82. Oscar: Berger und der Ruf nach Hollywood

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Einen neuen Smoking muss sich Christian Berger noch besorgen. Schließlich kommt es nicht alltäglich vor, dass man zur prestigereichsten Filmpreisgala der Welt eingeladen wird - und dann auch mit der Nominierung für die beste Kamera des vergangenen Jahres.

Der 65-jährige Tiroler hat für "Das weiße Band" von Michael Haneke eine exzeptionelle Arbeit hingelegt, die von den US-Kollegen bereits mit der Auszeichnung zum "Kameramann des Jahres 2009" gewürdigt wurde. Nun ruft Hollywood nach dem bescheidenen Gentleman. Für die Oscar-Verleihung am 7. März ist alles möglich, gewann Berger doch die meisten seiner Preise für den Film nicht in Europa. Trotzdem wundert sich Berger, dass ausgerechnet "Das weiße Band" in Übersee so einschlug: "Wir sind überlang, wir erzählen eine Geografie und eine Zeit, die keiner kennt, es gibt keine Stars, alles ist schwarz-weiß, es explodiert nichts, es ist mit Untertiteln, und es gibt keine Musik! Die glauben ja alle, dass der Film noch gar nicht fertig ist", sagt Berger im Gespräch mit der APA. Doch die malerisch inszenierten Plansequenzen haben für eine kleine Euphorie in Amerika gesorgt.

Berger wurde am 13. Jänner 1945 in Lans bei Innsbruck geboren und lebt heute in Wien. Er begann seine Karriere 1968 als ständiger freier Mitarbeiter beim ORF und gründete in den 1970er Jahren seine eigene Produktionsfirma. 1985 erhielt er für seinen ersten Spielfilm "Raffl" den Max-Ophüls-Preis und ein Jahr später den Österreichischen Staatspreis für Filmkunst. Heute arbeitet er als Drehbuchautor, Produzent, Kameramann und Regisseur sowie als Professor an der Filmakademie. "Das weiße Band" war nach u.a. "Die Klavierspielerin" und "Cache" bereits der fünfte Film gemeinsam mit Michael Haneke.

Der seit vielen Jahren auf höchstem Niveau arbeitende Künstler fühlt sich der europäischen Tradition und der Malerei verbunden. "Für mich ist das Wichtigste, sich nicht unter das Diktat der Technik zu begeben. Ich möchte schon selber bestimmen, was Schauen bedeutet und was Bilder bedeuten." Einem Engagement in den USA ist er aber nicht abgeneigt: "Ich habe schon sehr interessante Gespräche geführt mit ganz tollen Regisseuren, das hängt einfach von der Geschichte ab."

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