60. Berlinale: Weltpremiere von "Der Ghostwriter"

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Auch wenn der umstrittene Regisseur Roman Polanski fehlte - bei der 60. Berlinale feierte die Bestseller-Verfilmung "Der Ghostwriter" nach dem Roman von Robert Harris am Freitagabend (12.2.) eine spannende Weltpremiere mit Star-Aufgebot.

Ewan McGregor, der in dem Film die Biografie eines britischen Ex-Premiers schreiben soll und dabei auf gefährliche Geheimnisse stößt, starrt auf dem Plakat grimmig ins Nichts, während Pierce Brosnan als Ex-Premier quasi als Überfigur hinter seinem Rücken lauert. Kim Catrall gibt die emsige Assistentin. Kinostart ist bereits am 19. Februar.

"2006 hörte ich ein Radiointerview mit jemanden, der Tony Blair wegen Kriegsverbrechen anklagen wollte, und diese Person meinte, Blair würde dann nach Amerika ins Exil gehen müssen, weil er von dort nicht ausgeliefert werden könnte", erklärt Buchautor Robert Harris seine Motivation für den Stoff. Ob die Handlung, die im Dunstkreis von Tony Blair spielt, allerdings auf Tatsachen oder Fiktion beruht, darüber schweigt Harris. Der Journalist schrieb in jedem Fall auch das Drehbuch zu "Der Ghostwriter", zu Roman Polanskis erstem Film seit "Chinatown" vor 20 Jahren, der in Amerika angesiedelt ist.

Gedreht wurde der Politthriller allerdings in den Babelsberg-Studios in Berlin und auf der Nordseeinsel Sylt, da der Regisseur aufgrund eines Haftbefehls noch immer nicht in die USA reisen darf und mittlerweile in seinem Schweizer Exil unter Hausarrest der Dinge harrt. In Polanskis Thriller soll "The Ghost", ein erfolgreicher britischer Ghostwriter, die Memoiren des ehemaligen Premierministers Adam Lang (Pierce Brosnan) verfassen. Die Zeit drängt, es geht um Millionenbeträge - und für den "Ghost" verspricht das einen Karrieresprung und ein horrendes Honorar.

Die Vorzeichen dafür stehen allerdings schlecht, denn der erste Ghostwriter starb eines tragischen Unfalls. Trotzdem eilt der Neue (Ewan McGregor) auf die Atlantikinsel Vineyard, wohin sich der Ex-Premierminister mit seiner Frau Ruth und einem kleinen Stab um seine attraktive Assistentin Amelia Bly (Kim Catrall) zurückgezogen hat. Doch die Ruhe der Insel ist trügerisch: Langs Ferienhaus gleicht einem Hochsicherheitstrakt. Welches Geheimnis birgt das Buchmanuskript, das im Safe liegt?

Kaum ist der Ghostwriter auf der Insel eingetroffen, beschuldigt ein hochrangiger britischer Politiker Lang, die Festnahme mutmaßlicher Terroristen und ihre heimliche Auslieferung an die CIA unterstützt zu haben - mithin eines Kriegsverbrechens, da die Männer mit Langs Wissen gefoltert wurden. Dies ruft neben der Presse auch Demonstranten auf den Plan, die das Anwesen belagern. Inmitten des Tumults stößt der Ghostwriter auf eine globale Verschwörung und befindet sich plötzlich in höchster Lebensgefahr.

Interessant ist, dass sich der echte Ex-Premier Tony Blair derzeit gerade einem Untersuchungsausschuss wegen des Irak-Krieges stellt und bei seinem ersten Verhör keinerlei Reue zeigte - wie auch Pierce Brosnan im Film, der als skrupelloser Machtmensch überzeugt. Ob es nun die wahren Begebenheiten sind oder die schauspielerische Leistung, "Der Ghostwriter" besticht mit einer spannenden und überzeugenden Inszenierung abseits des üblichen rasanten Genretempos. Und nicht zuletzt wissen wir seit dem Film nun auch, wo CIA-Mitgliedschaften zu finden sind: auf Google natürlich.

INFO http://www.berlinale.de

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