Natascha Kampusch

Aufregung zum Prozesstag

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Prozess-Auftakt ohne Nataschas Mutter. "Ich bin über Sirny enttäuscht!", so Nataschas Vater nach dem ersten Prozesstag.

(c) praderIch bin enttäuscht“, fasst Ludwig Koch kurz und prägnant dengroßen Prozess-Auftakt am vergangenen Mittwoch im steirischen Gleisdorfzusammen.

Gerichtsverfahren
Alle waren sie gekommen, um der Wiederaufnahme des Gerichtsverfahrens zwischen Nataschas Mutter, Brigitta Sirny, und dem Ex-Richter Martin Wabl, der nun seine Anschuldigungen gegen Sirny beweisen will, beizuwohnen:

Journalisten,Fotografen, Fernseh-Teams, Martin Wabls Berater, der Privatdetektiv Walter Pöch­acker,die Zeugin Anneliese Glaser, die aussagen will, dass Brigitta Sirny denEntführer Wolfgang Priklopil kannte – und Ludwig Koch, Nataschas Vater, der nureines möchte: „Dass endlich die Wahrheit ans Licht und Ruhe in unserem Leben einkehrt!“ Dass die gefragteste Person im gesamten Prozess – Brigitta Sirny selbst – nicht anwesendwar, verwunderte nicht nur ihn.

Reinen Tisch machen
Zum einen, weil Sirny selbst Klägerinin dem Prozess ist, hatte sie doch ursprünglich Martin Wabl wegen seiner „ungeheuerlichenVorwürfe“ auf Unterlassung geklagt. Zum anderen, weil das Dutzend Zeugen, dieder Ex-Richter in der ersten Tagsatzung beantragte, tatsächlich schwereVorwürfe gegen Natascha Kampuschs Mutter vorbringen werden.

„Ich will ihr jaglauben, dass sie unschuldig ist“, betont ihr Ex-Mann Ludwig Koch im Gespräch mit MADONNA. „Ich verstehe nur nicht, dass sie gar kein Interessedaran hat, ihre Unschuld zu beweisen. Und reinen Tisch zu machen.“

Klärendes Interview
Etwas, das auch Ludwig Koch selbst vor Kurzem in einem Interview mit derdeutschen Illustrierten die aktuelle tat. Denn just jene Zeugin, die auch imProzess gegen Brigitta Sirny aussagen wird, hatte ihm im MADONNA-Interview vorgeworfen,er habe seiner Ex-Frauen ein falsches Alibi gegeben.

Zur Vorgeschichte: Weilein Polizist angab, Brigitta Sirny zwei Tage nach Nataschas
Verschwinden miteinem Mann um sieben Uhr morgens auf dem Bahnhof gesehen zu haben, wurde LudwigKoch dazu befragt. Damals bestätigte Nataschas Vater, dass Sirny zu diesem Zeitpunktzu Hause war.

Ein Alibi, das er heute nicht mehr ohne Weiteres bestätigen kann. „Viele haben mich nach dem MADONNA-Artikel gefragt, wa­rum ich Brigitta ein falsches Alibi gab“, erklärtKoch, wa­rum er erst jetzt seine damaligen Aussagen zurücknimmt. „Mir war damals gar nicht bewusst, dass ich einAlibi gab, das möglicherweise gar nicht stimmt. Das wollte ich klarstellen.“

Empört
Wann Brigitta Sirny die Gelegenheit nutzen wird,etwas klarzustellen, blieb am letzten Mittwoch vorerst offen. Ihr Anwalt, derkeinerlei Zeugen beantragte, kommentierte ihre Abwesenheit nur mit den dürrenWorten: „Das sind ungeheuerliche Vorwürfe, für die es keine Substanz gibt.“

Dass Martin Wabl unter den beantragten Zeugen auch Natascha Kampusch, ihrenbetreuenden Psychiater Max Friedrich und den ehemaligen SpitzenkriminalistenHofrat Geiger angab, dürfte die gegnerische Partei ebenfalls sehr beunruhigen.

„Geiger hat mir gegenüber erwähnt, dass die Polizei einen Tatverdacht gegenNataschas Mutter hätte. Weil aber Max Friedrich nach der Entführung in einemGutachten festhielt, dass es vor dem Verschwinden zu keinem sexuellenMissbrauch des Mädchens gekommen sein dürfte, wurde diesem Verdacht nichtnachgegangen“, begründet Martin Wabl seine Forderung auf Anhörung dieserZeugen.

Bis 15. Mai muss er sich jedoch gedulden – erst dann geht der Prozess weiter. Allerdings in Graz, dennder Publikumsandrang sprengt die räumlichen Möglichkeiten des Bezirksgerichtsin Gleisdorf.

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