Albert Schweitzer Ein Leben für Afrika

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Er war Humanist und Despot, Theologe und Arzt, Orgelspieler und Friedensnobelpreisträger. Der legendäre Tropenarzt Albert Schweitzer (1875-1965) lässt sich nur schwer fassen, und die Liste der Attribute und Bezeichnungen scheint fast unendlich. Mit seinem Film "Albert Schweitzer - Ein Leben für Afrika" hat Regisseur Gavin Millar versucht, ein Porträt des Urwaldarztes zu zeichnen.

Herausgekommen ist ein Afrikafilm mit beeindruckenden Landschaftsaufnahmen in warmen, friedlichen Tönen. Millar konzentriert sich auf die Jahre 1949 bis 1954, die ersten Jahre des Kalten Krieges und der fanatischen Kommunistenjagd in den USA. Seinen Traum von einem Urwaldkrankenhaus hat der angesehene Theologe und Mediziner Schweitzer (Jeroen Krabbé) da zusammen mit seiner Frau Helene (Barbara Hershey) schon verwirklicht. Die beiden reisen in die USA, um dort mit Konzerten und Vorträgen, bei denen Schweitzer seine Ethik der "Ehrfurcht vor dem Leben" vertritt, Spenden für eine Leprastation zu sammeln. Der stets gut gelaunte Schweitzer wird frenetisch gefeiert. Doch die Stimmung kippt, als sich Schweitzer mit seinem Freund Albert Einstein (skurril: Armin Rhode) zeigt und mit dessen Anti-Atombomben-Kampagne sympathisiert. Schweitzer sieht sich nicht als politischer Mensch, hadert, ob er sich öffentlich gegen die Atomkraft stellen soll.

So gerät auch Schweitzer ins Visier der US-Geheimdienstes, der einen Spitzel auf den Arzt ansetzt. Als Journalist getarnt gelingt es diesem, der Familie Schweitzer nahe zukommen. Er besucht die Urwaldstation Lambaréne im heutigen Gabun, und spannt die Unzufriedenheit der dortigen Regierung und sogar Mitarbeiter von Schweitzer für seine Zwecke ein. Gezielte Sabotageakte und ausbleibende Spenden gefährden die Krankenversorgung, Schweitzers Lebenswerk droht die Schließung. Doch der Arzt gibt nicht auf, glaubt an das Gute im Menschen und an die Notwendigkeit den Menschen in Afrika zu helfen - auch um etwas der Schuld abzutragen, die die Kolonialherren auf die Europäer geladen haben.

In wenigen Rückblenden erzählt Millar von den Anfängen des Urwaldkrankenhauses und endet mit der Friedensnobelpreisrede Schweitzers 1954 in Oslo. Dabei zeichnet er anfangs einen gutmütigen, humorvollen Menschen mit liebenswerten, harmlosen Marotten, der trotz der Ernsthaftigkeit seines Handels stets einen lockeren Spruch auf den Lippen hat ("Ihr Amerikaner könnt wirklich keinen Kaffee kochen"). Doch im Laufe des knapp zweistündigen Films werden auch die anderen Seiten des Gutmenschen deutlich: Er ist selbstgefällig, despotisch und patriarchalisch. Für seine gute Sache müssen alle anderen zurückstecken. Das bekommt seine Familie, vor allem seine Tochter Rhena schmerzlich zu spüren, die sich zeitlebens von ihrem Vater vernachlässigt fühlt.

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