Alles Walzer!

Birgit Reitbauer & Maryam Yeganehfar im Opernball-Talk

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Heute Donnerstag, 16. Februar feiert der Wiener Opernball sein großes Comeback. Für Gastronomie und Raumkonzept zeichnen die Top-Unternehmerinnen Reitbauer und Yeganehfar verantwortlich. Der Talk.  

Die Diskussionen über die Funktion der einst so titulierten „Opernball-Mutti“ sind endlich Geschichte. Auch wenn sich manch ­einer darüber mokiert, dass da keine Lady mehr an der Feststiege den „Grüß­august“ für über 5.000 Gäste machen wird, empfinden viele die Entscheidung von Operndirektor Bogdan Rošcic, auf ein im Hintergrund arbeitendes Komitee zu setzen und die Oper selbst zur Gastgeberin zu machen, als zeitgemäß. Und so werken nun seit Monaten zwei Frauen auf das größte Society-Event des Landes hin: Spitzengastronomin und „Steirereck“-Chefin Birgit Reitbauer (48) ist für die Bewirtung der Ballgäste zuständig, „yamyam“-Gründerin und Top-Eventmanagerin Maryam ­Yeganefahr (46) ist für die Verwandlung der unzähligen Räumlichkeiten der Oper in den schönsten Ballsaal der Welt verantwortlich. Inmitten ihres stressigen Countdowns bis zum 16. Februar trafen wir die Working Mums – Reitbauer ist dreifache Mutter, Yeganefahr hat eine sechsjährige Tochter – zum großen MADONNA-Talk über ihren „Tanz auf dem Vulkan“, wie man ihr Debüt beim Spektakel durchaus bezeichnen kann.

Wie wird man zu einer der wichtigsten Akteur:innen beim Opernball – und: ­Haben Sie sofort Ja gesagt?
Maryam Yeganehfar: Ich war gerade auf Paros und bekam einen Anruf... Zuerst habe ich mir gedacht: Warum rufen die mich an? Dann habe ich irgendwie Nein gesagt, weil ich ja mein eigenes Geschäft, meine Firma habe. Bogdan Rošcic meinte aber, ich soll es mir bitte noch mal überlegen. Dann haben wir relativ lang gesprochen – und mehr und mehr dachte ich mir: Wahnsinn, der Opernball, das ­eigentlich größte Event – in diesen Räumen zu arbeiten, wäre schon genial! Wir haben so lange telefoniert, bis ich am ­Ende Ja gesagt habe (lacht).
Birgit Reitbauer: Bei mir war es etwas anders. Ich bin von einem Dritten empfohlen worden, weil Bogdan jemand für die gesamte gastronomische Betreuung und das Kulinarik-Konzept suchte. Durch meine Freundschaft mit Maria Großbauer wusste ich, was es heißt, diesen Ball zu organisieren. Die Möglichkeit, Teil der Organisation, aber nicht damit allein zu sein, war aus meiner Sicht ein gangbarer Weg. Und es hat mich natürlich gefreut, weil der Opernball ja auch für unser Haus etwas Besonderes ist und wir durch die Ball-Gäste, die in dieser Woche auch bei uns essen, mit diesem Event eng verbunden sind. Außerdem halte ich den Opernball für wirklich wichtig für die Stadt.
Denken Sie, ist es Zufall, dass nun wieder zwei Frauen den Ball schupfen?
Reitbauer: Ich glaube, das ist keine Gender-Frage, sondern es wurde versucht, die besten Optionen auszuloten. Da ist das Geschlecht, denke ich, ziemlich egal.
Yeganehfar : Ja, das ist Zufall. Die Eventbranche ist ansonsten sehr männerdominiert, das muss man schon sagen. Die meisten Menschen, mit denen ich zu tun habe, sind Männer.
Reitbauer: In der Gastronomie ist es ähnlich. Klar: Am Abend und am Wochenende zu arbeiten, zeitlich total flexibel zu sein, kaum zu Hause zu sein... das ist natürlich alles schwierig. Und wenn dann eine Frau den Wunsch hat, dennoch ein Kind zu bekommen... Es ist einfach unser einziger beruflicher Nachteil, dass nur wir Kinder kriegen können und der Ball meist bei uns bleibt.
Sie haben Kinder und Karriere immer perfekt unter einen Hut gebracht...
Reitbauer: Ich hatte immer ein grandioses Netzwerk, meine Eltern haben mich sehr unterstützt. Und die Kinder waren auch immer im Restaurant – sind teilweise im Pyjama runtergekommen. Wenn ein Lokal von einer Familie geführt wird, ist das einfach so. Aber es gibt viele Berufe, wo das gar nicht geht. Deshalb sind die Kinderbetreuungsangebote das Um und Auf für Frauen – nämlich auch zu Zeiten, wo viele noch arbeiten müssen.
Wie managen Sie das mit einer sechsjährigen Tochter, Maryam?
Yeganehfar : Ich sage immer: „It takes a village to raise a child.“ Ohne Unterstützung würde das nicht klappen. Ich bin noch dazu sehr viel im Ausland unterwegs. Am Anfang habe ich Minou überallhin mitgenommen. Jetzt mit dem Schulbeginn wird es spannend, aber es ist eben eine Organisations­frage und sicher auch zu lösen.
Stichwort Nachwuchs – wie kann man den Opernball für die nächsten Generationen attraktiv machen?
Yeganehfar : Unser Ziel ist es, den Ball auch für jüngere Altersgruppen zu öffnen. Etwa mit einem neuen musikalischen Programm und auch der Gestaltung der einzelnen Räume. Was ganz wichtig ist, gerade in Zeiten wie diesen, dass man stolz sein kann auf diesen Staatsball in einer der schönsten Locations überhaupt – das ist nichts, wofür man sich schämen sollte. Das müssen wir versuchen, den jungen Leuten in der Kommunikation mitzugeben. Ich denke, dass hier aber ohnehin ein Wandel stattfindet – dass Werte und Tradition immer wichtiger werden.
Sie sind ja für die Raumgestaltung verantwortlich. Was wird heuer anders?
Yeganehfar : Was ich schön finde, ist, dass der Ball unter keinem Motto mehr stehen wird, schließlich ist der Opernball selbst das beste Thema, das es für ein Event geben kann. In der Vergangenheit wurde die Oper durch die vielen Raum-im-Raum-Konzepte regelrecht versteckt, was ich extrem schade finde. Es wird natürlich weiterhin solche Räume geben, weil das anders gar nicht funktioniert, aber einiges wird schon anders und „purer“ sein. Und dann werden wir uns mal anschauen, wie praktikabel ­alles ist, wenn sich tatsächlich über 7.000 Menschen – Gäste und arbeitenden Personen – darin bewegen. Auf jeden Fall lautet unser Motto: Nach dem Opernball ist vor dem Opernball, weil wir danach sofort an die Konzeption für 2024 gehen werden, um im nächsten Jahr wieder ­einige Schritte weiterzukommen. Wir können ja jetzt nicht alles verändern – man muss sich vorstellen: wir bauen innerhalb von nur 48 Stunden alles um und auf. Ich glaube, das ist die kürzeste Aufbauzeit, die ich je für ein Event in großer Dimension hatte (lacht).
Frau Reitbauer, worauf setzen Sie bei ­Ihrem Gastro-Konzept für den Ball?
Reitbauer: Ich habe meinen Fokus darauf gesetzt, dass wir ausschließlich mit Produzenten arbeiten, die diesem Ball würdig sind. Dabei stehen natürlich an erster Stelle Regionalität, Top-Qualität, aber auch das Auftreten der Persönlichkeiten, die dahinterstehen. Die Gastronomie am Opernball hat ja vor uns auch funktioniert, aber ich ­denke, man kann da und dort noch an den Schrauben noch drehen. Das Um und Auf sind zufriedene Gäste.
Sind die hohen Preise am Ball gerechtfertigt?
Reitbauer: Natürlich sind die Preise hoch, aber der enorme Aufwand, der für all das betrieben wird, darf nicht vergessen werden. Anlieferung, Aufbau, die vielen Menschen, die in diesen riesigen Räumlichkeiten die ganze Nacht arbeiten... das alles kostet wahnsinnig viel.
Abschließend: Was sagen Sie beide zu Richard Lugners Gast, Jane Fonda?
Yeganehfar : Großartig! Ihre Ansätze, was sie alles tut und verkörpert – sensationell. Man muss ihm eigentlich dankbar sein, dass er solche Menschen auf diesen Ball bringt.
Reitbauer: Absolut! Ich glaube auch, dass sie eine ballwürdiger Gast ist. Eine großartige Frau mit so vielen Facetten. Ihr Auftritt wird sicher spannend – wie so vieles an diesem Abend (lacht).   

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