Miyazaki-Schau im Wiener Filmcasino

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Vielleicht einer der größten, mit Sicherheit aber einer der einflussreichsten Künstler Japans kann ab 17. September im Wiener Filmcasino umfassend entdeckt werden. In der Werkschau "Spirited Away" sind bis 24. September acht Filme von Hayao Miyazaki zu sehen.

Hayao Miyazaki, seines Zeichens Animationsfilmemacher, Zeichner, Drehbuchautor und Produzent, schuf Anime-Meisterwerke wie "Prinzessin Mononoke" oder "Chihiros Reise ins Zauberland", gewann sowohl den Goldenen Bären in Berlin als auch den Oscar und wurde in Venedig 2005 über eine halbe Stunde lang mit Standing Ovations für seinen Lebenswerkpreis gewürdigt. Das Programmheft des Filmcasinos, das sich anlässlich des 20-Jahr-Jubiläums seiner Wiedereröffnung selbst mit der Retrospektive beschenkt, geizt nicht mit Superlativen: Miyazaki sei "der Gott unter den Animationsfilmern", wird die britische Tageszeitung "The Guardian" zitiert, für die Veranstalter liegen die Qualitäten der Filme in ihrer "überbordenden Fantasie, die bisher noch von keinem anderen Filmregisseur auch nur annähernd erreicht wurde". Miyazaki habe dem Animationsfilm neue Welten erschlossen und wegweisend an der Entwicklung einer neuen Ästhetik (Manga und Jugendkultur, Verschmelzung fernöstlicher und europäischer Kultur) mitgewirkt, heißt es.

Den Werkschau-Auftakt am 17. September macht Miyazakis Film "Nausicäa aus dem Tal der Winde" (1984). Weiter geht es mit den frühen Werken des Regisseurs, die noch nie in Österreich zu sehen waren, etwa "Lupin III: Das Schloss des Cagliostro" (1979), "Das Schloss im Himmel (1986) oder "Mein Nachbar Totoro (1988). Die wiederkehrenden Themen waren damals schon die Kräfte der Fantasie und die Magie im uneskapistischen Einklang mit der Natur. Der jüngste Film "Ponyo", eine Neuinterpretation von Andersens "Die kleine Meerjungfrau", an der der Animationsmeister mit siebzig Assistenten vier Jahre lang gearbeitet hat, kann aufgrund einer Rechtefrage nicht in der Retrospektive gezeigt werden.

Seit den späten 1990er Jahren werden die neuen Filme nicht nur in Japan, sondern auch in Europa und den USA stets mit großer Vorfreude erwartet. "Prinzessin Mononoke" war Miyazakis erster Film, der im deutschsprachigen Raum ungeschnitten ins Kino kam, und wurde 1997 der erfolgreichste japanische Film aller Zeiten. Der anschließende Film "Chihiros Reise ins Zauberland" (2001) wurde zum weltweit meist ausgezeichneten Zeichentrickfilm (u.a. Goldener Bär, Oscar). 2004 folgte "Das wandelnde Schloss", weitere vier Jahre später wurde schließlich "Ponyo" in den Wettbewerb der Filmfestspiele Venedig eingeladen.

Miyazaki wurde am 5. Jänner 1941 in Tokio geboren und wuchs 100 Kilometer nördlich in Utsunomiya auf. Nach dem Studium der Politikwissenschaften und Ökonomie schloss er sich 1963 der Produktionsfirma Studio Toei an. Dort begann er seine Karriere als Zeichner diverser Animationsfilme und -serien, u.a. "Heidi" (1974), und lernte seinen späteren Geschäftspartner Isao Takahata kennen, mit dem er nach mehreren Studiowechseln die mittlerweile renommierten Ghibli-Studios gründete. Der TV-Sender ARTE lobte einst: "Wenn es einen Künstler gibt, dem es gelingt, der traumatisierten Welt diese heilsame Medizin zu verabreichen, dann muss er etwas Geniales haben - Miyazaki schafft es."

Die Retrospektive wird ganz oder in Teilen auch in weiteren Kinos zu sehen sein, etwa im Grazer "Kiz/Royal", im Linzer "Moviemento", im Innsbrucker "Leokino" und im "Cinema Paradiso" in St. Pölten.

INFO: http://www.filmcasino.at

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