"Höhle der Löwen"-Star

Judith Williams im MADONNA-Talk

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Durch den Verkauf von Kosmetikprodukten hat sich die Powerfrau ein Unternehmen mit mehr als 100 Millionen Euro Umsatz mit Sitz in Tirol aufgebaut.

Mutter, Ehefrau, Moderatorin, TV-Jurorin, Autorin und Unternehmerin – das ist Judith Williams. Die 46-jährige gebürtige Amerikanerin, die zwar in Deutschland lebt, deren Firma Judith Williams Cosmetics jedoch in Innsbruck sitzt, erfüllt nicht die typischen Klischees einer Businessfrau. Vermutlich ist genau das ihr Erfolgsgeheimnis, denn die hübsche Die Höhle der Löwen-Jurorin hat zwar eine riesige Fan-Gemeinde, ist jedoch selten nahbar. MADONNA traf die erfolgreiche Unternehmerin zum persönlichen Talk in ihren Büroräumlichkeiten in Innsbruck. Das Gespräch über Karriere, Ruhm, ihre Ehe und ihren größten Stolz: ihre Kinder.


Wie sieht ein typischer Tag im Leben von Judith Williams aus?
Williams
: Sehr unterschiedlich. Verschiedene Ortswechsel, verschiedene Menschen, verschiedene Aufgaben. Ich bediene unterschiedliches Publikum. Mein TV-Publikum benötigt eine andere Ansprache, als wenn ich mit einem Wissenschaftler spreche.

Sie wohnen in der Nähe von München, Ihre Firma Judith Williams Cosmetics ist in Innsbruck. Für diverse TV-Projekte müssen Sie zwischen sämtlichen Städten Deutschlands pendeln. Wie ist das alles machbar?
Williams:
Bei HSE24 mache ich im Jahr um die 300 Liveshows. Viele berufliche Shows (z. B. „Die Höhle der Löwen“, in der Judith Williams eine von drei Juroren ist, Anm.) finden in Köln statt. Ich habe allerdings auch ein großes Büro bei mir zu Hause. Einen Nine-to-Five-Job habe ich nicht. Mein Büro ist in meinem Kopf oder in der Handtasche.

Sie haben zwei Töchter und zwei Söhne aus der ersten Ehe Ihres Mannes Alexander-Klaus Stecher. Wie schaffen Sie diesen hektischen Alltag mit Familie?
Williams:
Meine Kinder sind meistens zu Hause, wenn ich beruflich reisen muss. Wir haben eine tolle Nanny, die ist seit Geburt der Kinder bei uns. Dazu haben wir auch noch die Großeltern. Es ist gut, dass wir in einer Zeit leben, in der man als Working Mum nicht gleich den Stempel Rabenmutter bekommt. Aber natürlich ist es eine Herausforderung. Jedoch ist es für ­jeden Vater die gleiche Herausforderung. Eines ist mir allerdings ganz wichtig: Wenn ich zu Hause bin, wird mein Handy weggelegt. Dann bin ich zu 100 Prozent Mama. Das ist auch von der Energie etwas ganz anderes. Meine Familienzeit ist für mich heilig.

Haben Sie je das Gefühl gehabt, Ihre Kinder vernachlässigt zu haben?
Williams:
Du bist immer bemüht – vor allem als Frau –, dass niemand zurückstecken muss. Und wenn dann doch jemand zurückstecken muss, dann tut dir das wahnsinnig leid. Aber ich glaube, dass auch Kinder von Frauen, die nicht arbeiten, das eine oder andere Mal zurückstecken müssen und dass das nicht unbedingt etwas mit dem Job zu tun hat. Es gibt manchmal Tage, da kann ich nur 70 Prozent geben. Aber ich erlerne die Fähigkeit, aus diesen 70 Prozent 150 Prozent zu machen. Wenn Frauen sagen, meine Kinder mussten nie auf etwas verzichten, dann ist das utopisch. Aber wir sind immer bemüht, und meine Kinder wissen ganz genau, dass ich immer da bin, wenn sie mich brauchen. Egal, wann und wo. Was wir Frauen nicht machen dürfen, ist urteilen und sagen – die ist eine gute oder schlechte Mutter, weil sie arbeitet oder zu Hause bleibt.


Abseits von Ihren eigenen Kindern engagieren Sie sich als SOS-Kinderbotschafterin. Was machen Sie genau?
Williams:
Abseits von vielen Geldspenden rühre ich die Werbetrommel. Aber was mir noch viel mehr bedeutet, ist, die Verhältnisse vor Ort zu sehen. Mit den SOS-Kinderdörfern waren mein Mann und ich in Addis Abeba. Das war ein sehr besonderes emotionales Erlebnis. Auch unsere Kinder waren schon auf solchen Reisen. Es ist uns wichtig, dass sie auch mit Kindern in Berührung kommen, denen es nicht so gut geht wie ihnen.

Aus „Die Höhle der Löwen“ sind Sie dafür bekannt, Jungunternehmern Tipps zu geben. Rückblickend: Was waren Ihre größten Fehler und Erfolge in Ihrer eigenen Firma?
Williams:
Aus meiner Erfahrung kann ich sagen, wenn ein Business scheitert, hat das häufig emotionale Gründe. Deswegen gebe ich Gründern immer den Rat: Arbeite an dir selber, denn dein Business ist eine Reflexion von dir selber! Rückblickend hätte ich wahrscheinlich öfter auf mein Bauchgefühl hören sollen. Und ich habe lernen müssen, Nein zu sagen. Was der wohl beste Ratschlag ist, den ich geben kann, ist, dass man bei Partnerschaften nach einem Partner suchen soll, der genau die Fähigkeiten beherrscht, die man selber nicht hat. Das ist sicherlich eines der Erfolgsgeheimnisse von Judith Williams Cosmetics. Unser Geschäftsführer Roland Kohl hat ganz andere Stärken als ich, und umgekehrt.

Sie haben bei „Let’s Dance“ mitgemacht. Das waren zehn sehr intensive Wochen. Wie haben Sie die Firma in der Zeit leiten können?
Williams
: Ich habe ein großes Glück mit unserem Prokuristen Manuel Reinalter, der seit der ersten Stunde von Judith Williams Cosmetics dabei ist. Er kennt die Firma und die Mitarbeiter wie seine rechte Westentasche. Wir sind ein super Team, und Let’s Dance war eine gemeinsame Entscheidung. Hätte mich das Team nicht so toll unterstützt und diese Extrabereitschaft erklärt, mehr zu arbeiten, hätte das nicht funktioniert – denn die Firma hätte Schaden genommen. Es haben alle Extrastunden gearbeitet in der Zeit von Let’s Dance und meinen Job mitgemacht. Das ist wahrer Teamgeist, und darauf bin ich unendlich stolz. Aber da meine Arbeit auch eine sehr kreative Arbeit ist und ich immer so nah wie möglich am Kunden dran sein will, war Let’s Dance auch eine gute Entscheidung für die Marke Judith Williams Cosmetics. Die Marke ist eine Emotionalität. Unternehmertum ist immer in einer Schublade, in der es wenig bunte Ereignisse gibt. Mir war es wichtig, mich von diesem Klischee zu befreien.

Sie haben den zweiten Platz bei „Let’s Dance“ ergattert. Sehen Sie das als Triumph, oder haben Sie sich geärgert, dass es nicht der erste Platz war?
Williams:
Ich habe bei Let’s Dance nie ­mitgemacht, um zu gewinnen. Ich habe mitgemacht, um emotional zu gewinnen. Ich wollte durch die Sendung Menschen besser verstehen, auch meine Kunden besser verstehen. Ich habe sehr viel von Let’s Dance mitgenommen und meine persön­lichen Grenzen kennengelernt. Beim Tanzen musst du dich mental und körperlich komplett unter Kontrolle haben, und das habe ich mitgenommen.

Also hat „Let’s Dance“ auch der Firma Judith Williams Cosmetics viel gebracht?
Williams
: Ja – es hat der Firma extrem viel gebracht. Diese Stärke des Durchhaltens habe ich komplett neu erlernt. Man sagt immer, ich bin eine toughe Businessfrau. Ich bin nicht tough. Ich bin extrem emotional. Aber ich bin eines: Ich bin unendlich diszipliniert. So sehr, dass es oft auf meine Kosten geht.

Was meinen Sie damit?
Williams:
Von mir wird verlangt, sehr viel zu geben. Deswegen muss ich mich immer wieder auffüllen. Es ist sehr wichtig, auch für Frauen in Führungspositionen, zu wissen: Was ist meine Verantwortung? Was gebe ich weiter? Da spielt dieses Auffüllen eine große Rolle. Das können zehn Minuten am Tag sein – jeder muss etwas für sich finden. Mein Ritual ist es, in der Früh zehn Minuten zu meditieren. Davon beginne ich immer mit drei Minuten Dankbarkeitsmeditation. Danach nehme ich mir drei Minuten, um zu fokussieren, was heute meine Aufgaben sind und was meine Ziele des Tages sind. Die letzten paar Minuten nehme ich mir immer Zeit, um zu visualisieren, wo ich die nächsten fünf Jahre stehen will, und ganz wichtig: Was kann ich heute bereits tun, um dafür vorzubauen?

Sie haben gerade sehr erfolgreich ein Buch auf den Markt gebracht mit dem Titel: „Wie Träume fliegen lernen“. Warum war jetzt der richtige Zeitpunkt dafür?
Williams:
Mich haben so viele Frauen immer auf der Straße nach beruflichem Rat gefragt … Viele erfolgreiche Frauen wollen ihren Erfolg für sich behalten und lassen da niemanden ran. Das sehe ich ganz anders. Ich will alles teilen, was ich mir erschaffen habe, und habe kein Problem damit, auch über meine früheren Ängste und Zweifel zu sprechen. Ich glaube, viele Leute hält der Blick auf erfolgreichere Leute auf. Man denkt, das schaffe ich doch nie, wie der oder die. Ich habe das früher auch gedacht. Aber das stimmt nicht. Mit dem Buch will ich von Freundin zu Freundin erklären, wie ich es zur erfolgreichen Unternehmerin geschafft habe. Ich will Frauen Mut machen und will, dass sie das Beste aus sich herausholen.

Was ist das Geheimnis Ihrer glücklichen Ehe? (Judith Williams’ Ehemann Alexander-Klaus Stecher kommt zum letzten Teil des Interviews dazu …)
Alexander-Klaus Stecher:
Wir haben dasselbe Ziel vor Augen und unterstützen einander. Wir ermutigen uns gegenseitig weiterzukommen und bremsen uns nicht gegenseitig ein. Es ist uns wichtig, dass wir viel Zeit miteinander verbringen, also muss sich auch einer manchmal zurücknehmen. Im Moment bin das wohl eher ich, mit Produktionen und Moderationen. Deswegen hat es sich auch so ergeben, dass ich Judiths Management übernommen habe – damit wir mehr beisammen sein können und Erlebnisse teilen können. Judith hat so viele Talente. Ich freue mich über jeden Erfolg von ihr.
Williams: Wir sehen gegenseitig unend­liches Potenzial ineinander. Alexander ermutigt mich zu vielem, was ich mir selber vielleicht gar nicht zutrauen würde. Die Höhle der Löwen wollte ich nicht machen, aber er hat mich überredet. Rückblickend war das natürlich die richtige Entscheidung. Zusammen sind wir immer stärker. Aus meiner früheren Karriere als Opernsängerin weiß ich, wie es sich anfühlt, viel alleine zu sein. Zu Weihnachten, zu Silvester gab ich große Konzerte und stand auf der Bühne. Aber nachher war ich im Hotelzimmer – alleine. Sein Leben mit einer Person teilen zu können, die man liebt, ist das Schönste.

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