"Nanga-Parbat"-Film lässt Messner-Streit auflodern

27.10.2009

Steile Felsen, schroffe Gipfel, Eiswände und unberührte Schneewüsten - der Film "Nanga Parbat" von Joseph Vilsmaier über die Messner-Brüder Reinhold und Günther bietet spektakuläre Bilder. Erste Ausschnitte zu dem 103 Minuten langen Film, der im Jänner 2010 in die Kinos kommen soll, wurden am Montag in München gezeigt. "In zwei Wochen sind wir fertig", sagte Vilsmaier über den Stand der Arbeiten.

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Mit der Vorstellung des Projekts wurde aber auch der Zwist von Reinhold Messner mit den Ex-Kameraden neu angeheizt. Die Expeditionsteilnehmer von damals vermuten, es werde ein "Messner-Glorifizierungsfilm". Im Juni 1970 hatten die beiden Brüder über die extrem schwierige Rupalwand den Gipfel des 8.125 Meter hohen Berges erreicht, nur Reinhold kam lebend zurück. Nach allem, was bekannt sei, werde Vilsmaiers Film nur Messners "vermeintliche Wahrheit" darstellen, sagt der Extrem-Bergsteiger und Expeditionsteilnehmer von damals, Hans Saler. Messner hingegen sagt, der u.a. in Tirol gedrehte Vilsmaier-Film, wenngleich Spielfilm, beruhe auf Tatsachen. Es sei "eine Geschichte, die wirklich passiert ist und nachgespielt wird mit Schauspielern", sagte er am Montag.

Laut Messner war sein Bruder am Gipfel stark geschwächt. Um den steilen Aufstiegsweg zu umgehen, hätten beide den Notabstieg über die unbekannte Diamirseite gewählt. Dabei sei Günther von einer Lawine erfasst worden. Beweis sind laut Messner die sterblichen Überreste Günthers, die der Gletscher 2005 auf der Diamirseite freigab. Die Ex-Kameraden sehen in dem Fund keinen Beweis; für sie bleiben Günthers Todesumstände ungeklärt. Saler etwa hält es weiter für möglich, dass Günther den Rückweg ins Lager antrat, während Reinhold die Überschreitung des Berges und den Abstieg über die Diamirseite wagte.

Die Produktionsgesellschaft Ziegler-Film in Berlin erwägt eine weitere Verfilmung des Berg-Dramas, jedoch als Dokumentarfilm, der alle Beteiligten zu Wort kommen lässt. "Es ist eine grandiose Geschichte, die einfach noch einmal erzählt werden muss", sagt Produzent und Herstellungsleiter Hartmut Köhler. Er erhoffe sich auch, mit einem solchen Filmprojekt die zerstrittenen Bergsteiger zumindest wieder ins Gespräch miteinander zu bringen. "Ich würde gerne einen Beitrag leisten, dass sich die Leute wieder in die Augen schauen können." Doch erst einmal will der Produzent abwarten, bis der Vilsmaier-Film herauskommt. "Wir wollen uns diesen Film erstmal ansehen und dann schauen wir, ob es nochmal lohnt."

In Büchern beschrieben Saler und Kienlin 2003 ihre Zweifel und führten Argumente an. Auch ein langer Rechtsstreit klärte nicht das tatsächliche Geschehen. Das Filmprojekt heizt die Debatte neu an. Salers Buch "Zwischen Licht und Schatten" erschien just in der vierten, aktualisierten Auflage. Und im Jänner erscheint ein neues Buch von Saler, in dem er die Nanga Parbat-Expedition erneut aus anderer Warte darstellt. Vilsmaier sagte, nur Messner könne wissen, was oben am Berg wirklich geschah - die Darstellung der Kameraden sei dafür in anderen Sequenzen durchaus eingeflossen.

Für die Dreharbeiten mit Florian Stetter als Reinhold und Andreas Tobias als Günther flog Vilsmaiers Team zusammen mit Messner nach Pakistan, drehte bis auf 7.000 Metern Höhe. "Ich glaube, es werden sehr schöne Landschaftsaufnahmen sein, und ich denke, dass es tolle Bilder aus der Luft von der Rupalwand gibt", sagt Jürgen Winkler, Ex-Teilnehmer und Bergfotograf. "Das Problem ist: Die vielen Menschen, die den Film sehen, werden das Geschehen im Film für bare Münze halten."

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