Taking Woodstock

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Kann man vierzig Jahre nach Woodstock noch etwas Neues über diese drei Tage im August 1969 erzählen? Man kann, wenn man so entspannt und locker an die Sache herangeht wie Regisseur und Oscarpreisträger Ang Lee ("Brokeback Mountain"), der mit "Taking Woodstock" eine bunte Hommage an die Flower-Power-Zeit geschaffen hat.

 Um das Konzert geht es dabei nur am Rande. Basierend auf dem Erinnerungsbuch von Elliot Tiber erzählt Lee die Geschichte des jungen Innenausstatters Elliot Teichberg (Comedian Demetri Martin), der mit allen Mitteln versucht, das marode Motel seiner eigenbrötlerischen Eltern in der Kleinstadt Bethel zu retten. Als Elliot Wind davon bekommt, dass ein geplantes Open-Air-Konzert in einem Nachbarort abgesagt wurde, ruft er den Veranstalter Michael Lang (Jonathan Groff) an, wenig später erobert eine Horde Hippies das verschlafene Nest, und beim Milchbauern Max Yasgur (Eugene Levy) findet sich schließlich eine geräumige Kuhweide, die für ein paar tausend Leute reichen sollte. Der Rest ist Musikgeschichte.

Nach drei Tagen ist die Party vorbei. Der charismatische, aber seltsam unnahbare Konzertagent Michael erzählt Elliot von seinem nächsten Projekt, ein Gratiskonzert mit den Rolling Stones in Altamont. So endet Ang Lees kluger, facettenreicher Film nicht in naiver Flower-Power-Stimmung, sondern mit einer unheilvollen Vorausschau. Beim Konzert in Altamont am 6. Dezember 1969 starben vier Menschen, der "Summer of Love" war endgültig Geschichte.

Mit einem tollen Ensemble von arrivierten Schauspielern und großartig aufspielenden Newcomern feiert Lee zwei Stunden lang einen historischen Moment der Befreiung und Euphorie, ohne rührselig oder sentimental zu werden. Ang Lee findet immer wieder großartige Bilder und Szenen für die Aufbruchstimmung in diesem kurzen Sommer der Anarchie.

Nach sechs durchweg tragischen Filmen erfüllte sich der Oscar-Preisträger mit "Taking Woodstock" einen Herzenswunsch. "Ich habe mich danach gesehnt, endlich eine Komödie zu machen", sagte Lee im Mai beim Filmfestival in Cannes. "Ich glaube nicht, dass so etwas wie Woodstock heute noch einmal geschehen könnte. Und genau das vermisse ich."

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