Feuer auf Knopfdruck - Die neuen Kamine

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Knisternde Scheite, lodernde Flammen, der würzige Geruch von brennendem Holz: Ein Kamin gilt vielen als der Inbegriff gemütlichen Wohnens. Nur leider ist in Etagenwohnungen oder Reihenhäusern meist kein Platz dafür. Diese Marktlücke haben jetzt eine ganze Reihe von Designern und Firmen erkannt und mobile Feuerstellen entwickelt, die sogar in Mini-Stadt-Appartements passen.

Ob man es Homing nennt oder Cocooning - in Krisenzeiten wollen es viele wieder in den eigenen vier Wänden schön haben. Sofa-Kuscheln statt Fernreise steht auf dem Programm. Und mit einer Feuerstelle wird die Idylle im Wohnzimmer perfekt. "Der Kamin ist plötzlich wieder angesagt", beobachten Trendforscher wie Prof. Peter Wippermann. Doch gefragt seien nicht mehr die herkömmlichen Modelle. Alles soll möglichst pflegeleicht sei - weshalb auf Holz verzichtet wird und stattdessen Öl und Gas verwendet werden.

"Ein Kamin ist noch immer ein Traum ganz vieler Menschen", erfährt auch die Innenarchitektin Katharina Dobbertin aus Hamburg bei ihrer Arbeit immer wieder. Ethanol-Kamine lösten nicht nur das Platzproblem, sie seien auch schnell aufgestellt und einfach zu bedienen. "Bei einem klassischen Kamin ist es ja sehr aufwendig, ihn in Betrieb zu nehmen. Die neuen Kamine funktionieren einfach auf Knopfdruck", erklärt Dobbertin. Das kommt nach Wippermanns Ansicht nicht nur der Bequemlichkeit der jüngeren Kamin-Fraktion entgegen, sondern baut auch Ängste ab: "Wir wollen das Archaische kontrollieren können."

Die Palette der angebotenen Modelle reicht vom künstlichen Mini-Lagerfeuer über puristische Avantgarde-Exemplare bis hin zu Entwürfen, die einem echten Kamin täuschend ähneln. Zur erstgenannten Kategorie zählt beispielsweise das "Urbonfire" von rephorm. Statt Holzscheiten ordnete Designer Michael Hilgers Edelstahlstäbe wie für ein Lagerfeuer an. Sie tragen einen feuerfesten Glasbehälter, in dem die Flammen lodern. Bis zu zwei Stunden beträgt die Brenndauer, dann muss Bio-Ethanol nachgefüllt werden.

Als eine "Bühne für Feuer" bezeichnet der Hersteller Ponton sein Modell "Fireplace". Designer Wolf U. Wagner reduzierte den Entwurf auf einen Brennstoffbehälter aus Edelstahl, der in einem Glaszylinderbehälter montiert ist. In der kleinsten Version passt die mobile Feuerstelle auf den Tisch, in der größten wirkt sie fast schon wie ein Kunstobjekt.

Für "Bullet Flame" von Radius Design wurde eine Edelstahl-Halbkugel auf einen passenden Fuß gesetzt. Die Flammen lodern hinter zwei Glasscheiben, die in der Halbkugel befestigt sind. Auf den Straßen-Look setzt dagegen Sompex mit "Barrel": Die Mini-Feuertonnen wurden Ölfässern nachempfunden. Betrieben werden können sie entweder mit Brenngel oder mit Ethanol.

Avantgardisten unter den Feuer-Fans dürften sich an "Zeta" von EcoSmart Fire aus Australien erfreuen: Das Kamingehäuse besteht aus Pressschichtholz, das in eine elliptische Form gebracht wurde. In das Holzgehäuse ist eine dünne Feuerbox aus Edelstahl eingelassen, von außen ist die Feuerstelle mit Leder bezogen. Seitlich grenzen Scheiben aus gehärtetem Glas Leder und Edelstahl voneinander ab.

Vom Fernseher ließ sich der finnische Designer Ilkka Suppanen zu seinem "Fireplace" inspirieren. "Die heutigen Fernseher spielen oft eine ähnliche Rolle wie das Lagerfeuer in der Vergangenheit - sie bringen Menschen zusammen, um ihre Geschichten zu erzählen und die der anderen zu hören", erzählt er über den Ausgangspunkt seines Entwurfs für das Unternehmen Iittala. Ohne Feuer wirke "Fireplace" sehr neutral. Erst wenn die Flamme entzündet wird, ziehe es die Aufmerksamkeit auf sich.

 Ob Maxi oder Mini - für Nicole Maalouf von der Online-Einrichtungsplattform "urbancocooning.com" sind vor allem die mobilen Feuerstellen das I-Tüpfelchen jeder Einrichtung. Sie würden sich im Schlafzimmer genauso gut wie im Bad machen. "Und man kann sie bei Umzügen mitnehmen", fügt die Expertin hinzu.

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