Polanski beantragte Urteil in Abwesenheit

07.01.2010

Roman Polanski drängt darauf, dass das seit gut 32 Jahren gegen ihn laufende Vergewaltigungsverfahren in den USA in seiner Abwesenheit abgeschlossen wird. Der 76-jährige Regisseur ließ durch seine amerikanischen Anwälte bei Gericht in Los Angeles einen entsprechenden Antrag vorlegen.

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Richter Peter Espinoza sagte nach Angaben des US-Senders CNN zu, dass er sich bei einer Anhörung am 22. Jänner mit Polanskis Antrag befassen werde. Er wolle untersuchen, ob und warum ein Urteil in Abwesenheit in Polanskis Fall angebracht sein könnte. Dagegen verwahrte sich die Anklage dagegen, dass der Filmemacher von seinem komfortablen Chalet in den Schweizer Alpen aus an dem Prozess teilnehmen dürfe. Es sollte Polanski, der 1977 vor der Verkündung des Strafmaßes aus den USA geflohen war, jetzt nicht erlaubt werden, den Ablauf des Verfahrens "zu diktieren", forderte Staatsanwalt David Walgren. Polankis Anwalt Chad Hummel plädierte vor Gericht auf ein "umgehendes" Urteil, berichtete CNN.

Der Filmemacher hatte das jüngste Gesuch Ende Dezember in seinem Schweizer Ferienhaus in Gstaad verfasst, wo er derzeit unter Arrest steht. Anlass dafür war, dass ein Berufungsgericht in Los Angeles kurz vor Weihnachten anregte, die Vorwürfe gegen ihn könnten auch ohne seine Rückkehr in die USA geprüft werden. Die Einstellung des Verfahrens, die Polanski zuvor beantragt hatte, ging den Richtern allerdings zu weit.

Das Gremium räumte aber ein, dass bei dem Verfahren vor mehr als 30 Jahren möglicherweise Fehler gemacht wurden. Gebe es dafür Beweise, könne der 76-Jährige auch mit einer Freilassung rechnen, hieß es. Der Starregisseur war im September im Zusammenhang mit der Straftat aus den 1970er Jahren in der Schweiz festgenommen worden und ist seitdem in Auslieferungshaft.

Der in Polen geborene Filmemacher hatte sich 1977 vor Gericht schuldig bekannt, eine 13-Jährige in der Villa von Hollywoodstar Jack Nicholson mit Champagner und Drogen gefügig gemacht und dann verführt zu haben. Sex mit einer Minderjährigen gilt in Kalifornien juristisch als Vergewaltigung. Polanski verbrachte 42 Tage unter psychiatrischer Beobachtung, floh aus Angst vor einer längeren Gefängnisstrafe dann aber unmittelbar vor der Urteilsverkündung nach Frankreich und betrat die USA seitdem nie wieder.

Polanski ist mit der französischen Schauspielerin Emmanuelle Seigner verheiratet und hat mit ihr zwei Kinder. Zu seinen wichtigsten Werken gehören "Rosemaries Baby" (1967), "Tanz der Vampire" (1967) und "Chinatown" (1974). Für den Film "Der Pianist" erhielt er 2003 einen Oscar für die beste Regie.

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