»Endlich noch nicht angekommen"

Désirée Nosbusch packt in neuer Biografie aus

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Désirée Nosbusch öffnet sich in ihrer ersten Autobiografie „Endlich noch nicht angekommen“ und spricht über Privates, Selbstliebe und Skandale.

Ein außergewöhnliches, bewegtes Leben gibt’s ab sofort zum Nachlesen: Die luxemburgische Moderatorin Désirée Nosbusch startete schon als 12-Jährige ihre Karriere im Radio, später moderierte sie TV-Shows wie den ESC. Doch damit nicht genug: Die 57-Jährige eroberte auch die Film- und Serienwelt, ergatterte für „Bad Banks“ 2019 sogar den deutschen Grimme-Preis. Was sich abseits der Scheinwerfer abgespielt hat, verrät die Zweifachmutter (lebt in Luxemburg und in den USA) nun zum ersten Mal in ihrer Autobiografie „Endlich noch nicht angekommen“ – und spart nicht mit Kritik an der frauenfeindlichen Branche sowie jähzornigen Stars.

Abrechnung mit der Vergangenheit

„Es ging mir nie darum, jemandem etwas zu beweisen“: So das Motto ihres Buches, in dem sie die Schauspielerei feiert („Es ist die Abwesenheit von Gewohnheit, und das mag ich“) und mit Herausforderungen abrechnet: „Vor vielen Jahren, als ich noch jung war, wurde mir immer gesagt: ‚Désirée, du musst immer so aussehen wie Désirée – egal, vor welcher Kamera oder auf welcher Bühne. Die Menschen wollen diese eine Désirée und keine andere sehen. Deshalb kommen sie ins Kino, ins Theater oder schalten den Fernseher ein.‘ Damals habe ich das auch geglaubt. Aber nicht gewusst.“ Die Verkörperung dieser „bestimmten Désirée“ schränkte sie lange Zeit sehr ein. Auch jetzt weiß sie: „Ja, ich war wirklich oft die Projektionsfläche von Vorstellungen anderer Menschen, meistens Männern. Und sie haben es ausgenutzt, dass wir jungen Frauen ausbrechen wollten, dass wir auf der Suche waren und noch in keiner Welt lebten, die ernst nahm, was wir dachten und sagten.“

Der Erfolg forderte sein Opfer

In der Liebe ging’s bei Nosbusch turbulent zu. 1991 heiratete sie Austro-Komponist Harald Kloser, es war Liebe auf den ersten Blick. Das Paar lebte mit Sohn Lennon und Tochter Luka in Los Angeles. Doch der Erfolg forderte sein Opfer, 2002 kam’s zur Trennung. Nosbusch: „Wir hatten die Zeit davor schon lange versucht, unsere Ehe zu reparieren, doch es war erfolglos. Die Scheidung verlief, so weit man das sagen kann, friedlich. Harald und ich versuchten dabei, vernünftige Menschen zu bleiben.“ Nach weiteren Beziehungen (u. a. mit Daimler-Chef Dieter Zetsche) verlor sie ihr Herz an Kameramann Tom Alexander Bierbaumer, mit dem sie die Liebe neu erlebte: „Tom ist ein Mann, der sich bis heute nicht für meine Prominenz oder die Geschichten, die hinter mir liegen, interessiert.“ Denn: „Mein ganzes Leben davor hatte ich immer mit Partnern oder Männern zu tun gehabt, die mich in ein anderes Leben hineinrissen und die von unseren Zielen sprachen, aber ihre meinten.“ 2018 wurde in Italien geheiratet.

Schock-Erfahrung mit Klaus Kinski

Schock. So erzählt sie im Buch, wie sie als 16-Jährige den damals 54-jährigen Klaus Kinski kennenlernte und ihn um ein Interview bat. Er lud sie zu sich nach San Francisco ein, wo sie den Verlauf als normal bezeichnet – „bis er mir manchmal etwas zu nahe kam, was ich ihm sofort sagte. ‚Haste Angst, ich geh dir an die Wäsche? Haste Angst, oder?‘ fragte er und lächelte etwas irr. Ich weiß nicht, aber Angst hatte ich, glaube ich, keine. Er war Klaus Kinski, ein berühmter Mann, der wird dir hier nichts antun, dachte ich.“ Irre ist dann der Moment, als der Mime abends verschwand und den Teenager in seiner Blockhütte einsperrte. Sie konnte sich durch ein Fenster befreien und war wütend: „Da hatte einer, ein angeblich großer Künstler, ein Erwachsener, eine Verabredung mit mir gebrochen, die ich ganz ernst gemeint hatte.“ Es kam dann doch zum Interview, das erst fünf Jahre später in Nosbuschs Reihe „Zeit zu zweit“ ausgestrahlt wurde.

"Wurde um mein Intimstes enteignet"

Für den düsteren Film „Der Fan“ musste sie aufs Ganze gehen: „Das wirkte also alles authentisch, und mich interessierte die Grenzüberschreitung, nicht die süße Désirée, sondern einen Fan zu spielen, der sich mörderisch rächt.“ Doch nach einer Nacktszene, zu der sie überredet wurde, änderte sie ihre Meinung: „Als ich danach den Film sah, war ich schockiert und wollte, dass sie die Szene wieder herausschneiden. Es kam zu einem Prozess, den ich dann verlor. Es war für mich, damals sechzehn, eine hässliche Zeit, die ich hier aus juristischen Gründen nicht im Detail erzählen kann, auch jetzt, fast vierzig Jahre danach nicht.“ Die Konsequenzen dauern bis heute an: „Was mich aber mehr verstörte, war, dass es schon mein zweiter Zusammenprall mit einer Erwachsenenwelt war, zu der ich ja irgendwie gehören wollte und der ich vertraute und die mich ausgenutzt hatte. Es wurde einfach mein persönliches Recht, darüber zu entscheiden, ob, wie und wer meinen Körper besichtigen darf, missachtet. Ich wurde um mein Intimstes enteignet, und das kannte ich nicht.“ Harter Stoff!

Désirée Nosbusch packt in neuer Biografie aus
© ullstein
× Désirée Nosbusch packt in neuer Biografie aus

Auf 352 Seiten zieht Nosbusch in „Endlich noch nicht angekommen“ Bilanz. Um 23,70 Euro bei Ullstein erschienen.

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