Blutsfreundschaft

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Vor wenigen Tagen feierte der Film "Blutsfreundschaft" des Regie-Exzentrikers Peter Kern Weltpremiere auf der Viennale. Im Zentrum der Erzählung über Rechtsradikale und Homosexuelle in Wien steht ein schwuler Alt-Nazi, der einen jugendlichen Neonazi nach einem Angriff auf eine soziale Einrichtung bei sich untertauchen lässt, weil dieser ihn an seine große Liebe aus der NS-Zeit erinnert.

Der 16-jährige Axel überfällt mit seiner Neonazi-Clique eine soziale Einrichtung und taucht daraufhin beim 80-jährigen homosexuellen Wäschereibesitzer Gustav Tritzinsky (Helmut Berger) unter. Dieser deckt den Jungen, weil er ihn an seine große Liebe erinnert, die er während der NS-Zeit an die Gestapo verraten hat. Doch Axels Clique ist mit der sich entwicklenden Freundschaft zwischen den beiden alles andere als einverstanden.

"Als ich das Drehbuch eingereicht habe, hat man mir gesagt, das kann man nicht verfilmen, es gibt keine Neonazis in Österreich", erzählt Kern. "Ich kann sagen, es gibt sie wohl, wir haben drei Jahre lang recherchiert, die stellen sich nur anders dar - sie tragen heute Anzüge und Krawatte, das sind nicht mehr die mit den kurz geschorenen Haaren."

Es sind politisch sehr brisante Themen, die "Blutsfreundschaft" behandelt. Der Film des ehemaligen Fassbinder-Schauspielers dürfte die Gemüter scheiden - schon vor seiner Premiere sorgte er für Schlagzeilen. Die Filmplakate waren gestaltet wie Hetzschriften vom rechten politischen Rand. Eine Plakatfirma hatte sich geweigert diese aufzuhängen. "Schließlich wurden sie mit einem drübergeklebten Banner plakatiert, der klarmacht, dass es sich um den Film handelt", erklärte Kern, "aber die Inhalte haben sich ja eigentlich nicht gerändert, der Spruch 'Soziale Wärme statt Woarme' wurde ja nicht überklebt."

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