Dieter Wedel: Autobiografie als Aufreger

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Wenn jemand wie Dieter Wedel seine Memoiren schreibt, kann das nur Wirbel auslösen. Erfolgreiche TV-Produktionen und Gastspiele mit Affären und Wutanfällen in den Klatschspalten garantieren für Aufmerksamkeit. Wenn Wedel dann noch Details über die Beziehung zu Hannelore Elsner und den Bruch mit Mario Adorf ausplaudert ist das - häufig negative - Medienecho garantiert.

An böse Verrisse und Attacken unter der Gürtellinie hat sich der in Hamburg und auf Mallorca lebende Regisseur aber längst gewöhnt. Und den Verkaufszahlen von "Vom schönen Schein und wirklichen Leben" wird die Publicity nicht schaden. "Wer sich auf den Boulevard begibt - und das haben wir mehr oder weniger alle freiwillig und haben auch Vorteile davon -, sollte nicht allzu wehleidig reagieren, wenn ihm mal ein Zeitungsartikel nicht passt oder nicht ganz den Tatsachen entspricht", schreibt er in seiner Autobiografie. Wer sich auf dem Boulevard bewege, entwickle ohnehin eine Technik, wie er sich der Öffentlichkeit präsentiere. "Aber natürlich habe ich auch gegen das Image vom feuerspeienden Tyrannen am Drehort, vom diktatorischen Schleifer, vom Frauen-Aufreißer nicht angekämpft."

Offen erzählt er in dem Werk, erschienen im Verlag Bastei Lübbe, über den Sinn und Zweck von Talkshow-Besuchen: um für den neuen Film - wie etwa jetzt den Zweiteiler "Gier" - zu werben. "Dahinter steckt stets die Sorge, die Geschichte, mit der man sich so lange beschäftigt, herumgeschlagen und manchmal auch gequält hat, würde nicht ausreichend wahrgenommen, ginge im Programmbrei, der allabendlich aus sämtlichen Fernsehkanälen quillt, unbemerkt unter." Nachgesagte Affären kamen dem Regisseur, der seit Jahren seine Beziehung zu zwei Frauen offen zeigt, da manchmal gerade recht: "Wenn eine freundschaftliche Arbeitsbeziehung zu einer Schauspielerin dann gleich zum intimen Verhältnis uminterpretiert wurde, hat man das achselzuckend - im Interesse der Sache - hingenommen."

Natürlich waren nicht alle Affären angedichtet - darüber schreibt Wedel ebenso wie über seine Erfahrungen mit Schauspielern bei Dreharbeiten. "Bei der Probenarbeit rückt man schon sehr nahe aufeinander, gibt unendlich viel von sich preis und erfährt von dem anderen häufig genauso viel." Schauspielern wie Adorf, Elsner, Heinz Hoenig oder Julia Stemberger widmet er in seinen auf mehr als 500 Seiten zu Papier gebrachten Erinnerungen eigene Kapitel - und erntet gleich handfesten Widerspruch. So wehrt sich Hannelore Elsner laut "Spiegel" juristisch gegen das Buch. Sie habe bereits eine einstweilige Verfügung gegen jenen Teil durchgesetzt, in dem Wedel über ein Liebesverhältnis mit ihr berichtet.

Doch in seinem Buch geht Wedel zwischen Show und Skandälchen auch mit sich selbst ins Gericht. Etwa wenn er über seinen Umgang mit Frauen schreibt. Ob er gut zu jenen war, mit denen er zusammen war? "Bestimmt zu einigen nicht. Aus Feigheit. Aus Angst, zu sehr verletzt zu werden. Dann habe ich lieber hingenommen, andere zu verletzen."

Selbstkritische Worte gibt er seinen Lesern schon zu Beginn mit auf den Weg: "Natürlich werde ich versuchen, mich im besten Licht erscheinen zu lassen, Fehler und Unzulänglichkeiten einräumen, wenn es sich gar nicht vermeiden lässt, gleich darauf aber handfestes Entlastungsmaterial und Entschuldigungsgründe für mein Verhalten präsentieren."

Er schildert, wie ihn Verrisse seiner Filme zum Teil geärgert und gekränkt haben, schreibt über Zweifel, Sorgen und Trauer. Seit 1969 steht Wedel hinter der Kamera und hat zahlreiche Filme inszeniert, darunter erfolgreiche TV-Mehrteiler wie "Der große Bellheim" oder "Der Schattenmann". Wovor er Angst hat? "Vor Krankheit, Schmerzen, Siechtum. Vor Verfall. Davor, irgendwann nicht mehr liebenswert zu sein."

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