Durch "Babe" zum Star: James Cromwell wird 70

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Viermal stand er in der Rolle des US-Präsidenten vor der Kamera, zuletzt in Oliver Stones "W" als George H. W. Bush, also Bush senior. Doch James Cromwell, der am 27. Jänner 70 Jahre alt wird, kennen die meisten Kinogänger als den warmherzigen Bauern Arthur Hoggett, der in der Komödie "Ein Schweinchen namens Babe" ein sprechendes Ferkel vor dem Bratrost bewahrt.

Der 1995 gedrehte Tierfilm mit Tiefgang verhalf dem damals bereits 55-Jährigen in Hollywood zum Durchbruch. Die Rolle brachte Cromwell eine Oscar-Nominierung als bester Nebendarsteller ein, die Trophäe ging allerdings an Kevin Spacey für "Die üblichen Verdächtigen". Cromwell konnte damals schon mehr als 20 Jahre Schauspielerfahrung vorweisen, doch mangels guter Filmrollen spielte er meist auf Theaterbühnen und in Fernsehserien wie "Detektiv Rockford", "Knight Rider" und "M.A.S.H." mit.

Der in Los Angeles geborene und in Manhattan groß gewordene Sohn der Schauspielerin Kay Johnson und des Regisseurs John Cromwell hatte ein unübersehbares Merkmal. Mit einer Größe von knapp zwei Metern fiel er in Hollywood zwar auf, aber gerade deshalb bei der Jobsuche auch häufig durch.

Beim Vorsprechen für eine Rolle gab es peinliche Momente, erinnert sich Cromwell. Regisseur Blake Edwards habe ihn einmal verdutzt angeschaut und vernichtend erklärt: "Was soll ich denn damit anfangen?" "Mein Agent erklärte mir dann, dass eine Reihe großer Stars nicht mit jemandem drehen wollten, der zwei Zoll größer ist, und die meisten sind kleiner als sechs Fuß (1,83 Meter), also mach dich auf Ärger gefasst."

Nach "Babe" war Cromwell über Nacht "der Große" in Hollywood. Für den Charakterdarsteller mit dem hageren Gesicht, der die ganze Bandbreite von liebenswert bis hartherzig beherrscht, kam plötzlich ein Filmangebot nach dem Anderen. Milos Forman holte ihn für "Larry Flynt - Die nackte Wahrheit" vor die Kamera. Mit "Star Trek - Der erste Kontakt" hob er ins Weltall ab. In dem düsteren Krimi "L.A. Confidential" brillierte er als korrupter Polizei-Chef. 1998 ließ er sich noch einmal als Farmer Hoggett für "Schweinchen Babe in der großen Stadt" einspannen.

Gleich zweimal spielte er einen Gefängnisdirektor, an der Seite von Tom Hanks in dem Drama "The Green Mile" und als Gegenspieler von Adam Sandler in der Drama-Komödie "Spiel ohne Regeln". In "Schnee, der auf Zedern fällt" mimte er einen Richter, in "Spider-Man 3" den Boss der Polizei. An der Seite von Helen Mirren spielte er 2006 im Film "Die Queen" deren Ehemann Prinz Philip. In "Geliebte Jane" wurde er 2007 zum Leinwandvater der Schriftstellerin Jane Austen (Anne Hathaway).

Viermal residierte er auf der Leinwand im Weißen Haus. Die TV-Serie "The West Wing" ernannte ihn 1999 zum fiktionalen Präsidenten Newman. In dem Fernsehfilm "RFK" spielte er 2002 Lyndon B. Johnson, im gleichen Jahr wurde er in dem Action-Thriller "Der Anschlag" zum erfundenen Präsidenten Fowler.

Aktuell ist er in dem actionlastigen Science-Fiction-Film "Surrogates - Mein zweites Ich" zu sehen. Darin spielt er den an einen Rollstuhl gefesselten Erfinder von Robotern, einer Art Ersatzmenschen, die sich per Gedanken fernsteuern lassen. In dem noch in Produktion befindlichen Film "Pope Pius XII" kommt er als Papst Pius XII. zu höchsten kirchlichen Würden.

Oliver Stone sah in Cromwell genug Ähnlichkeit mit George H. W. Bush, so dass er ihn 2008 für seine Satire "W. - Ein missverstandenes Leben" als Bush Senior castete. Ellen Burstyn spielte Ehefrau Barbara Bush, Josh Brolin glänzte als Bush Junior. Stone dürfte es leicht gefallen sein, den erklärten Bush-Kritiker für seine Polit-Parodie zu gewinnen. Cromwell ist ein kämpferischer Liberaler und engagierter Tierschützer, der seine Gesinnung tatkräftig zeigt. 2001 wurde der Veganer bei einer Protest-Aktion vor einem Fast-Food-Restaurant mit anderen Tierschützern verhaftet, als er auf die Kunden einredete, die Kette zu boykottieren.

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