Yello feiert 30er im virtuellen Hochglanz-Stadion

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Für eine Band, die so gut wie nie live spielt, hat sich Yello ("Oh, Yeah!", "The Race") ein wahrhaft riesiges Stadion für die Feier zum 30er ausgesucht. Lange Kameraschwenks loten die absurd große Bühne aus, und Dieter Meier und Boris Blank schauen zuweilen aus wie amüsierte Ameisen (und sehr oft wie Mario und Luigi aus dem Computerspiel-Klassiker "Super Mario Bros).

Die Computerspiel-Ästhetik kommt nicht von ungefähr: Der Film "Touch Yello", der am gestrigen Montagabend auf der Leinwand des Wiener Gartenbaukinos präsentiert wurde, ist ein virtuelles Konzert in Computer-gerenderten Räumen.

Live-Auftritte von Yello haben Seltenheits-Wert, schilderte Meier vor der Filmpräsentation, denn Blank arbeite im Studio wie ein Klang-Maler: "Man kann doch keinen Maler auf die Bühne stellen." Das Schweizer Elektropop-Duo hat mit live kaum umzusetzenden Sound- und Stimmspielereien unterhalten, als Sampler noch sündteure Geräte waren und Musik nur in Ausnahmefällen am Computer erzeugt wurde. Die synthetischen Sounds vermischen sich mit eigentlich sehr organischen Musikstilen wie Funk und Hochgeschwindigkeits-Jazzrhythmen zu einem unverwechselbaren Sound. Und der ist in "Touch Yello" mindestens so poliert wie die gleißenden Oberflächen der wechselnden Locations, in denen Yello, von Sängerin Heidi Happy und Trompeter Till Brönner unterstützt, alte und neue Songs präsentierten.

Digitale Welten mit Dada-Einschlag: Wenn die einstigen Musik-Pioniere Meier und Blank im Strizzi-Anzug über psychedelische Blumenwiesen fliegen oder wenig später über schwindelerregend hohe weiße Säulen balancieren, dann kommt der ganz eigene Humor der Schweizer zur Geltung. Musikalisch bot der Film (im Rahmen von "Electronic Beats Classics" unter Anwesenheit der Künstler präsentiert) wenig Aufregendes, aber viel Unterhaltsames. Und Meiers markante Stimme ist sonor wie eh und je. Am Schluss: Viel Applaus im Kino. Konzertstimmung kam trotzdem keine auf.

Von Georg Leyrer/APA

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