Christiane Hörbiger mit Ehrenmedaille prämiert

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Im Film war sie bereits Naschmarktstandlerin, Guldenburg-Gräfin oder Synchronstimme einer Kuh - im realen Leben ist sie seit heute Trägerin der Wiener Ehrenmedaille in Gold: Kammerschauspielerin Christiane Hörbiger.

Bürgermeister Michael Häupl lobte bei der Verleihung die Aktrice: "Sie schaffen es, im selben Augenblick zu lachen und zu weinen - das hat schon fast quantentheoretische Dimension." Die Ausgezeichnete selbst nahm in ihrer Dankesrede auf ihr ambivalentes Verhältnis zu Wien Bezug.

"Wien ist für mich zuerst mit Kränkungen verbunden, als ich in diesen Beruf gegangen bin", erinnerte sich die Schauspielerin: "Wien bedeutet Kritik, Wien bedeutet eine unendliche, wenn auch manchmal einseitige Liebe, Wien bedeutet ein Konkurrenzgefühl - auch innerhalb meiner Familie." Aber mittlerweile habe die Bundeshauptstadt eine neue Ebene für sie angenommen: "Wien bedeutet heute Glück."

Es sei für sie ein Trost auf dem Weg ins Alter, dass sie den Beruf der Schauspielerin gewählt habe, ohne den sie heute eine kleine, 71-jährige Frau wäre: "So bin ich jemand, der sich mit dem Licht dieser goldenen Medaille ein wenig Wärme geben kann." Dank ihres Enkels habe sie in der jüngsten Zeit auch kennengelernt, wie es sei, sich mit den öffentlichen Verkehrsmitteln in der Stadt zu bewegen: "Mit Kopftuch und Sonnenbrille war ich eine kleine, ältere Frau." Und auch das sei angenehm in Wien.

Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny konstatierte in seiner Laudatio zugleich, dass es sicherlich nicht leicht gewesen sei, über so einen großen Schatten wie den ihrer Familie zu springen. Zugleich gelte für Hörbigers Oeuvre heute: "All die Rollen, die sie für Film und Fernsehen verkörpert hat, haben sich ausgezeichnet durch Präzision und Qualität." Und nicht zuletzt strich der Stadtrat Hörbiger soziales und gesellschaftspolitisches Engagement als Unicef-Botschafterin heraus.

Die 1938 in Wien als Tochter des Schauspielerehepaares Paula Wessely und Attila Hörbiger Geborene machte auf elterlichen Wunsch zunächst eine Zuckerbäckerlehre, entschied sich 1955 jedoch für die Schauspielerei. Sie besuchte das Reinhardt-Seminar, das sie allerdings für den Film "Kronprinz Rudolfs letzte Liebe" abbrach. Der große Leinwanddurchbruch stellte sich jedoch erst in den 1980er Jahren mit der Serie "Das Erbe der Guldenburgs" ein, auf den "Julia - Eine ungewöhnliche Frau" folgte. Hörbiger nutzte das breitere Rollenangebot und trat etwa im Thriller "Die Gottesanbeterin" auf, synchronisierte 2004 im US-Animationsfilm "Die Kühe sind los" ein Rindvieh und lieferte in Helmut Dietls Hitler-Tagebücher-Satire "Schtonk" einen legendären Auftritt als Freya von Hepp.

Ihr Bühnendebüt als Recha in "Nathan der Weise" am Burgtheater 1959 verlief weniger glanzvoll. Sie erhielt vernichtende Kritiken und wechselte zwei Jahre später an die Städtischen Bühnen Heidelberg. Über Salzburg kehrte sie jedoch wieder ans Burgtheater zurück und spielte dort noch einmal die Rolle der Recha, diesmal mit großem Erfolg. Dennoch verließ Hörbiger 1966 erneut ihre Heimatstadt, um dem steten Vergleich mit Eltern und den ebenfalls schauspielernden Schwestern Maresa und Elisabeth (Orth) zu entgehen. Ab 1967 gehörte sie dem Ensemble des Schauspielhauses Zürich an.

Hörbiger war in erster Ehe mit dem Regisseur Wolfgang Glück verheiratet. Ihr zweiter Mann und Vater ihres Sohnes Sascha, der Schweizer Journalist Rolf R. Bigler, starb 1978. Einen neuen Lebensgefährten fand die Schauspielerin im Wiener Regisseur und Autor Gerhard Tötschinger. Sie erhielt zahlreiche Auszeichnungen, darunter den Bayerischen Filmpreis, den Adolf-Grimme-Preis, sechsmal den Fernsehpreis "Romy", den Ernst-Lubitsch-Preis sowie den Deutschen Fernsehpreis. 2004 wurde sie zur Kammerschauspielerin ernannt.

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