Erstes Retortenbaby feiert 30. Geburtstag

30 Jahre künstliche Befruchtung

31.08.2009

Was damals als Wunder galt, ist mittlerweile medizinischerAlltag: Die künstliche Befruchtung ist für viele Eltern die Hoffnung auf die Erfüllungihres Kinderwunsches, auch gegen die Kritik von Kirche und Ethikern.

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(c) sxcKünstliche Befruchtung „ja“ oder „nein“? Posten Sie unsIhre Meinung!

Vor drei Jahrzehnten hielten britische Wissenschafter denAtem an, als sie das erste Retortenbaby der Welt "erschufen". Heutewill jenes Wunderkind vor allem Ruhe von dem Trubel. "Ich werde meinen 30.Geburtstag ganz ruhig angehen", sagt Louise Brown. Doch selbst wenn dieblond gelockte Britin ihr Geburtstag kalt lässt - für viele markiert er einwichtiges Datum.

Geburtsstunde derkünstlichen Befruchtung
Denn Browns Geburt am 25. Juli 1978 war gleichzeitig dieGeburtsstunde der künstlichen Befruchtung. Sie gab Millionen unfruchtbarenPaaren Hoffnung auf die Erfüllung ihres Kinderwunsches und gleichzeitigKirchenvertretern und Ethikern Anlass zur Kritik.

3,5 Millionen Babys
Was damals als Wunder galt, ist mittlerweile medizinischerAlltag: Seitdem Brown das Licht der Welt erblickte, wurden weltweit etwa 3,5Millionen Babys durch künstliche Befruchtung außerhalb des Mutterleibs gezeugt.Und jedes Jahr werden es im Schnitt 200.000 mehr.

"Es ist schon etwas schaurig, dass ich das ersteRetortenbaby bin", erklärt Brown, "aber ich lebe ein ganz normalesLeben." In der Schule hätten sie früher lediglich einige Kindergefragt, "wie ich denn in das Reagenzglas gepasst habe". Ende 2006bekamen sie und ihr Mann Wesley ein eigenes Kind. "Aber Cameron ist aufnatürliche Weise entstanden", ergänzt Brown.

"Baby desJahrhunderts"
Ihre eigenen Eltern Lesley und John hatten dagegen neunJahre verzweifelt versucht, ein Kind zu zeugen. Das Paar aus Bristol beschlossschließlich, sich zusammen mit den Ärzten Patrick Steptoe und Robert Edwardsauf ein bis dahin noch nie geglücktes Experiment einzulassen. DenFortpflanzungsmedizinern gelang die Verschmelzung von Samen- und Eizelle imLabor, und Lesley Brown wurde als erste Frau durch die Einpflanzung dieser befruchteten Eizelleschwanger.

Die Weltpresseschlug vor dem Oldham and District Hospital nahe Manchester ihre Zelte auf undwurde Zeuge, als Louise geboren wurde. "Alle Untersuchungen haben gezeigt,dass das Baby ziemlich normal ist", verkündete Steptoe damals erleichtert,schließlich war befürchtet worden, dass das Kind Abnormitäten zeigen könnte."Baby des Jahrhunderts", nannte der "Daily Express" daskleine Wesen; von der "am sehnlichsten erwarteten Geburt seitwahrscheinlich 2.000 Jahren" sprach das Magazin "Time" inAnspielung auf die Geburt Jesu.

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Kritik
Die katholische Kirche sah in der sogenannten In-Vitro-Fertilisation (IVF) allerdings einen Angriff auf die Schöpfung. Ethikerbefürchteten, dass der Schritt zum Menschen-Klonen nun nur noch ein kleinersei. "Katholiken wird gesagt, sie sollen es nicht tun, und sie tun es dochüberall. Was all die Päpste damit lediglich erreicht haben, ist, dass die Leuteihnen den Gehorsam verweigern", sagt Professor Edwards, der heute 82 Jahrealt ist.

In Deutschland wird die Debatte über künstlicheBefruchtung heißer geführt als im Mutterland des Retortenbabys. InGroßbritannien wurde erst Ende Mai ein Gesetz gebilligt, das sogar dieHerstellung von Embryonen aus Menschen-Erbgut und Tier-Eizellen erlauben soll.

Extremer Eingriff

Trotz der Hoffnung, die Browns Geburt vielen Paarengegeben hat: Eine künstliche Befruchtung ist immer noch ein extremer Eingriff.Die Erfolgsquote liegt zwischen 20 und 30 Prozent, und dem Druck halten vielePaare nicht stand.

 

Das weiß auch Mike Macnamee, Chef der Bourn Hall Klinik inCambridgeshire, die einst Edwards und Steptoe gegründet hatten: Selbst wennsich die Methode seit Browns Geburt stark verbessert habe, die künstlicheBefruchtung sei "immer noch eine komplizierte, emotional und körperlichherausfordernde Prozedur", betont er.

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