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Peter Schreiners Dokumentation "Totó" ist ein ruhiger Film über das Nachdenken, eine kleine Geschichte über die Zeit. Hauptfigur ist ein nachdenklicher Mann aus dem Mezzogiorno, Antonio Cotroneo, genannt Totó, der über die 50 bewegten Jahre seines Lebens sinniert, das ihn u.a. vom Süden in die Mitte Europas führte. Der Film wurde auf der diesjährigen Diagonale  gezeigt.

Totó stammt aus Tropea in der Provinz Kalabrien - Touristen suchen heutzutage jährlich zu Tausenden das Urlaubsziel an der Südspitze Italiens auf. Doch der Politologe hat es in den 70er-Jahren - trotz der ausgedehnten Landschaft und des weiten Blicks aufs Meer bis zu den Liparischen Inseln hin - als zu einengend empfunden. Der junge Mann studierte, ging nach Wien, hatte verschiedene Arbeiten, fand aber nicht zur Ruhe. Totó erkannte zunehmend, dass Fernweh schleichend zu Heimweh werden, dass Nachdenken einengend und einfach zu sein, befreiend wirken kann.

Peter Schreiners "Totó" ist in schwarz-weiß gehalten, wie zumeist bei seinen Filmen, und 128 Minuten Kino können anstrengend sein. Aber wenn man sich einlässt auf die Bilder, die oft während ganzer Szenen nur von Hintergrundgeräuschen gerahmt werden, dann kann der Streifen über den Kalabresen zu einer wunderbaren Erfahrung über sich selbst geraten. Vieles, was Antonio Cotroneo anspricht, bleibt nur angedeutet, weitgehend unausgesprochen, lässt Raum. Wahrscheinlich macht das den Reiz des österreichischen Streifens, der bei den Filmfestspielen Venedig 2009 uraufgeführt wurde, aus. Wenn man sich Zeit nimmt.

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