Italienischer Auftakt bei Filmfestspielen Venedig

Teilen

Sicherheitskontrollen und hohe Zäune statt erwartungsvoller Gesichter und kribbeliger Vorfreude: Am Lido konnte man kurz vor Beginn der 66. Filmfestspiele von Venedig die Spannung nur erahnen. Vielmehr glich der Hochsicherheitstrakt rund um den Palazzo del Cinema einer großen Baustelle, wo bei hochsommerlichen Temperaturen die letzten Vorbereitungen getroffen wurden.

Den Auftakt beging am Abend Giuseppe Tornatores melancholische Familiensaga "Baaria", in den nächsten Tagen trägt das älteste Filmfestival der Welt dagegen ein bisschen rot-weiß-rot. Bis Sonntag werden fünf der sechs Beiträge mit österreichischer Beteiligung - darunter der Wettbewerbsfilm "Lourdes" von Jessica Hausner - bereits gezeigt worden sein. Hausners Film wird am Donnerstag der Presse vorgestellt und darf sich in den ersten Tagen u.a. mit den US-Produktionen "Bad Lieutenant" von Werner Herzog, "The Road" von John Hillcoat oder "Capitalism: A Love Story" von Michael Moore messen. Die ersten Medienreaktionen werden dann wohl auch schon zeigen, ob "Lourdes" in der Konkurrenz um den Goldenen Löwen mitbrüllen wird können.

Der zweite Wettbewerbs-Film mit Österreich-Bezug, Shirin Neshats "Women Without Men", geht erst am Dienstag - allerdings für Deutschland - ins Rennen. Zuvor wird am Donnerstag Sherry Horamms Adaption der Biografie von Waris Dirie, "Wüstenblume", ebenso frisch am Start sein wie Peter Schreiners Doku "Toto" in der Reihe "Orizzonti". Am Freitag folgt in der gleichen Kategorie der koproduzierte Film "Pepperminta" von Pipilotti Rist, und in der "Settimana della Critica" ist am Freitag Patric Chihas "Domaine" erstmals zu sehen.

Am Mittwochabend war indes der rote Teppich ausgerollt, Kameraleute und Autogrammjäger waren in Position. Gerüchteweise sollte Michael Moore schon in der Lagunenstadt sein, und auch George Clooney wurde von den örtlichen Zeitungen schon gesichtet. Der deutsche Regisseur Werner Herzog hatte mit seinen Hauptdarstellern Eva Mendes und Nicholas Cage auf jeden Fall schon das Quartier in Venedig bezogen - und eigentlich stand einem großen Festival nichts mehr im Wege. Die Baustelle des neuen Kinopalastes nahm man mit Gelassenheit: Die muss ohnehin noch bis 2012 ertragen werden.

Der künstlerische Direktor Marco Müller und Präsident Paolo Baratta gaben sich jedenfalls überzeugt, nach Jahren der Kritik an der Auswahl und der Qualität der Filme diesmal richtig zu liegen. 24 Filme sind bis zum 12. September im Wettbewerb, viele davon von anerkannten Regisseuren wie Fatih Akin, Patrice Chereau oder Jacques Rivette. Wie immer wartete man bei der Film-Biennale aber wieder eigentlich auf manch anderen Film, der nicht in der Konkurrenz lief, am meisten - wie etwa Steven Soderberghs "The Informant", der am Sonntag am Programm stand.

(Von Daniel Ebner/APA)

Fehler im Artikel gefunden? Jetzt melden.