Bernd Eichinger über Film "Zeiten ändern sich"

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Wenn Bushido in der Stadt ist, scheint der Tumult nicht weit zu sein. So zumindest am Donnerstagabend (4.2.) im Donauplex in Wien Donaustadt, wo wegen des großen Andrangs bei der Premiere zum Bushido-Streifen "Zeiten ändern dich" und daraus resultierender Tumulte die Exekutive zu Hilfe gerufen wurde.

Bushido musste auf ein Treffen mit seinen aufgebrachten Fans daher verzichten. Ein paar Stunden vor der Premiere stellte sich der Berliner Rapper in einem Wiener Hotel, in dem auch Produzent Bernd Eichinger zugegen war, der APA zum Interview. Bushido betont: Der Streifen, der sich um Triumph und Tragik seines Lebens dreht, hätte auch völlig anders ausfallen können, wie er im Round-Table-Interview in Anspielung auf die negative Erwartungshaltung gegenüber seiner Person ausführte: "Bernd Eichinger und ich hätten in dem Film ja alles machen können. Wir hätten auch einen Film drehen können, in dem man sieht, wie ich 800.000 Euro verdien, davon 600.000 Euro im Puff ausgebe, den ganzen Film über Nasenbluten habe, weil ich zu viel Kokain konsumiere, Frauen verprügle, weil das ja so mein Motto auch ist - ironisch gesagt", sagt Rapper. "Es wäre auch eine Art und Weise gewesen, einen Bushido-Film zu drehen, und der Film wäre ab 21 freigeben worden von der FSK. Das wäre der Film gewesen, den die Leute sich gewünscht hätten oder erwartet haben. Sie hätten sich aber auch trotzdem aufgeregt, wenn sie das gesehen hätten, denn das wäre genau das gewesen, was die Leute eh schon von mir denken."

So weit ist es nicht gekommen. Und ebenso hält sich "Zeiten ändern dich" nicht streng an die Vorlage der Bushido-Biografie hält. Für Bernd Eichinger war die Zusammenarbeit keineswegs unangenehm. "Bushido ist ein überaus intelligenter und sehr charmanter Mann. Er weiß schon, wo er absichtlich provoziert und wo es ihm unterläuft. Wir sind sehr gut miteinander ausgekommen, auch mit seinen Freunden und seinem Umfeld", meint der 60-Jährige über seinen Hauptdarsteller.

Doch Bushido hat es geschafft, die Rolle des Bürgerschrecks allein dadurch zu erwerben, dass er von seiner Lebensrealität singt. Und das, ohne dabei einen revolutionären Umbruch in der Gesellschaft zu fordern, wie etwa die 68er-Generation. Wie hat er das geschafft? "Es ist deswegen nicht weniger wichtig, denn man muss nicht eine Gegenwelt entwerfen. Nimmt man den 'Baader Meinhof Komplex', so hatten die einen Gegenentwurf, aber der war natürlich vollkommen hirnverbrannt und hatte kein Konzept, wie eine 'bessere Welt' konkret aussehen sollte. Bushido ist kein Politiker, er ist ein Künstler und ein Bob Dylan entwirft ja auch keine Gegenwelt", sagt Eichinger.

Für den Produzent sind die Reaktionen auf den Skandalrapper nicht erstaunlich: "Das ist typisch für die jeweils ältere Generation, ihr erscheint immer das, was sie nicht kennt, erschreckend. Das ist so, seit man Geschichte schreibt, auch bei den 68ern. Die hatten Angst und Schrecken und dachten, jetzt kommt das Ende der Welt, nur weil Jugendliche lange Haare hatten und eine ihnen unverständliche Musik und Lebenshaltung. Aber das ist jetzt so auch und die Eltern glauben allen Ernstes, dass Bushido die Kinder verdirbt." Dies sei jedoch "überhaupt nicht" der Fall. "Er verschreckt die Eltern, das tut er, während es die Kinder als Rebellion und als Ausdruck ihrer Sorgen empfinden. Natürlich wissen wir, dass für jeden Entertainer das Image wichtig ist. Und der Rapper hat eben hart zu sein und muss auch mal öfter Sachen machen, die sich 'bürgerschrecklich' anfühlen. Was davon gespielt ist und was wirklich echt ist, da verschieben sich die jeweiligen Ansichten."

INFO: http://www.kingbushido.de/

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