Tabuthema

Abtreibung: Warum es gut ist, wenn Stars darüber sprechen

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Vor 52 Jahren haben 374 – teils sehr berühmte – Frauen ihre Gesichter auf dem Cover des „Stern“ Magazins gezeigt. Darunter stand in Großbuchstaben: Wir haben abgetrieben. Die Ausgabe erregte viel Aufsehen, denn Abtreibungen waren in den 70ern ein Tabuthema – und sind es teilweise bis heute.

Seitdem der Oberste Gerichtshof der USA vergangenes Jahr ein entsprechendes Grundsatzurteil aufgehoben hat, wurden in einigen US-Bundesstaaten Abtreibungen faktisch verboten. Dagegen protestieren viele berühmte Frauen, indem sie ihre Geschichte erzählen.

Star-Beichten

Erst kürzlich sorgte Paris Hilton für Aufsehen. Das LA It-Girl schrieb in ihrer Autobiografie darüber, wie sie sich in ihren 20ern für einen Schwangerschaftsabbruch entschied – und, dass sie Jahre danach immer noch meint, es sei für sie die richtige Entscheidung gewesen. Auch Nicki Minaj sprach mit dem Musikmagazin „Rolling Stone“ über ihren Schwangerschaftsabbruch mit 15 Jahren und erklärte, sie sei damals einfach noch nicht reif genug gewesen, Mutter zu werden.

70 Prozent der Frauen fürchten Stigmatisierung

Doch was bringt es, wenn einige privilegierte Frauen von ihren Schwangerschaftsabbrüchen erzählen? Schließlich trifft es oft ärmere Frauen, wenn reproduktive Rechte eingeschränkt werden – denn sie können nicht einfach in ihren Privatjet steigen und in ein Land fliegen, wo Abtreibungen legal sind. Dennoch ist es wichtig, da generell immer noch viel zu wenig über dieses Thema gesprochen wird. Schwangerschaftsabbrüche sind ganz und gar nicht selten, sie passieren nur im Geheimen. Studien zu den genauen Zahlen gibt es in Österreich keine, Experten schätzen jedoch, dass jährlich zwischen 30.000 und 60.000 Abtreibungen in Österreich stattfinden.

95 Prozent bereuen Abtreibung nicht

Einer Studie der University of California untersuchte die Reaktionen von Frauen auf ihre Abtreibung. 95 Prozent der Teilnehmerinnen bereuen ihre Abtreibungen nicht. Allerdings erklärten 70 Prozent der Befragten, dass sie von ihrem sozialen Umfeld stigmatisiert werden würden, wenn es von der Abtreibung erfahren würde. Also schweigen sie.

Raus aus der Tabuzone

Wenn Schwangerschaftsabbrüche weiterhin wie schmutzige Geheimnisse behandelt werden, werden sie auch in den kommenden Jahren ein Tabuthema bleiben. Und was noch schlimmer ist: Auf der anderen Seite befinden sich Menschen, die sich sehr laut zum Thema äußern – nämlich diejenigen, die dagegen sind.

Umso wichtiger ist es also, dass Stars wie Paris Hilton offen über ihre Erfahrungen sprechen und zeigen, wie sie mit ihrer Situation umgegangen sind. So machen sie anderen Betroffenen Mut und klären darüber auf. Hilton begründet ihre Entscheidung öffentlich darüber zu reden, so: „Der Grund, warum ich offen darüber spreche, ist, weil so viele Frauen damit konfrontiert sind und sich alleine und verurteilt fühlen. Ich möchte, dass sie wissen, dass sie nicht allein sind und niemandem eine Erklärung schulden.“

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