US-Staatsanwalt fordert Polanskis Auslieferung

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Scharfe Worte gegen Roman Polanski: Der kalifornische Staatsanwalt David Walgren hat sich erneut für die Auslieferung des Regisseurs aus der Schweiz an die USA stark gemacht. Eine mögliche Verurteilung Polanskis in Abwesenheit sei "absolut unangebracht", machte Walgren in einem in Los Angeles eingereichten Gerichtsantrag geltend.

Dem Regisseur dürfe "als Flüchtling und verurteiltem Kindervergewaltiger nicht erlaubt werden, über die weitere Vorgehensweise des Gerichts zu bestimmen". Polanski habe mehr als drei Jahrzehnte lang das kalifornische Justizsystem "zum Gespött gemacht", zitierte der Sender CNN den Staatsanwalt.

Anfang Januar hatte Polanski beantragt, dass das seit mehr als 32 Jahren gegen ihn laufende Verfahren wegen Vergewaltigung einer Minderjährigen in den USA in seiner Abwesenheit abgeschlossen wird. Anlass dafür war, dass ein Berufungsgericht in Los Angeles kurz vor Weihnachten angeregt hatte, die Vorwürfe gegen ihn auch ohne seine Rückkehr in die USA zu prüfen. Das Gremium räumte ein, dass bei dem Verfahren in den 1970er Jahren möglicherweise Fehler gemacht wurden. Gebe es dafür Beweise, könne der 76-Jährige auch mit einer Freilassung rechnen, hieß es.

Richter Peter Espinoza will sich bei einer Anhörung am 22. Januar mit dem Antrag des Starregisseurs befassen. Die Anklage verwahrte sich aber bereits jetzt dagegen, dass Polanski von seinem komfortablen Chalet in den Schweizer Alpen aus an dem Prozess teilnehmen dürfe. Er war im September im Zusammenhang mit der Straftat in der Schweiz festgenommen worden und steht in Gstaad unter Hausarrest.

Der in Polen geborene Filmemacher hatte sich 1977 in Los Angeles schuldig bekannt, eine 13-Jährige in der Villa von Hollywoodstar Jack Nicholson mit Champagner und Drogen gefügig gemacht und dann verführt zu haben. Sex mit einer Minderjährigen gilt in Kalifornien juristisch als Vergewaltigung. Polanski verbrachte 42 Tage unter psychiatrischer Beobachtung, floh aus Angst vor einer längeren Gefängnisstrafe dann aber unmittelbar vor der Urteilsverkündung nach Frankreich und betrat die USA seitdem nie wieder.

Polanski ist in dritter Ehe mit der französischen Schauspielerin Emmanuelle Seigner verheiratet und hat mit ihr zwei Kinder. Zu seinen wichtigsten Werken gehören "Rosemaries Baby" (1967), "Tanz der Vampire" (1967) und "Chinatown" (1974). Für den Film "Der Pianist" erhielt er 2003 einen Oscar für die beste Regie.

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