78 Prozent der H1N1-Patienten unter 30 Jahre alt

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78 Prozent der bisher in Österreich aufgetretenen und nachgewiesenen "Neue Grippe"-Fälle (auch: "Schweinegrippe") betrafen Patienten unter 30 Jahren. Von den seit April behandelten 421 Betroffenen (Stand 23. Oktober) fallen laut Statistik des Gesundheitsministeriums genau 330 Personen in diese Altersgruppe. Hauptbetroffene waren vor allem die 15- bis 29 Jährigen, die alleine 67 Prozent (283 Fälle) ausmachten.

Erkrankt sind in den vergangenen Monaten aber auch ein Baby unter einem Jahr, sowie drei Einjährige und ein zweijähriges Kleinkind. Weiters zählten 39 Kinder im schulpflichtigen Alter zu den Patienten. Alle Krankheitsverläufe verliefen bisher ohne Komplikationen, so das Gesundheitsministerium. In der Hochrisiko-Gruppe traten die allermeisten Fälle bei den 20- und 21-Jährigen (je 26 Infektionen), den 20-Jährigen (24 Infektionen) sowie den 17- und 18-Jährigen (je 23 Infektionen) auf.

Der bisher älteste Erkrankte war 68 Jahre alt. Insgesamt wiesen nur sechs Betroffene ein Alter ab 60 Jahren auf. 24 Patienten waren 50 bis 59 Jahre alt, 27 zwischen 40 und 49 Jahre sowie 34 zwischen 30 und 39 Jahre. Zum Vergleich: Bei den 20- bis 29-Jährigen gab es 183 Infizierte.

Männer steckten sich etwas häufiger als Frauen an und machten bisher rund 58 Prozent der Erkrankten aus. Hauptbetroffenes Bundesland war Wien mit 26 Prozent der Fälle (111), gefolgt von Salzburg (83 Fälle, 20 Prozent) sowie Ober- und Niederösterreich (64 und 63 Fälle, je rund 15 Prozent). Vereinzelter traten Erkrankungen in der Steiermark (28 Fälle, sieben Prozent), in Kärnten und im Burgenland (je 22 Fälle, fünf Prozent) sowie in Tirol (17 Fälle, vier Prozent) und der Steiermark (elf Fälle, drei Prozent) auf.

Ältere Menschen resistenter gegen H1N1-Virus

Dass die Neue Grippe vor allem die Unter-30-Jährigen trifft, hat nicht nur den Grund, dass diese Altersgruppe mehr unter Leute kommt und mobiler ist. Auffallend ist vor allem, dass im Unterschied zur saisonalen Grippe die ältere Generation ab 65 nicht jene mit den meisten Todesfällen ist. Dies liegt schlicht daran, dass ältere Menschen immuner gegen den H1N1-Virus sind als jüngere, schilderte der Hygieniker Egon Marth von der Medizinischen Universität Graz, wo er das Institut für Hygiene, Mikrobiologie und Umweltmedizin leitet.

Bis zum Jahr 1957 gab es nämlich noch nahe mit der heutigen Schweinegrippe verwandte Virenstämme, so Marth. Dieses stammte "relativ konserviert" von der verheerenden Spanischen Grippe von 1918 ab. "Nach 1957 ist es verschwunden und kam erst in mutierte Form 1968 wieder. Die Verwandtschaft mit der Schweine-Influenza ist aber sehr groß." Dass die Virenstämme ab 1957 eigentlich ausstarben, liegt an einem natürlichen Verdrängungsprozess, der bei den Influenzaviren vorkommt. So verdränge die heutige "Neue Grippe" bereits die saisonale Influenza in Australien, sagte Marth.

Auch der Wiener Sozialmediziner Michael Kunze sieht "eindeutig eher eine Erkrankung der Jüngeren" gegeben. "Deshalb ist auch dieser schwere Erkrankungsfall der elfjährigen kein Zufall." Das Mädchen aus Bozen liegt in einem "äußerst ernsten" Gesundheitszustand in der Uniklinik Innsbruck. Bei der saisonalen Influenza, die jedes Jahr im Winter kommt, seien vor allem die Menschen über 65 gefährdet.

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