Erdbeeren gedeihen und versüßen mit der ersten Kostprobe den Morgen. Dazu der Genuss von Koffein.
Jeans und T-shirt übergezogen. Zur Sicherheit eine Weste mitnehmen; meine bequemen, ultraflachen Ballerinas angezogen - noch geschwind die Tasche geschnappt und los geht es, Richtung Bahnhof.

Treffpunkt ist 9 Uhr 30.
Es ist kurz vor 9 Uhr 20. Schon biegt das bekannte, dunkelrote Auto um die Ecke. Man grinst sich gegenseitig an, es wird gewunken, und das Auto geparkt. Ich hüpfe schnell auf die Rückbank. Wir begrüßen uns, tauschen ein paar Neuigkeiten aus, und wir zwei Damen steigen aus dem Auto.
Haken uns unter und verabschieden uns beim Fahrer. "Passt auf, und ihr könnt euch ja mal kurz melden - mein Handy ist bei mir!"
"Wird gemacht!" - sagen wir, lächeln und schlendern Richtung Bahnhofseingang.
Das 'einfach mal raus Ticket' von Krems an der Donau nach Wien und wieder retour ist bereits in der Tasche und wir machen uns auf den Weg zum Bahngleis 2A.
Der Wieselzug fährt ein, wir suchen einen Fensterplatz, machen es uns bequem und schon geht es los. Der Zug setzt sich in Bewegung und wir düsen Richtung Wien. Im Vorbeirauschen bewundern wir die Gegend. Die 50 Minuten Fahrt vergeht wie im Fluge. Es wird die ganze Zeit über alles Mögliche geplaudert. Beziehung, Mode, Freunde und Bekannte sind im Gespräch.

Ein großes Thema ist meine Arbeit. Was oder wer mich da ärgert, womit ich nicht zurechtkomme. Aber auch was mich positiv stimmt, dass ich gelobt wurde und dass meine Arbeitseinteilung zur Zeit einfach für mich optimal ist.
Ein Teil im Krankenhaus und der andere Teil in der Ordination eines praktischen Arztes. So kann ich mich in meinem Tätigkeitsbereich als Krankenschwester wirklich so gut als möglich entfalten.
Bei meinem letzten Sonntagsdienst im Krankenhaus, kam eine Kollegin der 'Gesperrten Station' (dort sind Patienten, die im Gefängnis sind) auf die chirurgische Station. Es wurde gefragt, ob man sich Material für die Versorgung eines Darmseitenausgang holen kann. Als ich fragte, was genau benötigt wird, war die Kollegin überfragt. Also wurde ausgemacht, dass ich mit komme, und die Versorgung durchführen werde. War ein eigenartiges Gefühl, durch die Absicherungen auf die Station zu kommen, und in Begleitung eines Wachebeamten dann vor eine 'Zellentür' geführt wird. Ein Mann der nicht mal 50 Jahre alt ist, liegt im Bett. Ich stelle mich vor, gebe ihm die Hand und erkläre ihm, warum ich da bin, und was ich jetzt machen werde. Der Patient sieht mich mit großen Augen an, und stellt sämtliche Frage zu den pflegerischen Handlungen und ist sehr interessiert. Als wir uns verabschieden, bedankt sich der Patient, für die fachliche und vor allem freundliche Behandlung. Das hat mich sehr gefreut. Aber ich war auch ein bisschen entsetzt, dass der Mensch, hier in einer 'Einzelzelle' wahrscheinlich seine letzten Stunden verbringen wird.

Mir wird gespannt zugehört, ich bekomme Antworten auf manche Fragen oder Anregungen wie man so manches vielleicht verbessern könnte - das tut mir einfach nur gut.
Natürlich hör ich mir auch die Erzählungen meines Gegenübers an - dass manchmal alles zu viel wird. Die Pflege der Angehörigen. Die damit verbundenen Schwierigkeiten. Dass es schwer ist, die Pflege, die Aufgaben im Hausalt, und auch noch Zeit für sich selbst zu finden - unter einen Hut zu bringen. Dass es kränkend ist, weil alles als selbstverständlich gesehen wird.
Sich um zwei 85 Jährige zu kümmern, wo einer der Beiden nicht mehr aus dem Bett kommt. Leider Gottes fast 100 Kilo Körpergewicht hat, und nur sehr wenig Motivation und Willen zeigt. Der andere leider nicht mehr genau weiß, was getan wird, und keine Antworten auf gestellte Fragen gibt. Zwei mal in der Woche kommt eine Dame von der mobilen Versorgung, aber das ist in Wirklichkeit ein Tropfen auf den heißen Stein.
Da die passenden Wörter zu finden ist nicht einfach - was sagt man auch darauf?

Es wird erkannt, dass einem oft Kleinigkeiten zur Weißglut bringen und eine Auseinandersetzung, oder sogar Streit wird begonnen.
Dann kommt man in den Dienst, und man sieht Schicksalsschläge und mutige, junge, positiv gestimmte Patienten, die einem wieder auf den Boden der Tatsachen zurück holen, und beschämt stellt man fest, dass das Leben so schön ist, und es vergeudete Zeit ist, wegen Lappalien wichtige Minuten, Stunden, oder vielleicht sogar Tage des Lebens verstimmt verbringt.
Wir umarmen uns und sagen "Heute wird nicht an die Arbeit, an zu Hause gedacht. Heute genießen wir den Tag für uns!"

Wir laufen zur U-Bahn und zischen in die wunderschöne, Wiener Innenstadt. Der Stephansdom begrüßt uns mit seiner gewaltigen Größe, und es 'schwirrt' die ganze Umgebung. Unzählige Menschen sind auf den Beinen. Die einen bekommen von der Schönheit des Momentes gar nichts mit, weil sie sich mit Handy am Ohr und schnellen Schrittes weiter bewegen. Viele Touristen würdigen den Steffl und es werden unzählige Fotos gemacht und gelacht.
Wir zwei Damen haken uns wieder gegenseitig unter und schlendern Richtung Wiener Graben. Beäugen die Auslagen und genießen in vollen Zügen. Wir gehören zu der Gattung Frau, die an Schuh- und Taschengeschäften nicht vorbeigehen kann. So probieren wir alle möglichen Schuharten und Taschen. Ich schlage mal wieder in einem Taschengeschäft zu. Ob das die 35. oder 36. Tasche ist, weiß ich gar nicht - mein Leiden! Tja, und dann erblicke ich noch so wahnsinnig schöne Ballerinas. Die passen ja wirklich überall dazu - so gehören auch die ab jetzt mir!
Shoppen macht hungrig, und so schlendern wir Richtung Restaurant. Da das Wetter traumhaft ist, entscheiden wir uns für einen Platz im Freien und genießen Wiener Küche. Geröstete Knödel mit Vogerlsalat - einfach köstlich!
Gesättigt und ausgerastet beehren wir noch einige Geschäfte und bekommen ein paar Sackerl dazu.
Für Kaffee und Mehlspeise muss Zeit sein. Ein großer Brauner und eine Erdbeerschnitte setzen noch mehr Glückshormone frei. Wir telefonieren kurz, wie am Vormittag bereits versprochen mit dem Fahrer, und können unsere aufgekratzte Stimmung nicht verheimlichen.
Die Zeit läuft dahin und es ist bald 17 Uhr. Es geht zum Franz Josefs Bahnhof und wir sitzen im Wieselzug Richtung Krems an der Donau. Sind bereits etwas müde, und weniger gesprächig. So schnell können wir gar nicht schauen und wir befinden uns wieder in Krems.
Es wird sich überschwänglich verabschiedet und bedankt, und wir 2 Damen machen uns auf den Heimweg.

Die Einkäufe werden begutachtet und hergezeigt.
Ein entspannendes Bad hilft den Tag noch besser revue passieren zu lassen und das geliebte Bett wartet um ca. 22 Uhr. Entspannt und müde hineingekuschelt, dreht man sich Richtung Partner und sagt: "Heute war ein perfekter Tag!"

Die zwei Damen, die es ihren jeweiligen Partner voller Freude und überkommender Müdigkeit sagen sind Mutter und Tochter!
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