Filmmuseum schreibt die deutsche Filmgeschichte um

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Den Vorschlag einer "anderen" deutschen Filmgeschichte macht das Österreichische Filmmuseum ab Freitag: "Deutschland in der Nacht" nennt sich die Filmschau, die zum einen am klassischen Filmkanon nagen und zum anderen als "Gegengift zur Historienfolklore des aktuellen deutschen Kinos und Fernsehens" wirken soll.

37 Filme aus den Jahren 1922 bis 1988 stehen am Programm, von Friedrich W. Murnau bis Christoph Schlingensief, von Rainer Werner Fassbinder bis Romuald Karmakar. Letzterem ist ab 20. März eine eigene Schwerpunktschau gewidmet. "Denk ich an Deutschland in der Nacht, so bin ich um den Schlaf gebracht", zitiert das Filmmuseum den deutschen Exilanten Heinrich Heine. Die allgegenwärtige Unruhe und Unversöhntheit, die dieser in Paris verspürt habe, ziehe sich auch durch die Filmschau, mehr "ein Fremdheitsgefühl oder eine ins Obsessive gesteigerte Sehnsucht als ein wohliges Heimatgefühl". Angesichts der unterschiedlichen Staaten, die alle Deutschland waren - Weimarer Republik, Drittes Reich, BRD, DDR - können diese Grauzonen nachvollzogen und nachgespürt werden.

Den Auftakt der Schau macht "Nosferatu, eine Symphonie des Grauens" von Murnau, gefolgt von "Die Patriotin" von Alexander Kluge. Dem Kanon folgen auch Fritz Langs "M - Eine Stadt sucht einen Mörder" oder Fassbinders "Händler der vier Jahreszeiten", Werner Herzogs "Woyzeck" oder Werner Schroeters "Palermo oder Wolfsburg". Dazu kommen Filme von jenen "irrlichternden Figuren, die von jeder Generation neu entdeckt und oft wieder dem Vergessen anheimgegeben werden: Phil Jutzi, Frank Wysbar, Peter Pewas oder Roland Klick".

Dazu kommen die aus dem Exil Zurückgekehrten wie Peter Lorre, John Brahm oder Robet Siodmak, die Radikalen von außen wie Straub/Huillet und die Radikalen von innen wie Herbert Achternbusch, die unerlösten Familien (Veit und Thomas Harlan) und jene, die ihnen durch Remakes oder Parallelaktionen kontern (Schlingensief, Robert Kramer). Und dazwischen finden sich Außenseiter-Werke von großen Namen, etwa Helmut Käutners "Schwarzes Kies". Analog zu Karmakars Oeuvre widmet die Schau dem dokumentarischen oder essayistischen Film ebenso viel Raum wie den Fiktionen.

"Deutschland in der Nacht" läuft bis 8. April. Ab 21. März werden Karmakar und sein Schauspieler Manfred Zapatka zu Gast in Wien sein.

INFO: http://www.filmmuseum.at

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