Haneke-Triumph bei Europäischen Filmpreisen

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Dem österreichischen Regisseur Michael Haneke gelang mit seinem Film "Das weiße Band" bei den 22. Europäischen Filmpreisen ein Triumph: Für das Drama erhielt Haneke am Samstag in Bochum die Preise für den besten Film, die beste Regie und das beste Drehbuch von der European Film Academy (EFA). "Wir haben den Hattrick", freute sich Produzent Veit Heiduschka nach der Verleihung gegenüber der APA.

Der Filmemacher bedankte sich laut Heiduschka im Rahmen der Gala für eine "besondere Auszeichnung". "Das weiße Band", eine majoritär deutsche Produktion, wurde im Mai bereits mit der Goldenen Palme des Festivals in Cannes ausgezeichnet. Bei den Europäischen Filmpreisen "haben wir eher damit gerechnet, dass man uns lobend erwähnen wird - aber das war absolut nicht zu erwarten und ist doch außergewöhnlich", sagte der Produzent, der den Film gemeinsam mit der deutschen X Filme Creative Pool, der französischen Les Films du Losange und der italienischen Lucky Red als Partner produziert hat. "Für Österreich ist das eine sehr erfreuliche Situation." Ins Rennen um den Auslands-Oscar wurde "Das weiße Band" jedoch von Deutschland geschickt.

Freude über die drei Auszeichnungen äußerte am Sonntagvormittag Kulturministerin Claudia Schmied. Haneke habe sich "abermals als der europäische Chronist des Unsagbaren unter Beweis gestellt. Seine erschütternden Bilder sind in erzählerischer Tiefe und technischem Vermögen kaum zu übertreffen", so Schmied in einer Aussendung. "Er ist ohne Zweifel einer der besten Maler von bewegten Bildern in der Moderne." Wiens Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny meinte laut einer Aussendung, "'Das weiße Band' hat Europa erobert." Der Streifen habe "jene Aufmerksamkeit und Würdigung" bekommen, die "der Film und das Thema verdienen".

In seinem jüngsten Film erzählt Haneke die Geschichte seltsamer Unfälle und brutaler Angriffe in einem norddeutschen Dorf in den Jahren 1913/14. Sein Drama geht den Ursachen von Terror und Gewalt auf den Grund und zeigt autoritäre Strukturen in Familien und der Dorfgemeinschaft. Der Film galt schon vorweg als einer der Favoriten auf den "europäischen Oscar", wie der Europäische Filmpreis in Anlehnung an den wichtigsten US-Filmpreis genannt wird, und verwies u.a. "Fish Tank", "Un Prophete", "Slumdog Millionär", "So finster die Nacht" und "Der Vorleser" auf die Plätze.

Im Rennen um die beste Regie setzte sich Haneke gegen Pedro Almodovar, Andrea Arnold, Jacques Audiard, Danny Boyle und Lars von Trier durch. Um den "Hattrick" perfekt zu machen, erhielt der Regisseur auch noch die Auszeichnung als bester Drehbuchautor. Nur in der Kategorie der besten Kamera, für die "Das weiße Band" ebenfalls nominiert war, setzte sich Anthony Dod Mantle gegen den Österreicher Christian Berger durch. Mantle hatte sowohl in "Antichrist" als auch in "Slumdog Millionaire" für die Bilder verantwortlich gezeichnet.

Als bester Schauspieler wurde Tahar Rahim für seine Rolle im Gefängnisdrama "Un Prohpete" von Jacques Audiard geehrt, den Preis für die beste Schauspielerin erhielt Kate Winslet für ihre Rolle als KZ-Aufseherin in "Die Vorleserin". Ehrenpreise erhielten der britische Filmemacher Ken Loach und die französische Schauspielerin Isabelle Huppert. Unter die illustren 1.400 Gäste der Gala hatten sich u.a. Oscarpreisträger Danny Boyle und Schauspieler wie Ben Kingsley, Hannelore Elsner und Moritz Bleibtreu. Moderiert wurde der Abend von der deutschen Komödiantin Anke Engelke.

INFO: http://www.europeanfilmacademy.org

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