"Der Kameramörder" eröffnet Diagonale 2010

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Der rumänisch-österreichische Regisseur Robert Adrian Pejo hat den Roman "Der Kameramörder" verfilmt und eröffnet damit am Dienstag (16.2.) die Diagonale in Graz. Das Buch des österreichischen Autors Thomas Glavinic "hat mich anfangs etwas zurückgestoßen und durch seine grafische Gewalt abgeschreckt", erzählte Pejo im Gespräch mit der APA.

"Aber den Stil von Glavinic fand ich extrem spannend, der Text hat mich richtig aufgewühlt." Die Kriminalgeschichte rund um zwei Paare und ein aufgetauchtes Snuff-Video sowie die medienkritische Haltung waren für Pejo sekundär - "für mich stand der innere Konflikt, das Psychodrama im Vordergrund".

"Die Funktion zwischen den Charakteren hat mich sehr interessiert", erzählte der Filmemacher, der 1964 in Arad (Rumänien) geboren wurde, 1972 nach Österreich emigrierte und seit 1996 in New York lebt. "Jeder Mensch ist auch ein Monster, hat eine dunkle Seite - das war für mich der Angelpunkt." Dementsprechend verlegte Pejo die Handlung auch von der Steiermark ins Schilfgebiet der österreichisch-ungarischen Grenze, um das Archaische des Stoffes zu betonen. "Das war das Spannende", so der Regisseur, "die Landschaft wirkt auf den ersten Blick sehr offen und harmonisch. Je nach Zustand des Protagonisten kann das aber auch sehr bedrohlich werden."

Pejo ließ für den Film direkt am Neusiedlersee ein Designerhaus bauen, abgeschnitten von der Umgebung wie ein soziologisches Experimentierfeld. "Für mich war klar: Es musste ein Haus geben, eine Straße und sonst nur Natur. Ich wollte, dass man alles, das draußen passiert, immer ein bisschen spürt, dass sich die Figuren ein bisschen wie in einem Aquarium fühlen." So entsteht eine klaustrophobische Eingesperrtheit trotz großer freier Flächen und weiter Landschaft, die Pejo sehr bewusst für Thriller-ähnliche Momente einsetzt. Das bedrückende Gefühl, dass jederzeit etwas Schreckliches passieren kann, lässt den Zuschauer bis zum Ende nicht los.

"Man geht mit einer gewissen Erwartungshaltung rein, aber diese wollte ich auch brechen", so Pejo. "Der Film handelt auch davon, was in unseren Köpfen vorgeht." Ein "unbefriedigendes Ende" nimmt der Filmemacher daher gerne in Kauf: "Mit diesem Gefühl wollte ich den Zuschauer auch entlassen." Bei der Uraufführung des Films sei die Stimmung nach dem Film "ganz seltsam, etwas beklemmend" gewesen, "das fand ich sehr gut. Die Zuschauer haben etwas mitgenommen, was sie auch beschäftigt hat." Pejo hat damals auch etwas mitgenommen - nämlich den Preis für die beste Regie der Ungarischen Filmwoche.

Eine zentrale Rolle übernehmen in dem Film die vier Protagonisten, gespielt von Andreas Lust, Merab Ninidze, Dorka Gryllus und Ursina Lardi. "Die Charaktere sind ziemlich genau so, wie ich sie mir dachte", zeigte sich Pejo mit der Auswahl zufrieden. Mit der ungarisch und deutsch sprechenden Dorka Gryllus erfüllte sich auch die Überlegung, mittels Zweisprachigkeit "eine gewisse Fremdartigkeit" zu forcieren. Die Mehrsprachigkeit hatte auch am völlig isolierten Set immer wieder mal für angespanntere Situationen gesorgt: "Bei Ost-West-Koproduktionen gibt's immer Schwierigkeiten mit der Mentalität, das kenne ich aber ganz gut."

Am Ende hat alles gut geklappt, auch Autor Glavinic, der anfänglich mit der Verfilmung nichts zu tun haben wollte, hat sich mit dem Ergebnis zufrieden gezeigt. Nun herrscht eine gewisse Spannung, wie der Film bei seiner Österreich-Premiere in Graz aufgenommen wird. Die Eröffnung der Diagonale zu bestreiten empfindet Pejo als "Ehre" und eine "besondere Motivation angesichts des Aufschwungs, den der österreichische Film gerade bestreitet". Neben dem Regisseur und dem ganzen Produktionsteam werden auch alle Darsteller und auch Glavinic zur Vorführung in Graz erwartet. Am 26. März startet "Der Kameramörder" regulär im Kino.

(Das Gespräch führte Daniel Ebner/APA)

INFO: http://www.diagonale.at; http://www.derkameramoerder.at/filminfo.html

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