Mein Kampf

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Wer nichts ist und wer nichts kann, fängt halt als Diktator an: Regisseur Urs Odermatt hat mit "Mein Kampf" die gleichnamige, bitterböse Posse von George Tabori mit Tom Schilling als jungem Hitler und Götz George als dessen Mentor wider Willen in Szene gesetzt. Der Film wurde auf der Diagonale gezeigt.

Im Jahre 1919 reist der junge Adolf Hitler aus der oberösterreichischen Provinz nach Wien, um als Maler berühmt zu werden. Er mietet sich in einem Männerheim in der Leichengasse ein, um sich auf die Aufnahmeprüfung an der "Akademie der bildenden Künste" vorzubereiten. Die schäbige Behausung teilt er sich mit zwei jüdischen Männern: Dem charismatischen Bibelverkäufer Schlomo Herzl (George) und dem Kosher-Koch Lobkowitz. Schlomo hat auch ein Vorhaben: Er will sein eigenes Buch schreiben, dem er den Titel "Mein Kampf" verpasst. Und er nimmt sich dem ungestümen Hitler an. Das Verhalten des jungen und aufsässigen Mannes Adolf ist immer mehr von Größenwahn, Hass und Paranoia geprägt und wird für Schlomo immer unerträglicher. Zusätzlich nützt der talentfreie Künstler den gutmütigen jüdischen Freund immer mehr aus, der für ihn kocht, wäscht und ihm sogar den Bart stutzt. Obendrein macht er ihm das junge Gretchen abspenstig. Ironischerweise ist es ausgerechnet Schlomo, der Hitler empfiehlt, eine politische Karriere einzuschlagen.

Die Filmgroteske nach der weltberühmten Vorlage von George Taboris Theaterstück ist keine historische Rekonstruktion von Hitlers Wiener Zeit, sondern eine zeitlose Parabel vom Guten, das dem Bösen dient. Eine menschliche Annäherung an den monströsen Adolf Hitler mag genau in jenen Jahren des Scheiterns als Künstler möglich erscheinen, in denen die verheißungsvolle Großstadt Wien so garstig und unwirtlich zum selbstüberschätzten Maler aus Braunau war.

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